Erzieherinnen und Erzieher leisten systemrelevante Arbeit. Darüber wurde man sich schon zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland einig. Doch mit der Diskussion über die wichtigen Berufe in der Krise wurde auch über das Gehalt dieser Berufsgruppen erneut heftig debattiert. So auch über das Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern.
Kaum eine Berufsgruppe ist laut Umfragen mit ihrem eigenen Gehalt so unzufrieden, wie Erzieherinnen und Erzieher. Laut der Datenbank des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) finden über drei Viertel der Erzieherinnen und Erzieher ihr Gehalt nicht gerecht.
Doch wie viel verdienen Erzieherinnen und Erzieher im Schnitt? Und anhand welcher Faktoren unterscheidet sich das Gehalt unter ihnen? Dieser und weiteren Fragen soll in diesem Artikel auf den Grund gegangen werden.
Wie viel Gehalt beziehen Erzieher und Erzieherinnen im Durchschnitt?
Das Nettoeinkommen einer Erzieherin oder eines Erziehers hängt von mehreren Faktoren ab. Beispielsweise spielt es eine Rolle, wie viel Berufserfahrung die Person mitbringt, ob sie durch Weiterbildungen einen höheren Bildungsgrad erlangt hat, in welche Steuerklasse sie einzahlt, wie groß die Einrichtung ist, in der sie arbeitet und viele weitere Faktoren. Das Nettoeinkommen kann somit in Deutschland je nach Bildungsgrad, Gehaltsklasse und Steuerklasse stark variieren.
Erzieherinnen und Erzieher werden im öffentlichen Dienst gewöhnlich in die Entgeltgruppe 8 des Tarifvertrags des öffentlichen Diensts (TVöD) eingeteilt. Hier liegt das Bruttogehalt laut Entgelttabelle zwischen etwa 2931 und 3979 Euro pro Monat, je nachdem welche Erfahrungsstufe die Erzieherin oder der Erzieher hat.
Welche Faktoren beeinflussen die Höhe des Gehalts bei Erzieherinnen und Erziehern?
Es gibt verschiedene Einflussfaktoren auf das Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind:
- Berufserfahrung
- Betriebsgröße
- Bundesland
- Tarifvertrag
- Geschlecht
Berufserfahrung macht einen entscheidenden Unterschied beim Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern
Wie viel man als Erzieherin oder Erzieher verdient, ist stark davon abhängig, in welcher Phase der beruflichen Entwicklung man sich gerade befindet. Während der Ausbildung können die Gehälter stark schwanken – je nachdem, ob der Ausbildungsbetrieb an einen Tarifvertrag gebunden ist, oder nicht. Auch das Einstiegsgehalt und spätere etwaige Gehaltserhöhungen sind im Tarifvertrag klar geregelt. Doch wie genau entwickelt sich das Gehalt einer Erzieherin oder eines Erziehers im Laufe des Berufslebens?
Welches Gehalt beziehen Erzieherinnen und Erzieher in der Ausbildung?
Das Gehalt während einer Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher hängt stark von der Art der Ausbildung und dem jeweiligen Bundesland ab. Bei einer klassischen Erzieherausbildung werden die ersten beiden Ausbildungsjahre in der Regel nicht vergütet. Im dritten Ausbildungsjahr, dem sogenannten Berufspraktikum, kann das Gehalt je nach Bundesland und Träger der Einrichtung für eine Arbeitszeit von 39 Wochenstunden etwa 1620 Euro brutto betragen. Netto beträgt dies bei Steuerklasse I zirka 1200 Euro monatlich.
Ausbildungsgehalt bei klassischer Erzieherausbildung
1. Ausbildungsjahr | Unvergütet |
2. Ausbildungsjahr | Unvergütet |
3. Ausbildungsjahr | Ca. 1620 Euro |
Bei der sogenannten "praxisintegrierten Ausbildung" (PIA) handelt es sich um eine Ausbildung, die zu 50 Prozent schulisch und zu 50 Prozent praktisch orientiert ist. Hier wird die Ausbildung nach dem Tarifvertrag für Auszubildende des Öffentlichen Dienstes (TVAöD-Pflege) geregelt.
Ausbildungsgehalt bei praxisintegrierter Ausbildung PIA
1. Ausbildungsjahr | Ca. 1190 Euro |
2. Ausbildungsjahr | Ca. 1250 Euro |
3. Ausbildungsjahr | Ca. 1350 Euro |
Welches Einstiegsgehalt beziehen Erzieherinnen und Erzieher im Schnitt?
Auch beim Einstiegsgehalt gelten die üblichen Einflussfaktoren, wie Bundesland, Steuerklasse, Berufserfahrung und Größe des Betriebes. In tarifgebundenen Betrieben werden Berufseinsteiger mit keinerlei Berufserfahrung nach Entgeltgruppe 8a, Stufe 1 bezahlt und verdienen somit aktuell ein Einstiegsgehalt von 2931,61 Euro brutto im Monat. Ab März 2024 gilt der neue Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Somit steigt auch das Gehalt von Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern auf 3371,39 Euro an.
Welchen Einfluss hat die Berufserfahrung auf das Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern?
Das Gehalt von Arbeitnehmenden in tarifgebundenen Betrieben ist gestaffelt. Das heißt, dass mit zunehmender Berufserfahrung auch das Gehalt steigt. Zurückzuführen ist das darauf, dass die Tarifverträge sogenannte Erfahrungsstufen beinhalten, die die Gehälter abhängig von der Berufserfahrung staffeln. Während das Einstiegsgehalt bei etwa 2931 Euro liegt, verdienen Arbeitnehmende nach vier Jahren bereits durchschnittlich 3360 Euro. Nach insgesamt zehn Jahren Berufserfahrung steigt das tarifliche Gehalt auf etwa 3767 Euro brutto pro Monat.
Entgeltgruppe 8a nach Erfahrungsstufen | Gehalt nach TVöD 2023 | Gehalt nach TVöDab März 2024 |
Stufe 1 | 2931 Euro | 3303 Euro |
Stufe 2(nach einem Jahr in Stufe 1) | 3142 Euro | 3526 Euro |
Stufe 3(nach drei Jahren in Stufe 2) | 3360 Euro | 3755 Euro |
Stufe 4(nach vier Jahren in Stufe 3) | 3566 Euro | 3973 Euro |
Stufe 5(nach vier Jahren in Stufe 4) | 3767 Euro | 4185 Euro |
Stufe 6(nach 5 Jahren in Stufe 5) | 3979 Euro | 4409 Euro |
Quelle: TVöD 2022 und 2024
Welchen Einfluss hat die Betriebsgröße auf das Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern?
Laut einer Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) arbeiten etwa 75 Prozent aller Erzieherinnen und Erzieher in kleineren Betrieben, in denen weniger als 100 Menschen beschäftigt sind. Etwa 16 Prozent der Befragten arbeitet in Betrieben, die zwischen 100 und 500 Menschen beschäftigen und nur knapp neun Prozent arbeiten in großen Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten.
Je nach Betriebsgröße variieren auch die durchschnittlichen Bruttomonatsgehälter der Beschäftigten. So verdienen Erzieherinnen und Erzieher in großen Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten im Schnitt etwa 3290 Euro. Erzieherinnen und Erzieher, die in kleineren Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten Arbeiten, verdienen etwa 3070-3170 Euro brutto pro Monat.
Diese Berechnungen beziehen sich immer auf eine Arbeitszeit von 38 Stunden pro Woche und Beschäftigte mit mindestens 10 Jahren Berufserfahrung. Denn auch die Dauer der Beschäftigung kann eine wichtige Rolle beim Gehalt spielen.
Wo in Deutschland beziehen Erzieherinnen und Erzieher am meisten Gehalt?
Gehaltsunterschiede lassen sich vor allem bei Erzieherinnen und Erziehern zwischen alten und neuen Bundesländern feststellen. Während Erzieherinnen und Erzieher mit zehn Jahren Berufserfahrung im Westen Deutschlands durchschnittlich etwa 3140 Euro brutto monatlich verdienen, bezieht dieselbe Berufsgruppe im Osten der Bundesrepublik im Schnitt nur etwa 3020 Euro im Monat. Jedoch gilt auch hier, ähnlich wie bei der unterschiedlichen Bezahlung zwischen den Geschlechtern: Ein Gehaltsunterschied von nur vier Prozent zwischen Ost- und Westdeutschland ist deutlich geringer als in anderen Berufsgruppen. Sortiert nach Bundesländern liegt der höchste zu erreichende Verdienst aktuell im Südwesten Deutschlands. Während das durchschnittliche Bruttogehalt von Erzieherinnen und Erziehern in Rheinland-Pfalz bei etwa 3250 Euro liegt, fällt das Gehalt derselben Berufsgruppe in Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern mit 2820 Euro monatlich unterdurchschnittlich aus.
Mittlere Bruttomonatsverdienste* bei 10 Jahren Berufserfahrung
Rheinland-Pfalz | 3250 Euro |
Saarland | 3240 Euro |
Bayern | 3190 Euro |
Baden-Württemberg | 3140 Euro |
Hamburg | 3120 Euro |
Niedersachsen | 3110 Euro |
Hessen | 3110 Euro |
Nordrhein-Westfalen | 3110 Euro |
Brandenburg | 3070 Euro |
Berlin | 3060 Euro |
Sachsen | 3060 Euro |
Bremen | 3010 Euro |
Schleswig-Holstein | 2990 Euro |
Sachsen-Anhalt | 2990 Euro |
Thüringen | 2990 Euro |
Mecklenburg-Vorpommern | 2820 Euro |
*auf Basis einer 38-Stunden Woche, ohne Sonderzahlungen
Quelle: WSI-Lohnspiegel-Datenbank
Wie ist das Erzieher-Gehalt nach Tarifvertrag (TVöD)?
Für nur 60 Prozent aller Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Diensts (TVöD). Dabei macht es einen erheblichen Unterschied, ob Erzieherinnen und Erzieher nach Tarif entlohnt werden, oder nicht. Gilt in einem Betrieb ein Tarifvertrag, liegt der mittlere Bruttomonatsverdienst bei 3210 Euro. Ohne Tarifvertrag verdienen Erzieherinnen und Erzieher im Schnitt nur 2970 Euro pro Monat. Auch Sonderzahlungen, wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld unterscheiden sich stark zwischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen mit oder ohne tarifvertragliche Bindung. Ob Beschäftigte solche Sonderzahlungen erhalten oder nicht, hängt davon ab, wie dies zuvor im Arbeitsvertrag geregelt wurde. Einen generellen Anspruch auf Sonderzahlungen gibt es in Deutschland nicht. Jedoch sind die Chancen auf Urlaubs- oder Weihnachtsgeld mit Tarifvertrag deutlich höher als ohne. So haben beispielsweise Erzieherinnen und Erzieher mit Tarifvertrag zu 73 Prozent die Chance auf Weihnachtsgeld, während die Chance ohne einen Tarifvertrag Weihnachtsgeld zu erhalten bei etwa 41 Prozent liegt.
Welchen Einfluss hat das Geschlecht auf das Gehalt von Erzieherinnen und Erziehern?
Erzieherinnen verdienen weniger als männliche Erzieher. Im Schnitt verdienen Frauen nach zehn Jahren Berufserfahrung etwa 3080 Euro brutto im Monat. Männer mit derselben Berufserfahrung verdienen monatlich durchschnittlich zirka 3200 Euro. Erzieherinnen machen mit 81 Prozent eine überwiegende Mehrheit in der Berufsgruppe aus. Nur jeder fünfte ist ein Mann. Dennoch unterscheidet sich das Durchschnittsgehalt zwischen Männern und Frauen hier nur in geringem Maße. Der als Gender Pay Gap definierte Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen ist in dieser Branche mit vier Prozent deutlich geringer als in anderen Berufen.