In Österreich wird die Pflege revolutioniert. Die neue Regierung, die im März 2025 vereidigt wurde, hat beschlossen, das Pflegepersonal in die Schwerarbeitsverordnung aufzunehmen. „Für unsere Gesellschaft ist die Arbeit von Pflegekräften eine zentrale Stütze. Die Pflege ist systemrelevant. Es ist wichtig, dass anerkannt wird, welch körperlicher und psychischer Kraftakt Pflegearbeit ist“, begründete Sozial- und Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) in einer Mitteilung des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK) den Schritt. Die Pflege soll ab dem 1. Januar 2026 offiziell als „Schwerarbeit“ gelten, was vor allem einen Vorteil für Pflegerinnen und Pfleger mit sich bringt.
Pflege in Österreich nun „Schwerarbeit“ – was bedeutet das?
Die Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS möchte in Österreich durch die neue Regelung eine Aufwertung des Pflegebereichs erreichen. Der Job der Pflegerin und des Pflegers soll wieder attraktiver werden. Schumann sprach von einem „Zeichen des Respekts und der Wertschätzung“. Für Pflegerinnen und Pfleger bedeutet die Verordnung vor allem einen großen Vorteil: Sie können früher in Rente gehen. „Pflegekräfte können künftig mit 60 Jahren in Pension gehen, sofern sie mindestens 45 Versicherungsjahre aufweisen und in den letzten 20 Jahren mindestens 10 Jahre Schwerarbeit verrichtet haben“, gibt das BMASGPK an.
Pflegerinnen und Pfleger, Pflegeorganisationen und Gewerkschaften freuen sich über den Schritt. Sie forderten die Einstufung des Pflegepersonals in die Schwerarbeitsverordnung schon seit vielen Jahren. „Diese Anerkennung ist dringend notwendig, wenn wir wollen, dass Menschen auch morgen noch bereit sind, diesen Beruf zu ergreifen“, sagt Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA. In der entsprechenden Mitteilung ihrer Gewerkschaft mahnt sie aber auch weitere Schritte an: „Diese Maßnahme darf nicht isoliert stehen bleiben. Wir brauchen ein umfassendes Verständnis von Schwerarbeit – jenseits von Berufsbezeichnungen.“
Die GPA fordert, dass der Beschluss nur der Anfang ist. „Die Bundesregierung ist jetzt am Zug, diesen Schritt nicht als Endpunkt zu betrachten, sondern als Beginn einer umfassenden Lösung für alle, die in der Pflege Schwerarbeit leisten“, fordert Teiber.
Pflege als Schwerarbeit – ist das auch in Deutschland möglich?
Für die Reform muss die Regierung in Österreich die Kriterien für Schwerarbeit anpassen. Bislang wurden nur Berufe als Schwerarbeit eingestuft, die mit hoher körperlicher Belastung auffallen. In Zukunft sollen auch Jobs unter den Begriff fallen, die eine Mehrfachbelastung oder eine hohe psychische Belastung mitbringen. Die Anpassung würde „einen großen Fortschritt für in der Pflege tätige Menschen“ bedeuten, glaubt das BMASGPK.
In Deutschland gibt es bislang keine ähnlichen Pläne. Eine Einordnung von Berufen in Schwerarbeitsverordnung wird bislang nicht praktiziert. Pflegerinnen und Pfleger dürfen auch nicht früher in Rente gehen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Neuerung in Österreich in Deutschland zu ähnlichen Ideen führt.
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