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Kreis Haßberge: Kommentar: Für die Verkehrswende auf dem Land braucht es auch ein Umdenken der Bevölkerung

Kreis Haßberge

Kommentar: Für die Verkehrswende auf dem Land braucht es auch ein Umdenken der Bevölkerung

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    Ein Bus hält im Steigerwald-Dorf Untersteinbach (Archivbild). Doch wo es auf dem Land ÖPNV gibt, wird er meist viel zu wenig genutzt.
    Ein Bus hält im Steigerwald-Dorf Untersteinbach (Archivbild). Doch wo es auf dem Land ÖPNV gibt, wird er meist viel zu wenig genutzt. Foto: René Ruprecht

    Bereits bei der Einführung des 9-Euro-Tickets und später des Deutschland-Tickets waren aus den ländlichen Teilen Deutschlands hämische Kommentare zu hören: "Ist ja toll, dass es jetzt so billig geworden ist, mir eine Fahrkarte für den Bus zu kaufen, der hier sowieso nicht fährt." Während in Großstädten viele Bürgerinnen und Bürger gar keinen Führerschein haben, weil man mit Bus und Bahn viel schneller ans Ziel kommt und mit dem Auto sowieso nirgendwo einen Parkplatz finden würde, fiebern Jugendliche auf dem Land dem 18. Geburtstag entgegen, um nicht mehr auf das Eltern-Taxi angewiesen zu sein, wenn sie mal raus wollen aus ihrem Dorf.

    Ohne Passagiere kein Bus, ohne Bus keine Passagiere

    Wenn es um den ÖPNV auf dem Land geht, fühlt man sich manchmal an den Hauptmann von Köpenick erinnert, der in Carl Zuckmayers gleichnamigem Drama einen Pass braucht, um von einem Arbeitgeber angestellt werden zu können, jedoch keinen Pass bekommt, solange er keine Arbeitsstelle vorweisen kann. Ohne Pass keine Arbeit, ohne Arbeit kein Pass. Und so läuft es wohl auch mit den Bussen auf dem Land: Die fahren nicht – oder zumindest viel zu selten –, weil sie sowieso kaum genutzt werden. Und weil sie nicht fahren, hat sich jeder schon eine Alternative gesucht. Ohne Passagiere kein Bus, ohne Bus keine Passagiere.

    Oft kommt der Vorwurf an die Politik, man müsse doch endlich für bessere Anbindungen sorgen. Aber es ist schon auch zu verstehen, dass Politikerinnen und Politiker, die mit dem Steuergeld einigermaßen wirtschaftlich haushalten müssen, dieses nicht in den Betrieb von Fahrzeugen stecken können, die dann nur weitgehend leer in der Gegend herumfahren würden und nicht einmal annähernd die Betriebs- und Unterhaltungskosten wieder einbringen.

    Ein Auto darf auch gerne mal stehenbleiben

    Da mag es eine gute Idee sein, auf Rufbusse und On-Demand-Verkehr zu setzen, wie es der Landkreis Haßberge jetzt tut: Der Bus kommt nur dann, wenn jemand angemeldet hat, dass er ihn auch nutzen will. Dennoch: Wenn die Verkehrswende auf dem Land funktionieren soll, muss sich noch deutlich mehr tun. Und zwar vor allem in den Köpfen der Bevölkerung. Die Vorstellung, auf einem Dorf zu leben und kein eigenes Auto zu haben, mag utopisch klingen. Aber wer sagt denn, dass man ein Auto, nur weil man es hat, dann auch ständig nutzen muss?

    Wenn mehr Leute, die ein eigenes Fahrzeug haben, dieses öfter mal stehenlassen und stattdessen mit dem Bus fahren würden, wäre schon viel gewonnen. Und vielleicht würde es sich dann auch rentieren, immer mehr Linien aufzubauen und häufiger zu befahren.

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