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Sommerhausen: Sommerhausen belebt den alten Mauergarten mit Gemeinschaftsgarten neu

Sommerhausen

Sommerhausen belebt den alten Mauergarten mit Gemeinschaftsgarten neu

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    Sechs der neun Gärterinnen und Gärtner des Gemeinschaftsgartens in Sommerhausen direkt an der Dorfmauer: Sonja Schönleber, Elisabeth Deppisch, Barbara Trahndorff, Gerlinde Kemmer, Frances Jacob und Arnd Bartel (von links).
    Sechs der neun Gärterinnen und Gärtner des Gemeinschaftsgartens in Sommerhausen direkt an der Dorfmauer: Sonja Schönleber, Elisabeth Deppisch, Barbara Trahndorff, Gerlinde Kemmer, Frances Jacob und Arnd Bartel (von links). Foto: Antje Roscoe

    Vom blanken Boden zu üppigem Grün hat sich der neue Sommerhäuser Mauergarten in den letzten Monaten gewandelt. Jetzt ist die erste Ernte am Fuße des Blauen Turms bereits geerntet – aus einem ganz besonderen Gartenprojekt.

    Die Sanierung der Dorfmauer zwischen dem Flurersturm und dem Torturmtheater war die Gelegenheit, über die zuletzt brach gefallenen Gärten zu Füßen der alten Wehrmauer neu nachzudenken. Parkplätze wären eine Option gewesen. Nicht jedoch für Bürgermeister Wilfried Saak, der eine ganz vage Idee von gemeinschaftlichem Gärtnern in die Runde streute: "Jung und Alt, erfahren und unerfahren", stellte er sich im Ideal vor. Einerseits, damit die Kultur des Gärtnerns erhalten bleibt. Die Mauergärten waren ursprünglich Gemüsegärten zur Selbstversorgung gewesen. In den Hausgärten spiele diese heute eher selten noch eine Rolle, erklärt er. Andererseits schwebte Saak damit auch eine möglichst Generationen übergreifende Belebung des sozialen Dorflebens vor: "Da gehört der Tratsch am Gartenzaun dazu".

    Elisabeth Deppisch arbeitet mit am  Gemeischaftsgarten in Sommerhausen.
    Elisabeth Deppisch arbeitet mit am  Gemeischaftsgarten in Sommerhausen. Foto: Antje Roscoe

    Das bestätigt sich vor Ort sofort. Es dauert nur wenige Minuten, bis eine erste Frage über den Gartenzaun tönt. Eine geführte Gästegruppe interessiert sich. Kurz darauf kommt ein bisschen Lob von Sommerhäusern auf ihrer Spazierrunde dazu. Ein paar Wochen zuvor klang noch Skepsis durch: "Das wird ja eh nix" habe es anfangs immer geheißen. Denn auch der Friedhofseingang direkt gegenüber sorgt dafür, dass das Gartenprojekt so richtig mitten drin ist im Dorfleben und viele vorbeischauen. Inzwischen kommt ganz viel Zuspruch und vor allem gab es viele geschenkte Pflanzen, Gartengerät oder Schafsmist. "Toll ist das", freuen sich Sonja Schönleber und Barbara Trahndorff, die jeden Tag hierherkommen. Um die 800 Quadratmeter hat die Marktgemeinde dem gemeinsamen Gärtnern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die beiden angrenzenden Gärten dagegen gehören zum Flurersturm bzw. zum Blauen Turm und werden von deren Bewohnern angelegt und gepflegt.

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    Apropos anlegen: Es liegen kräftezehrende Wochen hinter der derzeit neunköpfigen Gärtnertruppe, die sich anfangs sogar mit ihrer eigenen Vorstellungskraft schwertat, was aus der Brachfläche werden könnte. Andererseits gab es so viele Ideen, was man alles hier machen könnte: Lesungen, kleine Konzerte, Besuch aus dem Kindergarten waren darunter. "Es ist ein Raum der Möglichkeiten", fasst Barbara Trahndorff zusammen. All die Ideen seien noch möglich. Aber der Garten müsse ja erst einmal entstehen, so der Konsens.

    Neue und doch traditionelle Gartenkultur an der alten Wehrmauer. Im Hintergrund der Flurersturm und ein früheres Toilettenhäuschen.
    Neue und doch traditionelle Gartenkultur an der alten Wehrmauer. Im Hintergrund der Flurersturm und ein früheres Toilettenhäuschen. Foto: Antje Roscoe

    Apropos Konsens: Wie wird der gefunden? Wie funktioniert die Gartengemeinschaft? Muss jemand bestimme? Hält man einander aus? Wofür wird Geld ausgegeben? 300 Euro Startkapital hatte die Marktgemeinde dem Projekt anvertraut und Hochbeete waren die erste Investition. Jeder hat ein Hochbeet für sich, so das Grundprinzip für den Anfang. Der Rest wird gemeinschaftlich bewirtschaftet – mit gewissen Verantwortlichkeiten. Biologisches Gärtnern und Bodenarbeit sind die gewählten Strategien, also auch die Verwendung von samenfesten Sorten, um später eigenes Saatgut zu haben. Es wird ein bisschen experimentiert, mit Mini-Melonen und Kiwi-Beeren. Und alle zahlen monatlich in eine gemeinsame Kasse ein, denn als Nächstes sollen ein paar Obstbäume gekauft werden.

    Miteinander gärtnern und der soziale Austausch sind für die Pioniere im Sommerhäuser Gemeinschaftsgarten ein hoch befriedigendes Projekt. Im Bild: Elisabeth Deppisch, Arnd Bartel und Sonja Schönleber (von links).
    Miteinander gärtnern und der soziale Austausch sind für die Pioniere im Sommerhäuser Gemeinschaftsgarten ein hoch befriedigendes Projekt. Im Bild: Elisabeth Deppisch, Arnd Bartel und Sonja Schönleber (von links). Foto: Antje Roscoe

    Seit Februar wurde geackert. Der Bürgermeister habe mit Jugendlichen den Zaun gebaut, erzählt die Runde. "Es ist ein toller Platz!", begeistert sich Frances Jacob, die nicht mehr ganz so kräftig zupacken kann, aber die Fähigkeit hat, alle anderen aufzurichten und nach wie vor darüber staunt, was man hier alles essen kann. Andere haben noch Schwierigkeiten, sich einfach hinzusetzten und alles zu genießen. Zu viel schwirrt durch den Kopf von dem, was man noch tun möchte oder müsste. Der erste Sommer hat reiche Ernte und bereichernde Erfahrungen gebracht.

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    Der Garten hat schon viel verändert: Sonja Schönleber ist Frühaufsteherin geworden. Trahndorff macht nach der Arbeit immer erst einen Schlenker durch den Garten, bevor sie in ihr Zuhause hinter der Mauer geht. Gerlinde Kemmer beobachtet mit Erstaunen, wie Kenntnisse, die in der Kindheit mal da waren, zurückgekommen sind. Von einem Kindergarten-Kind bis zu einer 85-Jährigen reicht die Altersspanne. Das Generationen-Übergreifende hat sich also auch erfüllt. Die Gruppe ist mit sich zufrieden.

    Das Erstaunlichste aber ist: die meisten hier haben einen eigenen Garten. Herauszuhören ist, dass das gemeinsame Tun, die Gemeinschaft für alle das stärkste Mitmach-Motiv darstellt. Ansonsten sind die Interessen und gärtnerischen Vorkenntnisse individuell und gänzlich verschieden. Frances Jacob genießt hier "wie alles viel größer und weiter ist. Mehr Luft". Zuhause dagegen, der kleine Garten sei ihr Ruhepol. Trahndorff hat lediglich eine Terrasse. Sie habe eigentlich wenig Zeit, aber "ich schätze die Gemeinschaft sehr: Zusammen zu arbeiten, zu überlegen, den Raum, wo so vieles sein kann, aber es gibt keinen Druck".

    Die Gartenoase "Sommerhäuser Gemeinschaftsgarten" und eine geschenkte Gießkanne, bemalt von Künstlerin Annadora Dillinger-Köninger.
    Die Gartenoase "Sommerhäuser Gemeinschaftsgarten" und eine geschenkte Gießkanne, bemalt von Künstlerin Annadora Dillinger-Köninger. Foto: Antje Roscoe

    Mit Elisabeth Deppisch und Gerlinde Kemmer, die eigene Gärten haben, sind zwei erfahrene Ratgeberinnen in Sachen Gemüse im Team, die aber das Spielerische in der Zusammenarbeit schön finden. Zierpflanzen-Gärtnerin Sonja Schönleber, die einfach Pflanzen liebt, ist vom Fach, entdeckt jetzt aber die Gemüsegärtnerei. Was es heißt, vermeintlich keinen grünen Daumen zu haben, demonstriert Arnd Bartel mit Blick auf das Kraut zu seinen Füßen: "Rucola, Rauke, Knoblauchsrauke? Ich habe keine Ahnung und nicht einmal Zeit", bekennt er frei heraus. Aber er sei von Frances charmant gelockt worden: "Damit du was lernst!" Und jetzt ist er mit dabei, "obwohl ich am ersten Tag die Ringelblumen gekillt habe. Da war ich übermotiviert. Es sah nicht aus wie Tomaten!"

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