Da sitzt ein junger Mann eine Stunde lang in der prallen Sonne auf der Mitfahrbank in Karlstadt und wird nicht mitgenommen. Eine Testfahrt zwar, ein Versuchskaninchen der Redaktion sozusagen, aber nicht minder verwunderlich. Woran es wohl gelegen haben mag?
War es das Ziel, für das er Rohrbach - mangels eines Schildes für Karlburg - ausgewählt hatte? Dann stellt sich die Frage: Ist es möglich, dass eine Stunde lang niemand in die Richtung dieses Stadtteils fährt? Oder gibt es einen geheimen Pakt der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt und anderer Stadtteile gegen die Rohrbacher? Eine lange gewachsene Rivalität? Die Autorin ist an Hinweisen zu dieser Sache in jedem Fall stark interessiert.
Pinke und neongrüne Bänke
Wie dem auch sei, der junge Mann kam nicht vom Fleck, sogar laufen wäre schneller gewesen. Ein Teufelskreis: Wer nicht mitgenommen wird, versucht es wohl so schnell nicht wieder. Und wer auf der Bank keine Mitfahrer erwartet, achtet beim Vorbeifahren nicht darauf. Vielleicht müssten die Bänke pink oder neongrün angestrichen sein. Oder die Stadt setzt in einem Aktionszeitraum Fachärzte und -ärztinnen und den Bürgermeister auf die Bank. Allesamt Personen, bei denen Termine meist spontan nicht möglich sind - eine Sprechstunde vom Beifahrersitz aus wird sich wohl kaum jemand entgehen lassen, der gerade zufällig vorbeikommt.
Oder steckt hinter der mangelnden Bereitschaft für Mitfahrer ein geheimer Plan des Landkreises? In den kommenden Jahren müssen hier unbedingt mehr Wegstrecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Nur so erhält der Kreis die dauerhafte Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen. Da ist es ungut, wenn sich die Main-Spessarter jetzt auch noch gegenseitig im Auto mitnehmen. Naja, diese Hypothese ist natürlich absoluter Quatsch - aber wie wäre es mit einer E-Bike-Leihstation neben den Mitfahrbänken? Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Kommt der Bus - oder doch nicht?
Das Busfahren wird den Landkreisbewohnerinnen und - bewohnern sowie allen, die aus dem Landkreis hinaus wollen, auch schwer gemacht. Kommen die potenziellen Passagiere an der Haltestelle an, fährt plötzlich gar kein Bus. Zumindest laut den Anzeigetafeln am Zentralen Omnibusbahnhof in Lohr, Marktheidenfeld und Arnstein sowie an den Bahnhöfen in Karlstadt und Gemünden. Da steht seit geraumer Zeit nichts, Unverständliches oder, wenn man Glück hat, ein Verweis auf den Aushangfahrplan. In solchen Situationen kommt ein Mitfahrbänkle ziemlich gelegen: Einfach hinsetzen, kurz den stressigen Alltag einen stressigen Alltag sein lassen und auf den nächsten Bus warten, der vorbeikommt. Vielleicht fährt der ja dann nach Rohrbach.
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