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Lohr: Schutzgelderpressung und Gewalt: 14-Jähriger terrorisiert Jugendliche in Lohr

Lohr

Schutzgelderpressung und Gewalt: 14-Jähriger terrorisiert Jugendliche in Lohr

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    Ein jugendlicher Intensivtäter aus Lohr beschäftigt weiter die Polizei. Er soll auch gewaltbereit sein. (Symbolfoto)
    Ein jugendlicher Intensivtäter aus Lohr beschäftigt weiter die Polizei. Er soll auch gewaltbereit sein. (Symbolfoto) Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

    Wie umgehen mit einem gerade 14-Jährigen, der sich herzlich wenig um Gesetze und fremdes Eigentum schert? Diese Frage stellt sich nicht nur bei der Lohrer Polizei. In seiner lokalen Bilanz zur Kriminalstatistik stellt Dienststellenleiter Johannes Schuhmann ihn und sein Umfeld heraus. Demnach waren 20 Kinder im vergangenen Jahr ein- oder mehrfach auffällig, der Tankstellenüberfall des 14-Jährigen steche heraus.

    Verfahren eingestellt

    Laut dem Würzburger Oberstaatsanwalt Tobias Knahn wurden gegen den heute 14-Jährigen mehr als zehn Verfahren eingestellt, weil er noch nicht strafmündig war. Dabei ging es um Bedrohungen, Diebstahl, Nötigung und Körperverletzung. Allerdings wird er demnächst in Gemünden wohl Bekanntschaft mit Jugendrichter und Amtsgerichtsdirektor Volker Büchs machen. Die Anklage lautet auf räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Beleidigung. Wann der nicht-öffentliche Prozess stattfindet, ist noch offen.

    Laut Knahn gibt es im Jugendstrafrecht im Gegensatz zu den Erwachsenen keine beschleunigten Verfahren. »Da gilt immer, dass möglichst zeitnah nach der Tat der Prozess stattfindet«, ergänzt Knahn. In diesem Fall war der Übergriff Anfang Dezember, wenige Tage nachdem der mutmaßliche Täter seinen 14. Geburtstag gefeiert hatte und damit strafmündig wurde.

    In seiner Heimatgemeinde geht bei Jugendlichen die Angst um. »Es gibt ganze Gruppen, die sich nur noch zu Hause privat treffen, um ihm nicht zufällig über den Weg zu laufen«, sagt eine Mutter, die anonym bleiben will aus Angst vor weiteren Bedrohungen durch den 14-Jährigen.

    Sie schätzt die Zahl seiner Opfer auf über 20. »Regelmäßig werden von ihm am Monatsanfang die Jugendlichen am Juze in Lohr abgezogen«, klagt sie. Konkret gemeint sind damit Schutzgelderpressungen. Sie selbst wechsle ebenfalls die Straßenseite, wenn sie ihm zufällig begegne.

    Wobei der Täter anscheinend ein Netzwerk von gleichaltrigen Helfern hat, was auch aus Polizeikreisen bestätigt wird. Demnach sucht er sich relativ wahllos Opfer aus und lässt diesen dann über Dritte mitteilen, dass sie etwas Negatives über ihn behauptet hätten. »Es kann quasi jeden treffen«, kommentiert die Informantin. Das geforderte Schutzgeld beginne bei 20 Euro und könne sich steigern auf Hunderte Euro.

    Martialische Videos

    Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, schickt er den Opfern martialische Videos. Wer nicht zahlt, spürt auch mal die Faust des 14-Jährigen. Wie im jetzt angeklagten Fall von Anfang Dezember. Noch nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen zum oben genannten Tankstellenüberfall und die Attacke auf einen Jugendlichen beim Weihnachtsmarkt.

    Nach Informationen unseres Medienhauses ist der 14-Jährige von der Mittelschule seines Heimatortes seit Dezember ausgeschlossen, weil man die Probleme mit ihm nicht in den Griff bekomme und das Risiko weiterer Übergriffe nicht mehr tragbar sei. Die Entscheidung habe die Leitung getroffen, auch wenn ihr bewusst gewesen sei, dass er mit der vielen freien Zeit noch mehr »Unsinn« anstellen kann, berichtet jemand aus dem Umfeld.

    Tatsächlich habe er auch in jüngster Zeit die Polizei beschäftigt, unter anderem auch Beamte massiv beleidigt, ist aus Ermittlerkreisen zu hören. Zu Gerüchten, wonach der Jugendliche in Untersuchungshaft ist, äußert sich Würzburgs Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch unter Verweis auf dessen Alter nicht. »Das ist ab 14 Jahren möglich«, klärt er auf. Dabei würden die Betroffenen bei der sogenannten »U-Haft-Vermeidung« allerdings nicht in einer Justizvollzugsanstalt untergebracht, sondern einer geschlossenen Einrichtung der Jugendhilfe.

    Die Mutter des Jungen schämt sich offenbar für ihn und entschuldigt sich bei den Opfern. »Ich habe noch nie eine so gebrochene Frau gesehen«, beschreibt eine Leserin den Eindruck eines zufälligen Aufeinandertreffens. Nach ihrem Wissen komme er teilweise tagelang nicht nach Hause und übernachte bei Freunden.

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