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Drogendealer in Haßfurt mit Pistole überfallen: 20-Jähriger muss für zwei Jahre in Haft

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    Weil er einen Dealer überfallen hatte, muss ein junger Mann aus der Region nun für zwei Jahre in Haft.
    Weil er einen Dealer überfallen hatte, muss ein junger Mann aus der Region nun für zwei Jahre in Haft. Foto: Udo Güldner

    Ein Schuss hallt durch Haßfurt. Unter der Woche, kurz nach 17 Uhr. Dabei ist Silvester neun Tage her. An der Ecke Hofheimer Straße und Kolpingstraße hat sich am Geldautomaten-Container keiner einen Scherz erlaubt. Dem Schützen, den wir Adam nennen wollen, ist es ernst. Kurioserweise überfällt er niemanden, der gerade mit der Bankkarte etwas abheben will oder schon abgehoben hat. Sondern einen Dealer aus Dettelbach bei Würzburg, bei dem Adam eine größere Menge „Gras“ vermutet. Schließlich war der vor Kurzem in Berlin, um Nachschub zu holen.

    Er hat ihn unter einem Vorwand hierhergelockt. Angeblich um irgendwelche Schulden zurückzuzahlen. Auf fremdes Terrain. Und Adam ist mit einem muskulösen Begleiter erschienen. Der sagt und tut zwar nichts – aber er ist da. Zur Einschüchterung. Aus der anfangs wenig spektakulären Begegnung wird schon bald ein traumatisches Erlebnis. Denn plötzlich hat Adam eine Pistole in der Hand. Ob sie echt ist oder nicht, das weiß der Dealer nicht. Er muss mit dem Schlimmsten rechnen. Adam fordert: „Gib mir alles, was Du hast und leer Deine Taschen aus.“ Geistesgegenwärtig greift der Dealer in die Tasche und holt ein Druckverschlusstütchen mit einem Gramm Marihuana hervor. Auf der Straße bekommt man zehn Euro dafür.

    Im Koksrausch in die Luft geschossen

    Das Päckchen wirft er Adam vor die Füße, dreht sich um und nimmt die Beine in die Hand. Hinter sich hört er Adam, wie er ruft: „Dann testen wir mal, wie laut das Ding ist“. Dann knallt es. Doch den Dealer trifft auf kurze Distanz keine Kugel. Denn Adam hat in seinem Koksrausch in die Luft geschossen. Wohl mit jener Schreckschuss-Waffe, die man bei einer Hausdurchsuchung findet. Der Dealer kommt mit dem Schrecken davon, der ihn bis heute im Griff hat. Nachts hat er Alpträume und wacht schweißgebadet auf, wie man von einem Polizisten erfahren konnte. Adam türmt mitsamt Waffe und versteckt sich bei seiner Großmutter. Von dort schickt er dem Dealer noch eine Sprachnachricht, die sich nach dem Abhören sofort löscht. Der Dealer hat aber einen Polizisten neben sich sitzen, der zuhört: „Du Opfer kannst froh sein, dass ich daneben geschossen hab“.

    Auf dem Fluchtweg wird die Kriminalpolizei Schweinfurt später insgesamt vier Geschosse finden. Ob sie aus der Schusswaffe stammen oder Überbleibsel aus der Silvesternacht sind, könnte nur ein ballistisches Gutachten des Landeskriminalamtes in München klären. Auch die PTB-Waffe, benannt nach einem Prüfsiegel der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt in Braunschweig, wird nicht weiter untersucht. Etwa ob sie durchbohrt worden ist, um mehr Durchschlagskraft zu erhalten. Darauf aber verzichteten alle Verfahrenbeteiligten. Die Kosten wären angesichts der finanziellen Lage Adams am Steuerzahler hängengeblieben.

    Die Probleme des Angeklagten beginnen in der Kindheit

    Im Verfahren am Amtsgericht Bamberg kam die zerrüttete Kindheit und Jugend Adams zur Sprache. Es beginnt mit ständigem Schuleschwänzen und mehr als 5000 Euro an Bußgeldern. Hintergrund sind „Freunde“ und dauerndes Kiffen – da hat man keine Lust mehr, etwas zu lernen. Dann folgt die Unterbringung in einem Kinderheim, aus dem er auf Grund schwerer Erziehungsmängel wieder hinausgeworfen wird. In diese Zeit fallen die ersten Straftaten, mit denen sich das Amtsgericht Haßfurt befassen muss: Hausfriedensbruch, Drogenbesitz, Beleidigung, Sachbeschädigung, versuchte und vorsätzliche Körperverletzung, Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Er muss erstmals hinter Gitter. Zwei Wochen Warnschuss-Arrest in Würzburg.

    Er schnupft nun auch Kokain und ein Medikament aus der Klasse der Benzodiazepine. Mit 16 Jahren landet Adam im Bezirksklinikum Parsberg in der Oberpfalz. In der Entziehungsanstalt soll er eigentlich vom Rauschgift loskommen. Doch er erleidet in kürzester Frist neun Rückfälle und hält sich an kaum eine Regel.

    Staatsanwalt: „Wir investieren in Ihre Zukunft“

    Am Ende verurteilte das Jugendschöffengericht den Angeklagten wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung. Viel wichtiger aber ist die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Denn der junge Mann soll von all den Suchtmitteln loskommen, die bislang sein Leben zerstört haben. Diesmal sei er reif genug dafür, so Staatsanwalt Michael Demling. „Wir investieren in Ihre Zukunft. Versauen Sie es nicht“. Finanziell gesehen sind es mehr als 300.000 Euro, die jene zweijährige Therapie kostet. Die Behandlung hat auch der Sachverständige Wenske befürwortet. Die Erfolgsaussichten seien gut.

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