Nach zwei Wochen sollte die UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow am Freitag zu Ende gehen. Die Verhandlungen gerieten jedoch ins Stocken und ziehen sich mindestens bis Samstag hin. Neben Politikerinnen und Politikern aus aller Welt waren auch zwei junge Unterfranken als Delegierte mit Beobachterstatus dabei. Rebekka Hettrich (27) und Manuel Rettner (21) aus dem Landkreis Schweinfurt sind für die Katholische Landjugend Bayern (KLJB) nach Schottland gereist. Im Interview berichten die beiden von ihren Erfahrungen und verraten, was sie an der internationalen Konferenz am meisten beeindruckt hat.
Frage: Wie kam es dazu, dass Sie bei der Weltklimakonferenz in Glasgow dabei waren?
Manuel Rettner: Die Katholische Landjugendbewegung ist seit 2018 eine der Beobachterorganisationen auf der Weltklimakonferenz.
Rebekka Hettrich: Es gibt dann einen Bewerbungsprozess für Delegierte über die KLJB und bei diesem haben wir uns erst im Juni für die Zwischenverhandlungen und dann auch nochmal für die Weltklimakonferenz beworben. Und dann wurden wir ausgewählt, mitzufahren.
Und wie sind Sie nach Schottland gereist? Wahrscheinlich nicht mit dem Flugzeug, oder?
Rettner: Wir sind alle mit dem Zug nach Glasgow an- und abgereist. Die Reise nach Würzburg dauert insgesamt circa zwölf Stunden.
Mit welchen Erwartungen sind Sie zur Klimakonferenz gefahren?
Rettner: Wir wollten dort die Interessen unserer 70 000 Mitglieder vertreten und uns mit den verschiedenen Jugendorganisation, die auf der COP vertreten sind, vernetzen.
War die Konferenz rückblickend für Sie ein Erfolg?
Hettrich: Unsere Erwartungen wurden in dem Bezug erfüllt, dass wir gute Vernetzungsarbeit betrieben und gute Aktionen mit den anderen Jugendorganisationen organisiert haben. Wir konnten die Stimme der Jugend oft bei Gesprächen mit einbringen.
Was halten Sie von den Gipfelergebnissen?
Hettrich: Die Ergebnisse der COP sind meiner Meinung nach nicht sehr gut, da es international immer noch keine schnelle Lösung zur Erreichung des Ziels gibt, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Rettner: Schon bevor die Konferenz begonnen hat, gab es kritische Stimmen, die gemeint haben, dass keine weitreichenden Beschlüsse in diesen zwei Wochen gefasst werden. Das hat sich leider bestätigt. Es gibt immer noch keine Einigung in vielen Bereichen.
Was hat Sie am meisten in Glasgow beeindruckt?
Rettner: Ein Highlight war die Demonstration durch Glasgow am 6. November, bei der zehntausende Menschen trotz strömenden Regens für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen sind.
Hettrich: Mein Höhepunkt waren die Treffen mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Anja Weisgerber (CSU), die Beauftragte für Klimaschutz der Union ist. Außerdem waren die Aktionen der Jungendorganisationen und der Zivilgesellschaft sehr kreativ und informativ.
Sind Klimakonferenzen Ihrer Meinung nach sinnvoll, oder ist alles nur "heiße Luft"?
Rettner: Klimakonferenzen haben durchaus einen Nutzen. Jährlich wird das Thema "Klimawandel" auf die Agenda aller Staaten sowie der Medien gesetzt. Dadurch wird die Dringlichkeit immer wieder unterstrichen. Natürlich hat eine COP auch Nachteile. Durch das große Event wird viel CO2 ausgestoßen. Zudem wird großen Firmen und einigen Ländern eine Bühne für Greenwashing gegeben. (Anmerkung der Redaktion: Der Begriff Greenwashing bezeichnet PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen)

Was hätten Sie noch von der Klimakonferenz erwartet?
Hettrich: Konkret hätten wir uns natürlich gewünscht, dass ein eindeutiges Paket verabschiedet wird, das zeigt, wie alle Länder ab zum Beispiel 2022 agieren sollen, um den Klimawandel schnellstmöglich zu verhindern. Sehr wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn ein COP wirklich als rein nachhaltiges Event stattfindet und dort alle Teilnehmenden auf ihren CO2-Fußabdruck achten müssen. Das war nicht der Fall.
Sie hatten einen Beobachterstatus inne. Was bedeutet das?
Rettner: Das heißt, dass wir bei den Verhandlungen kein Stimmrecht hatten. Wir durften zwar bei einigen zuschauen, aber manche Meetings waren auch für uns geschlossen. Wir konnten aber trotzdem vor Ort Aktionen planen und unsere Forderungen für einen besseren Klimaschutz an deutsche Politikerinnen und Politiker übergeben.
Wie haben Sie die Atmosphäre vor Ort empfunden?
Hettrich: Sie war bei uns Vertreterinnen und Vertretern der Jugendorganisationen sehr gut. Wir waren aber auch alle sehr gespannt, was die Verhandlungen bringen werden.
Rettner: Man fühlt sich auf der Konferenz wie in einer eigenen kleinen Welt.
Wie sah Ihr typischer Tagesablauf aus?
Rettner: Es hat sich nach einiger Zeit eine kleine Routine eingespielt. Der Tag begann mit den Sicherheitskontrollen, bei denen man auch gut und gerne eine halbe Stunde verbringen konnte. Das erste Meeting am Tag war das von YOUNGO. Das ist ein Zusammenschluss aller Jugend-Nichtregierungsorganisationen weltweit. Alle zwei Tage stand ein Treffen der Jungen Deutschen Vernetzung an, bei der man beispielsweise eine Aktion auf der COP geplant hat. Dann gab es noch regelmäßige bilaterale Gespräche mit Politikerinnen und Politikern sowie Beamtinnen und Beamten. Zwischendurch haben wir immer wieder interessante Vorträge rund um die Themen Klima und Nachhaltigkeit gehört.
Was nehmen Sie persönlich von der Klimakonferenz mit?
Hettrich: Dass wir weiterhin sehr engagiert dem Klimawandel entgegentreten möchten und mithelfen wollen, ihn zu stoppen.
Über die beiden Delegierten aus UnterfrankenRebekka Hettrich ist 27 Jahre alt und kommt aus Eßleben (Lkr. Schweinfurt). Sie ist seit 2009 Mitglied der KLJB Würzburg und seit 2017 ehrenamtliche Diözesanvorsitzende in Würzburg. Sie war eine Woche lang in Glasgow. Hettrich arbeitet als Angestellte bei Profil in Würzburg.Manuel Rettner ist 21 Jahre alt und kommt aus Stammheim (Lkr. Schweinfurt). Er war insgesamt 15 Tage in Schottland. Rettner ist seit seiner Kindheit Mitglied im KLJB und seit Oktober 2020 ehrenamtlicher Diözesanvorsitzender. Derzeit studiert er Politikwissenschaft und Soziologie an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg.Quelle: auv