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Elmar Hochholzer

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Elmar Hochholzer

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Unterm Strich

Unterm Strich: Häuslicher Artenschutz

Es ist ja nicht so, dass der achtsame Mensch von anno 2019 der Apokalypse unseres Planeten einfach tatenlos zusieht. Er hört die Hiobsbotschaften und möchte auch seinen Beitrag in punkto Artenschutz leisten. Längst hat er die Geranien auf den Fensterbänken und auf dem Balkon entfernt und Mehlsalbei, Zweizahn, Leberbalsam und Wolfsmilch als Insektenmahlzeit bereitgestellt. Scham überkommt ihn, wenn er die Bestandsbilanz jener Wesen liest, die er früher mal auf ganz unstatthafte Weise für lästig hielt. Weil deren natürliche Lebensräume vergiftet oder zubetoniert sind, bietet er gerne sein Heim und im Besonderen die Küche als Biotop für fliegende und kriechende Arten an. Chemische Abwehrmittel sind aus moralischen Gründen tabu, Fliegenpatschen aus dem Haus verbannt und Insektengitter abgebaut. Spinnen flößen keine Angst mehr ein. Bei geöffnetem Fenster sind über Nacht dann Nachtfalter, Heuschrecken oder Marienkäfer zu Gast. Obst bleibt unbedeckt stehen, so dass Tausende von Fruchtfliegen ihr Auskommen haben. Nur ein Raum und eine blutsaugende Spezies quälen das gute Gewissen: Soll das Schlafgemach weiterhin eine rabiat zu verteidigende Verbotszone bleiben? Immerhin tragen die angeblichen Biester, auch Schnaken oder im Fränkischen – wer weiß das schon außer dem Sprachforscher Anthony Rowley? – auch „Podhomml“ genannt, auch zur Artenvielfalt bei. Und die paar Stiche? Da lachen die geplagten Leute am Ammersee nur drüber. Des Menschen Blut ist halt das Lebenselixier der Plagegeister. Aber ansonsten brauchen sie und die Natur Menschen eigentlich nicht.

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Unterm Strich: An Winnetou versündigt?

In Bad Segeberg finden derzeit die Karl-May-Festspiele statt. Die Geschichten um den edlen Apachen-Häuptling Winnetou bereiten Tausenden von Besuchern Freude, manch strenge Beobachter aber erheben Einspruch. Sie besitzen nämlich die seltene Gabe, sich in die Lage anderer Völker und Kulturen versetzen zu können, ohne dass diese es überhaupt wollen. Über diese Gabe verfügt auch die Professorin Mita Banerjee am „Obama Institute for Transnational Studies“ in Mainz. Sie empörte sich schon vor den Festspielen, dass die Darstellung Winnetous in Deutschland klischeehaft, wirklichkeitsfremd und kolonialistisch sei. Das steht wissenschaftlich auf soliden Beinen, hat doch ein Pierre Brice als Winnetou unser Bild über die Indianer jahrzehntelang geprägt. Vielleicht aber hat die Professorin übersehen, dass Karl May bloß spannende Fantasie-Geschichten erzählt. Das Thema „Indianer“ ist freilich ein eher delikates, zumal in Deutschland mit seiner ausgeprägten Kultur der Betroffenheit und des Fremdschämens. Da hat der Bundesverband deutscher Pfadfinder „mit Schrecken“ festgestellt, dass man lange Zeit indianisch anmutende Zelte aufgestellt und sich so an fremder Kultur rassistisch versündigt habe. Den Sioux-Indianer Robert Alan Packard, der im Film „Schuh des Manitu“ mitspielte, indes macht die „überzogene politische Korrektheit“ wie im Falle der Karl-May-Festspiele und „diese Bevormundung durch Außenstehende wirklich wütend“. Wie sagte schon Häuptling Lame Deer: „Siehe die Dinge mehr mit dem Auge in deinem Herzen an als mit dem Auge in deinem Kopf.“

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Unterm Strich: Kühler Kopf trotz Dauererregung

Inzwischen haben 37 000 junge Menschen ihr Abiturzeugnis erhalten. Sie können stolz sein. Unterrichtsminister Piazolo hat sie beglückwünscht für die „sehr guten Ergebnisse“. Wie bitte? War da nicht mal was wegen des „zu schweren“ Matheabiturs? Gleich 70 000 unterschrieben eine Online-Petition – sehr viele einfach mal so prophylaktisch. Ach, wie ungerecht, tönte gleich die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, obwohl sie primär die Interessen der Grund- und Hauptschulen vertritt. Irgendwie drängt halt das hierzulande tiefgründig vorhandene Erregungspotenzial nach außen – und das in immer kürzeren Schüben. Das erlösende Ventil nennt sich dann liebevoll „Shitstorm“. Der legt sich bald. Dem „Mathe-Skandal“ folgte gottlob rasch der aufgeregte Hype um den blauschöpfigen Politikberater Rezo und dann das hitzige Gezeter um die E-Roller. Vielleicht ist den schrillen Meinungsmachern im Netz der „Volksmund 1.0“ etwas fremd, der da sagt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Haben nicht die Abiturienten mit einem Schnitt von 2,29 das drittbeste Abitur seit 2011 erreicht – ohne geschönten Notenschlüssel? Fast ein Drittel aller Absolventen hat eine Eins vor dem Komma, davon allein 13,7 Prozent 1,5 oder besser. Die anderen und deren Eltern mag das grämen. Doch wo steht, dass jeder eine Eins vor dem Komma haben muss? Man kann es auch mit einer Zwei oder Drei und gewiss ohne Abitur zu was bringen. Alle sollten aber gelernt haben: immer erst mal entspannen und mit kühlem Kopf den Überhitzungsschalter betätigen.

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Unterm Strich: Unterm Strich: Klimafreundlicher Kabelbiss

Ärger am Morgen: das Auto will nicht anspringen. Ein Marder hat wieder mal an den genieteten Kabeln im Motorraum geknabbert. Es ist nur eines von etwa 600 Autos pro Tag, die Marder lahmlegen. Allein bei den Kunden von Deutschlands zweitgrößtem Autoversicherer schlug der hyperaktive Nachträuber 22 542-mal im Jahr 2018 zu, berichtet „allianzdeutschland.de“. Das geht ins Geld. Im Schnitt 320 Euro pro Auto, bei einem SUV schon mal satte 20 000 Euro für eine komplette Kabelerneuerung. Doch trickreiche Gegenwehr mittels Duftsprays, Hundehaare, Mottenkugeln oder Ultraschallgeräte wirken nur so lange, bis sich die Gattung der „Mustelidae“ daran gewöhnt hat. Denn Marder sind laut Tierforscher Alfred Brehm „klug, listig, misstrauisch und mutig“. Ihn treibt nicht so sehr böser Wille, Hunger oder Spieltrieb an, vielmehr will oder muss er sich abreagieren. Er hat tierisch gute Gründe dafür und leistet – wer hätte das gedacht? – so seinen Beitrag zum aktiven Klimaschutz. Denn Marder versehen die höhlenartigen Motorräume mit Duftmarken, weil sie ihre Rückzugsorte sind, erklärt David Rosenbach, bei der Allianz der Experte für Wildversicherungen. Wird ein Auto dann woanders geparkt, gerät es in ein fremdes Revier und mit dem dortigen Marder ins Gehege. Der wird ganz schön rabiat und lässt seine Wut an dem Eindringling an den Schläuchen und Kabeln aus. Wenn er dann auch noch auf der Motorhaube ein Häufchen absetzt, ist das nur sein herzhafter Hinweis: Autobesitzer, bewege das Auto nicht, dann wirst du verschont und du schonst auch noch die Umwelt.

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Unterm Strich: Politische Kosmetik

Manche der Gesichter auf den abgehängten Wahlplakaten werden uns weiter verfolgen. Nur zu gerne halten Politiker ihr Gesicht in Kameras. Es soll ihren „bleibenden Charakter“ übermitteln, denn ein Gesicht wird „gleichsam zum geometrischen Ort der inneren Persönlichkeit“, schrieb der Soziologe und Philosoph Georg Simmel. Manche schlagen auch die Haare diesem inneren Wesenskern zu. Wie Gerhard Schröder, dem man nie Haarfärbung unterstellen durfte. Frankreichs früherer Präsident François Hollande entlohnte seinen Friseur mit 10 000 Euro pro Monat. Die als uneitel geltende Kanzlerin Angela Merkel unterwirft sich gern der Stil-Expertise und Schere des Friseurs und Philosophen Udo Walz. Der französische Präsident Macron beschäftigte 2017 eine Visagistin, deren Dienste er für die ersten drei Monate seiner Amtszeit mit 26 000 Euro honorierte, was ihm Häme und Proteste einbrachte. Ähnliches Ungemach für die Große Koalition erhoffte sich wohl die aufs Provozieren spezialisierte AfD mit einer „Kleinen Anfrage“ zum „Einsatz von Visagisten, Stilberatern und Friseuren auf Steuerkosten“ bei Regierungsmitgliedern. Die Gesichter dürften lang geworden sein angesichts der ungeschminkten Antwort in puncto verschönernder Einsätze: Annette Widmann-Mauz, Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, zweimal; Bildungsministerin Anja Karliczek, Finanzminister Olaf Scholz und Außenminister Heiko Maas je einmal; Umweltministerin Svenja Schulze viermal und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner „in Einzelfällen“. Das steht der Regierung doch gut zu Gesichte.

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Unterm Strich: Gesünder ohne Doktortitel

Wer könnte die Doktorarbeit im Fach Biologie „Die infragenerische Gliederung der Gattung Bomarea Mirb. und die Revision der Untergattungen Sphaerine (Herb.) Baker und Wichuraea (M. Roemer) Baker (Alstroemeriaceae)“ geschrieben haben? Richtig: der weithin bekannte und unverwechselbare Grünen-Politiker Anton Hofreiter. Ihn beflügelte echter Forscherdrang, während jenseits der Welt der Wissenschaften der Doktorgrad als eine sexy Zierde persönlicher Eitelkeiten gilt – besonders in Deutschland. Johann Wolfgang von Goethe nahm es noch sportlich. Seine lateinische Dissertation von zwölf Seiten wurde erst nach zusätzlicher Erläuterung einiger Thesen angenommen. Er habe das alles mit „mit großer Lustigkeit, ja Leichtfertigkeit“ getan, lesen wir in „Dichtung und Wahrheit“. Vorbei ist?s mit dieser Lockerheit. Heutige Titelaspiranten sollten vor Risiken und Nebenwirkungen gewarnt werden. Studien sagen, sie hätten ein sechsmal höheres Risiko, krank und vor allem depressiv zu werden als Menschen ohne den Dr.-Titel. Denn nur ein Viertel von ihnen hat das Gefühl, Nützliches für die Gesellschaft zu leisten, zumal wenn man jahrelang an einem Nischenthema sitzt, das oft nicht einmal den eigenen Doktorvater juckt. Mit ihm tauscht man sich, so munkelt man, alljährlich einmal in einer Kneipe aus. Oft finden sich Doktoranden als billige Hilfskräfte im Labor oder Institut wieder. Manche aber bringen es sehr weit wie Ministerin Franziska Giffey (SPD). Nur muss sie aktuell mit der ungesunden Ungewissheit leben, in ihrer Doktorarbeit grob fahrlässig geschummelt zu haben.

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Unterm Strich: Fußgängers Feinde

Dass der Schöpfer den Menschen primär als Fußgänger konzipiert hat, erweist sich im Nachhinein als Fehlkonstruktion; denn sonst hätte er ihn mit Flügeln oder Rädern an den Extremitäten ausgestattet zwecks schnellerer Fort- oder Fluchtbewegungen vor Zwei- oder Mehrrädern. So muss er es auf sich nehmen, „ungepanzert und waffenlos, auf eigenen Füßen, in schlichter Zivilkleidung, ausgerüstet mit nichts als der auslugenden Verschmitztheit des Menschengeistes, den Dschungel des Großstadtverkehrs zu durchqueren.“ Das hat Sebastian Haffner schon 1934 gesagt. Heutzutage ist noch mehr Verschmitztheit gefragt, um nicht unter die Räder zu kommen. Etwa unter die von Radfahrern – auch sie von vierrädrigen Feinden gehetzte und vom Tode bedrohte Verkehrsteilnehmer. Sie scheuchen und umkurven ihn fluchend in Fußgängerzonen, auf Zebrastreifen und Gehsteigen. Da mag das Allianz-Zentrum für Technik fordern, „dass der Gehweg ein Gehweg bleibt und den Fußgängern vorbehalten bleibt“ – der Fußgänger muss ihn mit neuen Feinden teilen. Sie summen so leise, dass man sie kaum heranflitzen hört, jene elektrifizierten Tretroller oder E-Scooter. Fahren sie nicht schneller als zwölf Stundenkilometer, dürfen sie Gehwege benutzen. Schnellere Roller werden es dennoch tun; denn wer misst das schon? Zwar hat der Fußgänger als einziger keine Lobby, weil ihm die Wirtschaft nichts verkaufen kann. Immerhin aber die Fußgänger-Charta des EU-Parlaments von 1988, die für „die Sicherheit seiner körperlichen und seelischen Gesundheit“ garantieren soll. Doch wer hat je davon gehört?

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Unterm Strich: Bayern soll grüner werden

Bayerns schwarz-orange Regierung hat ein „Gesamtpaket für mehr Ökologie“ angekündigt. Ohne dessen Inhalt genau zu kennen, ist mit folgenden Maßnahmen zu rechnen. Jeder Gartenbesitzer soll ein Insektenhotel errichten. Insekten sind wegen kommender, nachhaltiger Essgewohnheiten ökonomisch und ökologisch klar von Vorteil, besonders der Mehlwurm: mehr Eiweiß, fettarm, voller Vitamine und Mineralstoffe, massig und vielfältig im Geschmack. Man sehe sich nur die Esskultur außerhalb Europas an. Dort sieht man auch kaum Geranien. In Deutschland aber gehören sie, hängend oder stehend, als Einheitsschmuck zu Häusern und Balkonen wie der Senf zur Bratwurst. Ökologisch ist das höchst fragwürdig. Deshalb dekoriert die Stadt München das Rathaus künftig nur noch mit bienenfreundlichen Pflanzen. Die anderen Rathäuser werden dem Beispiel folgen und statt Geranien und Petunien künftig Mehlsalbei, Wolfsmilch, Zweizahn, Leberbalsam oder den Frechen Michel auf die Fensterbänke oder Balkone stellen. Parteipolitisches Gezänk wird ausbleiben, wenn es um die kommunalen Lockblüten für Bienen geht. Denn die SPD sympathisiert ohnehin mit den Brummern, weil sie ebenfalls vom rasanten Artenschwund bedroht ist. Die Grünen bewundern deren vegetarische Lebensweise und die Herrschaft einer Frau *Königin. Die CSU fühlt sich ihnen ideologisch eng verbunden, weil Bienen Fremdlinge gnadenlos vertreiben. Privathäuser werden folgen als geranienfreie Insektenbiotope, und Schotter- und Kies(vor)gärten werden renaturiert zu Blühwiesen.

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Unterm Strich: Tinder für Rinder

Das Internet bietet, und da sagt man nichts neues, ein Füllhorn verwirrender Lockrufe. Für das seltsame Spiel der Liebe – oder was man dafür hält – stehen Apps als digitale Hilfsmittel auf Handy oder PC zur Verfügung. Sie erleichtern die Entscheidung für etwas oder jemanden. Einfach schnell die eigenen Daten oder Wünsche eingeben, dann spuckt der Rechner schon aus der Fülle das Zusammenpassende aus. Zum Beispiel Mensch zu Mensch über die Kuppeldienstleister Tinder, Parship oder ElitePartner. Nun herrscht aber auch unter Rindviechern ein Überangebot an einsamen Wesen, denn wer jeden Tag auf der Weide oder im Stall in die immer gleichen öden Gesichter glotzt, verliebt sich nicht alle elf Minuten wie auf Parship. Großbritannien, das für schräge Ideen, wie etwa den Brexit, durchaus bekannt ist, legt da etwas tierisch Innovatives vor. App-Designer des Start-up-Unternehmens „Hectare“ wollen mittels der „Tudder“-App (mit einem Euter als Logo) schüchterne Paarhufer mit Seelenverwandten verkuppeln. Man könnte es als Tinder für Rinder beschreiben, zumal sich das „T“ von Tinder mit dem „udder“ verbindet, dem englischen Wort für Euter. Versteht sich, dass die Wiederkäuer selbst keinen Huf im Liebesspiel „Stier sucht Kuh oder umgekehrt“ haben. Schon über 42 000 Profile von reinrassigen, kurzhörnigen oder braunfleckigen Kühen und Zuchtbullen hat die Tudder-App gelistet. Weitere Dating-Apps werden bald folgen, etwa für die Kartäuser-Katze, den Cavalier King Charles Spaniel oder den Doktorfisch. Auch sie haben Anspruch auf einen anderen Single mit Niveau.

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Unterm Strich: Bei Ärzten wird geschummelt

Lange Wartzeiten in Arztpraxen haben den Vorteil, sich auf das, was kommt, vorbereiten zu können. Man kennt die Routine des Arzt-Patientengesprächs: erst allgemeines Befinden, dann die Befunde. Sind sie schlecht, drängt es die Patienten in Verteidigungshaltung. Man treibe doch drei Mal Sport pro Woche, esse kaum Fleisch, dafür umso mehr Obst und Gemüse, trinke so gut wie nie Alkohol. Die Doktoren nehmen es freundlich zur Kenntnis – und wenden insgeheim die erprobte Faustregel an: angegebene körperliche Aktivität halbieren und den Alkoholgenuss verdoppeln, um auf halbwegs realistische Werte zu kommen. Immerhin flunkern 60 bis 80 Prozent der Patienten ihren Arzt gelegentlich an, offenbart eine Analyse des Fachmagazins „Jama“. Für diese Patienten sind Sprechzimmer eben keine Beichtstühle, weshalb das bisschen Schwindeln, Flunkern und Verschweigen schon sein darf. Denn wer unter den Selbstoptimierern gibt schon gerne zu, dass er/sie faul ist, beim Essen und Trinken gern mal über die Stränge haut und die Tabletten nicht regelmäßig einnimmt? Den Patienten ist daran gelegen, „dass ihr Arzt eine hohe Meinung von ihnen hat“, schreibt die Wissenschaftlerin Angela Fagerlin, die an der Studie beteiligt war. Eine weitere Schummel-Theorie liefert der Mediziner Wolfgang Himmel von der Universität Göttingen. Der ewig gleiche Rat zu einer gesünderen Lebensweise werde als „ein Eingriff in die eigene Autonomie“ empfunden. Und da aktiviert der ich-gestärkte Mensch der Jetzt-Zeit eben seinen Schummelmodus und verspricht Besserung. Ganz ehrlich.

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