Mit Lese- und Rechtschreibschwäche einen LKW-Führerschein bestehen, sich in einem fordernden Job behaupten, allein wohnen, einen eigenen Haushalt führen – für viele Menschen mit Beeinträchtigung klingt das nach einem schwer erreichbaren Ziel. Für ihn ist es Realität. Der 30-Jährige Daniel Kohnmünch lebt in Partenstein, arbeitet als LKW-Fahrer bei Baustoff Mill in Frammersbach und hat sich seinen Platz in der Arbeitswelt hart erarbeitet.
Von der Förderschule in die Berufswelt
Frühzeitig wurde bei ihm eine geistige Beeinträchtigung diagnostiziert – besonders das Lesen und Schreiben und der Umgang mit Zahlen fällt ihm bis heute schwer. „Ich war auf der St. Nikolaus-Förderschule in Wombach“, erzählt er. Mit 18 Jahren verließ er die Schule und suchte konsequent seinen Weg in den Arbeitsmarkt.
„Ich wollte nicht in eine Werkstatt, da war ich zu fit für“, sagt er rückblickend. Stattdessen sammelte er Erfahrung durch Praktikumsstellen, bis er schließlich bei Kirsch und Sohn in Gemünden einen Platz für sich fand. Dort startete er als Müllwerker – und arbeitete sich Schritt für Schritt hoch.
Vom Müllwerker zum LKW-Fahrer
Ein Meilenstein: der Erwerb des PKW-Führerscheins, wenig später des LKW-Führerscheins – eine große Herausforderung für Kohnmünch. „LKW war deutlich schwieriger als PKW, da wurde viel mehr gefragt“, erzählt er. Die Vorbereitung war intensiv, die Anforderungen hoch, doch er bekam Unterstützung: Der Antrag auf Nachteilsausgleich wurde vom Landratsamt genehmigt. „Mir wurden Fragen vorgelesen, ich hatte mehr Zeit – so konnte ich die Prüfung bestehen.“
Heute fährt er täglich Baustoffe durch ganz Deutschland. Sein Arbeitgeber, Nico Haberkorn von Baustoff Mill, schätzt ihn sehr. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich eine Beeinträchtigung habe“, so der Fahrer. Offenheit sei wichtig – und in seinem Fall auch kein Hindernis gewesen.

Selbstständig mit Unterstützung im Hintergrund
Seit er 22 ist lebt er allein – erst in einer Wohnung und inzwischen in einem Haus. Er organisiert seinen Alltag selbstständig: einkaufen, kochen, Arzttermine, Haushalt. Manchmal sei es mit der Lese-Schwäche mühsam, gerade bei Formularen. Deshalb nimmt er die Unterstützung durch das Ambulant Unterstützte Wohnen (AUW) der Lebenshilfe Main-Spessart in Anspruch. Zweimal pro Woche kommt jemand zur Unterstützung vorbei – zum Reden, für Arztbesuche, Erledigen von Schriftsachen. „Ich bin besonders froh über Gesellschaft“, sagt er.
In schwierigen Momenten war das AUW eine wichtige Stütze – etwa letztes Jahr, als er schwer krank war: Lungenentzündung und Lungenembolie. „Ich hab selbst den Krankenwagen gerufen“, erzählt er. Besonders Nicole Wiesner und Birgit Thoma vom AUW waren ihm in dieser Zeit eine große Hilfe - und sind es bis heute.
Ein Leben mit Ziel und Leidenschaft
Trotz aller Herausforderungen ist er zufrieden. „Ich habe eigentlich alles, was ich wollte“, sagt Kohnmünch. In seiner Freizeit widmet er sich seinem großen Hobby: der Modelleisenbahn. „Ich habe einen Containerhafen gebaut, ein eigenes Schiff – ich baue da gerne rum.“ Außerdem engagiert er sich aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr in Partenstein, macht aktuell die MTA-Ausbildung.
Sein Weg zeigt: Mit Mut, Ausdauer und der richtigen Unterstützung ist vieles möglich. „Man darf sich nicht schämen, wenn man Hilfe braucht“, sagt er. „Man muss sich einfach trauen – und wenn’s nicht klappt, klappt’s halt nicht. Aber aufgeben bringt nichts.“
Sein größter Wunsch? Dass Menschen mit Beeinträchtigung nicht unterschätzt werden – und sich selbst etwas zutrauen. „Man sieht mir meine Schwäche nicht an – aber sie ist da. Trotzdem kann ich arbeiten, allein leben, mein Leben führen. Wichtig ist, dass man Menschen unterstützt, denn jeder hat eine Chance verdient.“
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