Mit dem Rennrad zur Mallorca-Tour: Auf so eine Idee kommt wohl nur eine Partyband auf diesem Planeten: die Dorfrocker aus Kirchaich. Obwohl oder besser, weil die Brüder Markus, Tobias und Philipp Thomann dafür über 1000 Kilometer weit strampeln und die Schweizer und französische Alpen überwinden mussten, ehe sie in Toulon auf die Fähre zur beliebten Urlaubsinsel steigen konnten. Was ursprünglich auf einer Traktorwette beruhte, mit der Abwandlung eben: tausche Traktor gegen Fahrrad.
Und sie haben es geschafft, die Thomann-Brüder. Am Ostermontag haben sie ihr Ziel, die Kultkneipe „Bierkönig“ auf Mallorca, erreicht, wo sie von den Gästen begeistert empfangen worden seien. Keine zwei Stunden nach ihrem Eintreffen standen sie dann im Bierkönig auf der Bühne. Mit ordentlich Muskelkater in den Beinen? „Nein, eigentlich nicht“, sagte am Mittwoch Markus Thomann im Gespräch mit der Redaktion. Sie sind eben erfahrene Rennradler, die Dorfrocker, aber auch harte Hunde:
Bei Regen, Eiseskälte und scharfem Wind unterwegs
Die Strapazen ihres Radmarathons, drei Tage Regen und Temperaturen bis nahe an den Gefrierpunkt auf knapp 1500 Metern Höhe, dazu in Südfrankreich extreme Windböden, all das haben die Musiker offenbar schnell abgeschüttelt. Tobias sei zwar mit einer Erkältung losgefahren, aber die habe er bis zum Ziel überwunden: Auf der letzten Etappe auf Mallorca schließlich habe die Sonne geschienen: „Und wir sind glücklich, dass wir gesund angekommen sind“, freute sich Bruder Markus am Mittwoch. Und die Tour nicht zu schaffen, sei ohnehin keine Option gewesen, hatten die Dorfrocker schon im Vorfeld verkündet. Eben wegen des Auftrittes unmittelbar nach der geplanten Ankunft.

Losgegangen war das Abenteuer in der Nähe von Freiburg, genauer gesagt in Merdingen, dem Heimatort des ehemaligen Radrennfahrers Jan Ullrich. Der fand die Idee der drei radbegeisterten Brüder aus dem Steigerwald offenbar so gut, dass er sie die ersten 20 Kilometer im Sattel begleitete. In der nun folgenden knappen Woche sammelten die Dorfrocker nach eigenen Angaben jeden Tag für einen anderen guten Zweck Spenden, etwa für das Kinderhospiz Wiesbaden, die Kinderkrebshilfe Freiburg oder die BR-Sternstunden. Welche Summen da zusammen gekommen seien, wüssten sie allerdings nicht, meinte Markus Thomann. Denn sie hätten bei ihren Spendenaufrufen auf Instragram nicht die eigene, sondern die Kontonummern der Einrichtungen gepostet.
Statt Erholung wieder aufs Rad und dann aufs Schiff
Gut eine Woche Radfahren unter verschärften Bedingungen und gleich darauf ein Konzert: Da lässt man sich danach am Strand von „Malle“ erstmal die Frühlingssonne auf die Haut scheinen? Erst anstrengen, dann abhängen? Nicht die Dorfrocker: Die nutzen die Zeit nach ihrem Auftritt für das, wofür das Partyparadies auch berühmt ist: Für seine Rennradtouren. Viele Profis und ambitionierte Amateurinnen und Amateure machen sich hier in traumhafter Landschaft für die Saison fit.
Die Dorfrocker selbst sind nun wohl fit für ihre ganz eigene Saison: Markus Thomann spricht von 110 Auftritten, die die Partyband bis zum Jahresende bewältigen will. Ein Mammutprogramm, das nur hartgesottene Profis schaffen. Dass an diesem Freitag noch einmal ein Auftritt im Bierkönig ansteht, mag dabei nicht verwunden: Wenn sie schon mal auf Malle sind (zum zweiten Mal übrigens), dann wollen sie das auch ausnutzen.
Nur: Sie kehren dazu auf die Insel zurück. Denn am Mittwoch haben sich die Thomanns an Bord des Kreuzfahrtsschiffs „Schlagerliner 3“ und damit auf Kurs Marseille begeben. Von hier geht es per Flugzeug zurück zum balearischen Bierkönig. Und dann wartet schon bald der nächste Flieger. Am Samstag nämlich freut sich eine geschlossene Gesellschaft in Waldaschaff auf die drei rebellischen Musiker aus dem Steigerwald.
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