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Bad Neustadt: Die Zukunft der Nessi ist ungewiss: Wie es mit der Stadtbuslinie weitergeht, ist momentan unklar

Bad Neustadt

Die Zukunft der Nessi ist ungewiss: Wie es mit der Stadtbuslinie weitergeht, ist momentan unklar

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    Seit den 1990ern ist die Nessi als "hochwertiges Stadtbusangebot" Teil des Stadtbilds Bad Neustadt. Nun steht der Stadtrat vor weitreichenden Entscheidungen.
    Seit den 1990ern ist die Nessi als "hochwertiges Stadtbusangebot" Teil des Stadtbilds Bad Neustadt. Nun steht der Stadtrat vor weitreichenden Entscheidungen. Foto: René Ruprecht

    Die Zukunft der Stadtbuslinie Nessi ist ungewiss. "Wir sind an einem Punkt, an dem wir Entscheidungen treffen müssen", erklärte Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner in der jüngsten Stadtratssitzung. In welche Richtung es gehen könnte.

    Weshalb muss überhaupt am Nessi-Konzept gerüttelt werden?

    Mit 700.000 Euro Defizit pro Jahr steht die Nessi "nicht gerade auf einem tragfähigen Konstrukt für die Zukunft", so Bürgermeister Werner. "Wenn wir rein wirtschaftlich denken, müssten wir einen Schlussstrich ziehen. ÖPNV ist Aufgabe des Landkreises." Dass das nicht das Wunschszenario des Bad Neustädter Stadtrats ist, war den Mienen der Räte zu entnehmen. 

    Warum wird gerade jetzt grundlegend über das Nessi-Angebot nachgedacht?

    Zeitlich überschneiden sich in Bad Neustadt zwei Ereignisse, die einander beeinflussen und die Räte vor ein besonderes "Dilemma" stellen, wie Ulrich Leber, Geschäftsführer der Stadtwerke, formulierte: das Auslaufen des aktuellen Fahrdienstleitungsvertrags und die Verbundraumerweiterung

    Wie könnte es nach Auslaufen des Fahrdienstleistungsvertrags weitergehen?

    Zum 31. Dezember 2025 endet der aktuelle Fahrdienstleistungsvertrag mit der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF). Zwar besteht die Option einer einjährigen Verlängerung, aber prinzipiell steht die Entscheidung an: Soll der Nessi-Betrieb eingestellt oder sollen die Linien, eventuell in abgeänderter Führung, neu ausgeschrieben werden? Änderungen im Zuge der Neuausschreibung kämen "frühestens zum Januar 2027 zum Tragen", so der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Christian Rutter. Das Verkehrsplanungsbüro R+T hat sich im Auftrag der Stadt Bad Neustadt bereits Gedanken über mögliche Anpassungen im Rahmen eines Stadtbuskonzepts gemacht. 

    Was empfiehlt das neue Stadtbuskonzept?

    Prinzipiell wurden im Konzept verschiedene Optionen ausgearbeitet. Die dem Stadtrat seitens der Stadtwerke empfohlene "Basisvariante" (siehe weiterer Text) sieht künftig zwei Buslinien im Tagesverkehr und einen Bus auf zwei Linien abends, sowie Samstagmittag und sonntags vor. Das könnte Grundlage der Neu-Ausschreibung sein.

    Inwiefern erschwert die Verbundraumerweiterung die Pläne?

    Das Stadtbuskonzept beruht auf Analysen der aktuellen Fahrgastzahlen und Preise. Zum 1. Januar 2025 wird die Nessi, die bisher Teil der Verkehrsgemeinschaft Rhön-Grabfeld (VRG) war, aufgrund einer Verbundraumerweiterung Teil der Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM), was Veränderungen nach sich zieht, deren Auswirkungen schwer vorhergesagt werden können.

    Was heißt Verbundraumerweiterung?

    Weite Teile Unterfrankens werden in dem neuen Verkehrsverbund vereint sein. Auch wenn der Stadtrat pro forma zeitnah besagter Verbundraumerweiterung noch zustimmen muss: "Die Entscheidung wurde im Grunde durch den Kreistag vorweggenommen", so Leber. Der hatte sich im Mai als "Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr" für die Verbundraumerweiterung ausgesprochen. 

    Könnte Bad Neustadt noch "Nein" zur Verbundraumerweiterung sagen?

    Die Grundsatz-Entscheidung lag beim Landkreis und ist getroffen. Jedes Nessi-Konstrukt außerhalb des Verbundraumes würde man künftig wohl nicht mehr genehmigt bekommen, so das Fazit in der Stadtrat-Sitzung. 

    Weshalb ist die Verbundraumerweiterung nachteilig für Bad Neustadt?

    Die Verbundraumerweiterung hat den Vorteil, dass im kompletten Verbundgebiet nur ein Fahrschein zu einem einheitlichen Tarif gelöst werden muss. Der Nachteil sind die veränderten, weil im Verbundraum einheitlichen Konditionen, die in Bad Neustadt in Form ordentlicher Preissteigerungen aufschlagen. Der Preissprung falle gerade in Bad Neustadt hoch aus, da das Busfahren dort in den letzten Jahren seitens der Stadt immer "exorbitant subventioniert wurde", so Bürgermeister Werner. 

    Wie werden sich die Preise fürs Busfahren durch die Verbunderweiterung verändern?

    Die Einzelfahrt für den Erwachsenen in der Nessi kostet derzeit 1,25 Euro, im Verbund wird man im Kerngebiet Bad Neustadt künftig den Preis für eine Wabe, das sind 2,40 Euro, zahlen müssen. Um von Bad Neustadt nach Lebenhan oder Löhrieth zu gelangen, muss der Preis zweier Waben, 3,20 Euro, gezahlt werden. Nutzer von Jahreskarten werden im Verbund künftig monatlich rund 44 Euro Mehrkosten haben. "Das wird Veränderungen beim Fahrgastaufkommen nach sich ziehen", war sich Leber mit dem Gremium einig.

    Wäre auch künftig eine Art "Neustadttarif" möglich?

    Günstigere Preise für die Nessi, die von den Verbundpreisen abweichen, wären grundsätzlich möglich, so Rutter. Aber die Erlösdifferenz müsste dann seitens der Stadt an den Verbundträger gezahlt werden. Allein die Differenz der Jahreskarten wären 125.000 Euro jährlich, so Rutter in einer Beispielrechnung. "Das kommt ja wohl kaum infrage", formulierte Stadtrat Alexander Barthelmes. Er bat die Stadtwerke-Leitung noch einmal in Rücksprache mit dem Verbund zu prüfen, ob anderweitig in Bad Neustadt in irgendeiner Form ein Mehrwert generiert werden könne. Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste) brachte die Rolle der Stadt Würzburg in Erinnerung. Die hatte dem Verkehrsverbund erst in letzter Minute zugestimmt und sich Sonderkonditionen gesichert.

    Wie wirkt sich die Verbundraumerweiterung auf das Nessi-Defizit aus?

    Christiane Hanshans (CSU) bezeichnete die Verbundraumerweiterung insofern als "Blackbox" als aktuell unklar sei, inwiefern sie sich auf das Nessi-Defizit auswirke. Im Worst Case bleibe oder erhöhe sich das sogar noch, so ihre Einschätzung. Details zur Ausschüttung der Einnahmen im Verbund seien derzeit nicht bekannt, so Rutter. Er gehe davon aus, dass die Einnahmen anteilig nach einem Schlüssel verteilt werden. Die Stadträte gaben auch hier den Auftrag, weitere Informationen einzuholen.

    Wie bewerteten Bad Neustadts Stadträte die Situation?

    Während das neue Stadtbuskonzept auf Zustimmung stieß, äußerten viele ihren Unmut angesichts der Verbundraumerweiterung. Als "richtigen Murks" bezeichnete sie beispielsweise Johannes Benkert: "Da wird uns die Hoheit über unsere Buslinie aus der Hand genommen." Rita Rösch (SPD) erklärte: "Busfahren wird für die Bürger teurer bei weniger Qualität." Janis Heller (SPD) monierte: "Löhrieth und Lebenhan werden völlig abgehängt. Sie zahlen künftig 3,20 Euro für eine Fahrt, die eh fast nie stattfindet."

    Wie es weitergehen könnte

    Zunächst sollen bei Christoph Alm, Geschäftsführer Nahverkehr Mainfranken, weitere Informationen eingeholt und er eventuell zu einer der kommenden Stadtratssitzungen eingeladen werden. Dann müsse zeitnah ein Beschluss über die Verbundraumerweiterung gefasst und die Vorabbekanntmachung für die Nessi-Ausschreibung auf den Weg gebracht werden, so Rutter in der Sitzung. Eine endgültige Entscheidung über die Fortführung der Nessi und die Ausschreibung werde im Mai 2025 zu treffen sein. 

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