Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Augsburger Tierheim muss Preise drastisch erhöhen

Augsburg

Augsburger Tierheim muss Preise drastisch erhöhen

    • |
    • |
    Rüde Bruno kommt aus einer besonderen chinesischen Rasse und gilt als Problemfall. Im Tierheim lässt er nur Louana Mayfarth an sich heran.
    Rüde Bruno kommt aus einer besonderen chinesischen Rasse und gilt als Problemfall. Im Tierheim lässt er nur Louana Mayfarth an sich heran. Foto: Michael Hochgemuth

    Tierbesitzer müssen ab sofort erheblich tiefer in die Tasche greifen, wenn sie Hund, Katze und Co. im Augsburger Tierheim abgeben. Oft ist der doppelte Betrag wie bisher fällig. "Wir mussten erhöhen, die aktuelle Kostenexplosion zwingt uns dazu", sagt Heinz Paula, Vorsitzender des Tierschutzvereins Augsburg und Umgebung. Er begründet den Schritt vor allem mit stark gestiegenen Kosten für die veterinärmedizinische Versorgung. Auch ein anderer problematischer Trend macht ihm Sorgen. 

    Rund 2500 Tiere werden jährlich im Augsburger Heim an der Holzbachstraße und am neuen Standort "Lecharche" in Friedberg versorgt. Davon sind etwa 1000 Haustiere vom Hund bis zum Hamster. "Wir machen die Erfahrung, dass wir viele kranke Tiere bekommen, was einen Rattenschwanz an Behandlungskosten nach sich zieht", sagt Paula. Vor allem mache sich bemerkbar, dass die tierärztlichen Gebühren deutlich erhöht wurden. Dazu komme, dass veterinärmedizinische Kliniken zunehmend von Konzernen betrieben würden, so Paula, Behandlungen seien aufwendiger und bis zu 300 Prozent teurer - obwohl das Tierheim Sonderkonditionen hat.

    Augsburger Tierheim: Fast alle Fundkatzen müssen in die Klinik

    Die Geschäftsführerin des Tierschutzvereins, Sabina Gassner, nennt Beispiele: Eine einfache Injektion mit Spritze koste jetzt statt 7,71 Euro 34,90 Euro. Wenn eine dehydrierte Katze eine Infusion braucht, seien jetzt 70,92 Euro fällig, mehr als dreimal so viel wie bisher. Der stationäre Aufenthalt für einen Hund koste mit 51,42 Euro mehr als das Doppelte. Dazu würden noch weitere Gebührenposten extra berechnet, die früher in einem Telefonat erledigt worden seien. Gassner sagt, dass jedes einzelne aufgenommene Tier im Heim untersucht wird. Viele Behandlungen übernehme die Veterinärin des Tierschutzvereins. Doch fast alle Fundkatzen seien so schwer krank, dass sie in die Klinik müssen. 

    Paula betont, dass der Tierschutzverein alleine nicht sämtliche Kosten für die Versorgung tragen kann. Er sieht vor allem private Halter in der Pflicht, Verantwortung für ihre Haustiere zu übernehmen. Deshalb wurde bei der aktuellen Preiserhöhung im Tierheim ein Schwerpunkt gesetzt. Vor allem für Leute, die Hund, Katze und Co. dort abgeben, wird es deutlich teurer: Ab sofort sind für einen Hund mit "unklarem Pflegestatus" mindestens 300 Euro fällig - doppelt so viel wie früher. Wer seine Hauskatze abgibt, zahlt jetzt 180 Euro (früher 80 Euro). Auch die Abgabe von Kleintieren kostet nun deutlich mehr, für ein Kaninchen etwa 40 Euro (früher 20 Euro).

    Auch abgeholte Heimtiere kosten im Augsburger Tierheim mehr

    Wer sich einen Vierbeiner aus dem Tierheim holt, muss ebenfalls mehr Geld ausgeben. Dort sind die Preiserhöhungen aber nicht ganz so krass: Ein Hund kostet 350 Euro (50 Euro mehr), eine Katze 150 Euro (30 Euro mehr), ein Kaninchen 30 Euro (10 Euro mehr). Paula rechtfertigt die gestiegenen Preise nicht nur mit der aufwendigen medizinischen Versorgung. Unterm Strich sei das Tierheim ein Zuschussbetrieb. 

    Sorgen macht den Verantwortlichen eine weitere Entwicklung. Aus falsch verstandener Tierliebe werden im Heim immer mehr Wildtiere abgegeben - vor allem junge Vögel - die man lieber in der Natur belassen sollte. "In den allermeisten Fällen sind sie nicht hilflos, sondern werden von den Eltern versorgt, auch wenn sie am Boden sitzen", sagt Paula. Der Tierschutzverein veröffentlicht auf seiner Homepage nun einen Leitfaden, wie man sich richtig verhält. 

    Preiserhöhung im Tierheim: Problem-Hunde brauchen ein teures Training

    Gassner beobachtet darüber hinaus, dass im Tierheim immer mehr "Problem-Hunde" abgegeben werden. Ein Beispiel ist Rüde Bruno der chinesischen Rasse Shar-Pei. Solche Hunde wurden früher für die Jagd, als Hütehunde und Kampfhunde eingesetzt. Weil sie jedoch nicht als sogenannte Listenhunde eingestuft sind, brauchen Halter keine behördliche Erlaubnis. 

    Bruno wurde von seinen Besitzern wohl über Ebay gekauft und hat sie überfordert, vermutet man beim Tierschutzverein. Anfang März wurde er offenbar ausgesetzt, die Feuerwehr brachte ihn als Fundtier ins Heim. Der Halter konnte bislang nicht ermittelt werden. Bruno gilt als "schwieriger Fall". Er sei gegenüber anderen Rüden und auch gegenüber Männern aggressiv, hat Louana Mayfarth im Tierheim beobachtet. Außerdem ist er es nicht gewöhnt, an der Leine zu laufen. Die Auszubildende ist derzeit die Einzige, die Bruno problemlos an sich heranlässt.

    Der Shar-Pei sei nur ein Beispiel für problematische Haustiere, die aus Moderassen kommen oder aus Statusgründen angeschafft werden, sagt Gassner. Solche Tiere machen im Heim besonders viel Arbeit und verursachen extrem hohe Kosten - teils wegen typischer Krankheiten solcher Rassen, aber auch wenn solche Hunde ein aufwendiges professionelles Training brauchen, bevor sie an neue Halterinnen oder Halter vermittelt werden können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden