Platz ist das, was es derzeit im Blautalcenter im Überfluss gibt. So viel Platz, dass der Sportriese Decathlon in der Mall seine Zelte ausstellen kann. Manche sollen sich durch ein Ziehen an der Kordel aufbauen lassen. Und ein Knopfdruck soll für den Abbau genügen. Ganz so schnell geht es mit der geplanten Umwandlung des Einkaufsquartiers in ein Wohngebiet nicht. Die Sitzung einer Fachjury hat nun aber den weiteren Weg vorgezeichnet.

Vom Einkaufsriesen soll sich das Blautalcenter in ein Stadtquartier mit gemischten Nutzungen wandeln. Bis zu 1000 Wohnungen sind angedacht. Kein leichtes Projekt für die Projektgesellschaft von HLG, allein deswegen, weil die schrittweise Schließung für die Mieter eine schmerzhafte Angelegenheit ist. Die Ankermieter sind raus. Nur Decathlon, der auch nach dem Umbau hier bleiben wird, ist von den größeren Geschäften - mal abgesehen von H&M, C&A sowie New Yorker, noch da. Die Filialen von Müller etwa oder Sport-Wolf sind längst zu.
Blautalcenter in Ulm: Die "Speiserei" ist ziemlich leer
Ziemlich düster ist es in der "Speiserei", dem zentralen Foodcourt. In drei verbliebenen Imbissen stehen sich die Köche die Füße in den Bauch. "Es ist sehr schwierig", sagt Alaattin Yavas, der Chef von "Aladins Turkish Culinary Delights". Und es wird noch schwieriger: Jetzt hat auch noch Deichmann-Schuhe den letzten Verkaufstag ausgehängt: Am 6. Mai ist hier Schluss. 15 Geschäfte sind dann noch übrig von Baden-Württembergs einst größtem Einkaufscenter, das einmal auf 37.500 Quadratmetern 100 Geschäfte beheimatet hatte.

An diesem Dienstag diskutierte eine Jury über einen kommenden Masterplan für den zweiten, den westlichen Bauabschnitt. Wie ein Sprecher des Investors auf Nachfrage sagt, fand eine "Jury-Vorbesprechung" für diesen Abschnitt statt. Ein Wettbewerb für diesen Bauabschnitt sei damit eingeleitet worden. Vier Architektenbüros seien beauftragt worden, sich mit diesem Bauabschnitt zu beschäftigen. Das Sieger-Resultat werde den "Masterplan" ergeben, der Basis für den Bebauungsplan sein soll. Bis Oktober dieses Jahres werde sich diese Phase ziehen.
So geht es weiter mit Decathlon und dem Blautalcenter
So skizziert Sprecher Jürgen Herres den Zeitplan: Für den östlichen Abschnitt, dort wo das Gewerbe konzentriert werden soll, wurde Ende März bereits der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Der kommende Wettbewerb bezieht sich auf den westlichen Teil, den zweiten Bauabschnitt. Der erste Bauabschnitt, der östliche Teil, soll - wenn alles glattläuft - bis 2026 fertig sein. Geplanter Baubeginn: 2024. Bis 2026 bleibe das Sportgeschäft Decathlon auf der 2017 eröffneten knapp 2600 Quadratmeter großen Verkaufsfläche. Dann, also ab 2026 könne der Westteil, wo heute das Sportgeschäft untergebracht ist abgebrochen, beziehungsweise umgebaut werden.
Es sei nicht der Plan, das Gebäude während des Umbaus der 6,6 Hektar großen Grundstücksfläche in ein belebtes Stadtquartier gänzlich zu entmieten. Zumal Decathlon hier lückenlos vertreten sein soll und damit auch in Zukunft ein zugkräftiges Alleinstellungsmerkmal für die Blaubeurer Straße in Ulm darstellen wird. Ein paar Geschäfte und Gastronomie werden den Nutzungsmix im Quartier ergänzen. Die Betonung liegt hier nach dem Willen des Ulmer Gemeinderats - abgesehen von Decathlon - aber eher auf der Nahversorgung. Doch möglicherweise würden einige der noch verbliebenen Geschäfte auch in Zukunft erhalten bleiben. Namen könne Herres allerdings nicht nennen. "Wir wollen keinen ganz harten Cut haben", sagt Herres. Durch die Aufteilung in zwei Bauabschnitte sei es möglich, durchgängig Geschäftsbetrieb im Blautalcenter zu halten. Die Richtung geht allerdings auch hier deutlich in Richtung Wohnraum: Selbst im eher gewerblich geprägten ersten Bauabschnitt sind in Zukunft maximal 40 Prozent Gewerbe geplant.