Passend zum anstehenden Osterfest ist bei den Plawkys bereits alles mit bunten Hasen sowie dicken und dünnen, großen und kleinen Hühnern geschmückt. Zwischen Eiern und Federn sind außerdem diverse Pflanzen und Blumen in Szene gesetzt. Etwa 2000 Quadratmeter umfasst allein die Verkaufsfläche in Karlburg. Hier führen Tonja und Ralf Plawky ihren inzwischen einzigen verbliebenen Standort weiter. Im August 2023 hat das Ehepaar ihr Geschäft in Karlstadt geschlossen und bereits um 2017 gab es ihre beiden Standorte in Lohr und Thüngersheim auf. Der Grund für die Schließungen war jedes Mal der gleiche: Personalmangel.
Beruf vom Aussterben bedroht
„Heutzutage lernt kaum mehr jemand Florist“, erzählt Tonja Plawky. „Der Beruf ist am Aussterben. Ich glaube, so richtige Floristikgeschäfte wird es in der Zukunft nicht mehr geben.“ Das Floristen-Team besteht aktuell aus sieben Personen, darunter die Inhaberin selbst. Im Main-Spessart ist Plawky eines der wenigen Geschäfte, das ihre Pflanzen noch selbst anbaut. In den meisten anderen ist das schon länger nicht mehr der Fall. Die Gärtnerei leitet Ralf Plawky und wird dabei von einer Vollzeit- und einer Aushilfskraft unterstützt.
Für den verbliebenen Standort ist das Personal ausreichend. Dennoch erzählt Tonja Plawky: „In Karlstadt zu schließen, hat sehr wehgetan.“ Es war die erste Filiale, sie bestand seit über 20 Jahren. Die Lage am Marktplatz zog besonders viel Laufkundschaft an. Jetzt müssen die Kunden gezielt nach Karlburg kommen. Besonders traurig sei es für ältere Menschen ohne Transportmittel, die den zentralen Standort gut erreichen konnten. „Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Wichtig ist mir, dass meine ehemaligen Angestellten dann auch wieder einen Job haben“, so die Inhaberin.

Veränderungen in der gesamten Branche
Auch Janet Schäflein, Inhaberin des Blumenhaus Schäflein in Arnstein, beobachtet den Wandel innerhalb der Branche. Sie beschreibt es so: „Es ist kein Beruf zum Reichwerden, sondern ein Beruf der Schönheit.“ Und das sei immer weniger ausschlaggebend. „Zu uns kommt man, um einen Blumenstrauß zu bekommen, etwas Besonderes“, bestätigt Michaela Kübert, Inhaberin der Blumenwerkstatt „zweigeteilt“ in Karlstadt. Dort gibt es aktuell sogar einen Auszubildenden. Aber: „In der Klasse sind nur neun Leute, viele davon aus dem größeren Umkreis.“ Für ihr Geschäft sei besonders das vergangene Jahr schwierig gewesen. Sie vermutet aber einen Zusammenhang mit der Sperrung der Ringstraße, wo sich der Laden befindet. Heuer sei die Tendenz dagegen schon wieder besser. Personell seien sowohl Schäflein als auch Kübert aktuell gut ausgestattet.

Dass man Pflanzen mittlerweile überall bekommt, sieht nicht nur Kübert als Problem für Fachhändler. Anbau, Transport, Verpackung, ein angemessener Lohn — all das wirkt sich am Ende auf den Preis der Pflanzen aus. Tonja Plawky weiß: Im Vergleich zum Baumarkt oder Discounter ist der Preis vielleicht höher, dafür aber auch die Qualität. „Im Fachgeschäft bekommt man nochmal eine ganz andere Beratung.“ Gleichzeitig ist ihr aber auch bewusst: „Unsere Branche ist ein Luxusprodukt.“ Sie findet es wichtig, den hiesigen Handel zu unterstützen. Das betreffe genauso Geschäfte aus anderen Branchen, wie etwa Bäcker oder Metzger.
Janet Schäflein: „Die Floristik ist wie die Mode“
Aber auch das Kaufverhalten der Kunden ändert sich. Nicht zuletzt die Pandemie hat daran Schuld. „Bei uns gibt es eigentlich nur vor und nach Corona. Das kann man nicht vergleichen“, erzählt Tonja Plawky. Im Laufe der Zeit hat sie außerdem festgestellt, dass heute deutlich weniger gekauft wird. Wo früher etwa vier bis fünf Blumenkränze für eine Beerdigung bestellt wurden, werden heute Urnenbestattungen abgehalten. Dafür werden deutlich weniger Blumen benötigt. Und Balkone werden zum Beispiel dort weniger ausgestattet, wo einst Reihen an Pflanzen waren. Solche Veränderungen beobachtet auch Janet Schäflein. „Die Floristik ist wie die Mode, sie verändert sich“, sagt sie und ist deshalb optimistisch, was die Situation der Branche angeht.
Zwischen all den Herausforderungen findet Tonja Plawky trotzdem Freude darin, die Schönheit der Blumen und Pflanzen in den Vordergrund zu stellen. Sie möchte ihre Kunden damit glücklich machen und ihnen neue, besondere Sachen anbieten, die man nicht überall bekommt: „Wir können auf jeden Wunsch eingehen, dafür sind die Kunden auch dankbar.“
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