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GEMÜNDEN: „Million nicht in den Sand gesetzt“

GEMÜNDEN

„Million nicht in den Sand gesetzt“

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    Das Wasserwirtschaftsamt Würzburg hatte im Juli 2007 die Stadt darauf hingewiesen, dass Verbindungen zwischen dem Sindersbach und dem Tiefenwasser im Tal bestehen können. Somit kann Oberflächenwasser von der Kreisstraße und aus der Ruppertshüttener Kanalisation zufließen. Zu dem Zeitpunkt waren die neuen Brunnen im Buchen- und im Hallengrund bereits seit zwei Jahren gefasst.

    Markierungsversuche, bei dem Farbstoffe an verschiedenen Stellen in den Sindersbach geleitet wurden, bestätigten die Befürchtungen tatsächlich: Die Farbe kam sowohl in den Brunnen als auch in den seit Alters her genutzten Langenprozeltener Quellen (Raupenbrunn- und Hirtelsquelle) an, wenngleich mit bloßem Auge nicht sichtbar und an der Nachweisgrenze. Das Wasserwirtschaftsamt kündigte an, der zusätzlichen Wassergewinnung im Sindersbachtal nur zuzustimmen, wenn die Stadt anderwärts kein besser geschütztes Wasser findet.

    „Das Risiko einer Verunreinigung im Sindersbachtal, die zu einem Ausfall der Brunnen führen könnte, ist gering.“

    Stadtwerke und Hydrogeologe zu Bedenken des Amtes

    Den Vorwurf, sich nicht schon vor dem Beginn der Wassererkundung 2004 beim Wasserwirtschaftsamt erkundigt zu haben, weisen der Vorstand des Kommunalunternehmens Stadtwerke, Hans Schneider, und Bürgermeister Georg Ondrasch als Verwaltungsratsvorsitzender zurück: Alle beteiligten Behörden waren von Beginn an über jeden Schritt der Stadtwerke informiert; jede der sieben Versuchsbohrungen im Sindersbachtal war wasserrechtlich angezeigt worden, der Hydrogeologe Dr. Klaus März (Heidenheim-Degersheim) hat über seine Untersuchungsergebnisse umfassende Berichte verfasst. „Das ist belegbar“, sagte Vorstand Schneider.

    Davon abgesehen, können die Stadtwerke und ihr Hydrogeologe die Bedenken des Wasserwirtschaftsamts nicht nachvollziehen: „Das Risiko einer Grundwasserverunreinigung im Sindersbachtal, die zu einem Ausfall der Brunnen führen könnte, ist gering.“ Seit genau 101 Jahren sind die Raupenbrunn- und die Hirtelsquelle – beide oberflächennah – störungsfrei in Betrieb und versorgten bis 1983 ein Großteil des Stadtgebiets, seither nur noch Langenprozelten und Hofstetten. Die mögliche Beeinträchtigung von Tiefbrunnen durch Oberflächenwasser ist eine Eigentümlichkeit des zerklüfteten Buntsandsteins und praktisch überall im Spessart gegeben. Daher sind die Vorgaben in Hessen und Baden-Württemberg nicht so eng gefasst wie in Bayern.

    Einzig der Tiefbrunnen Schaippach, aus dem die Stadt seit 1983 bis zu 80 Prozent ihr Trinkwasser bezieht, hat im Einzugsbereich eine besser schützende starke Deckschicht. Bei einem Unfall auf der Staatsstraße oder auf der Bahnstrecke aber wäre dieser Brunnen stark gefährdet. Aus diesem Grund und zur allgemeinen Versorgungssicherheit verlangt das Wasserwirtschaftsamt eine zweite Wasserversorgungsanlage.

    Die Brunnen im Sindersbachtal, so argumentieren die Stadtwerke, sind nicht nur räumlich getrennt vom Schaippacher Sinntal, sondern dank ihrer Lage abseits im Wald und im Naturschutzgebiet eigentlich bestmöglich geschützt. Das Wasser ist da wie dort von hervorragender Qualität. An anderen Stellen im Stadtgebiet – im Sinntal vor Schaippach, im Saaletal bei Schönau (wo 2004 schon einmal erfolglos gebohrt wurde) oder in Hofstetten – ähnlich gutes Wasser in ausreichender Menge und noch besser geschützt zu finden, halten die Fachleute der Stadtwerke für unwahrscheinlich.

    Dennoch werden sich die Stadtwerke der Behörde notfalls beugen und weitere Wasservorkommen erkunden. Zuvor jedoch wollen sie einen Antrag zur Trinkwasserentnahme im Sindersbachtal sowohl aus den bestehenden Quellen als auch aus den beiden neuen Brunnen stellen. Damit soll das bestehende Wasserrecht gesichert werden, und zwar im Umfang wie vor 1983, also für fast das gesamte Stadtgebiet. Daneben besteht Kontakt zur Stadt Lohr, da die Ruppertshüttener Wasserversorgung problematisch ist und möglicherweise eine gemeinsame Lösung in Betracht kommt. Diskutiert wird daneben wegen der sanierungsbedürftigen Kläranlage ein Abwasseranschluss an die Gemündener Zentralkläranlage.

    Die Ausgaben im Sindersbachtal von bis jetzt knapp einer Million Euro seien deshalb auch in keinem Fall verschwendet, erläutert Friedrich Dornauer. Auch wenn die Brunnen nicht als zweite Versorgungsanlage für ganz Gemünden genehmigt würden, könnten sie immer noch die stets gefährdeten, weil oberflächennahen Raupenbrunn- und Hirtelsquelle ersetzen und außerdem ganz regulär als Notversorgung bei einem Ausfall des Schaippacher Brunnens dienen.

    Die Ausgaben jedenfalls fließen in die Verbesserungsbeiträge ein. Die erste Rate wird voraussichtlich im Frühjahr erhoben.

    Online-Tipp

    Mehr Informationen unter: www.mainpost.de/lokales/main-spessart/gemünden

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