Das Pflegesystem in Deutschland steckt in der Krise, und das schon seit Jahren: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen liegt bei knapp 5,7 Millionen und wächst kontinuierlich, an Pflegekräften mangelt es aber. Die Kosten für Angehörige und Betroffene steigen ebenso, die Sozialpolitik kommt nicht mehr hinterher, und steht seit der Neuwahl vor grundsätzlichen Existenzfragen und die Pflegekassen sind in Gefahr: Zahlen des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zeigten etwa, dass die Pflegeversicherung das Jahr 2024 mit einem Defizit in Höhe von 1,54 Milliarden Euro abgeschlossen hat.
Experten haben nun einen Vorschlag vorgestellt, wie das Pflegesystem von Grund auf reformiert werden kann. Dahinter steckt die Initiative Pro-Pflegereform. In nur wenigen Jahren will sie die Pflege in Deutschland komplett auf den Kopf stellen. Wie die Pläne aussehen, lesen Sie hier.
Pflegereform 2025: Wer steckt hinter der Initiative Pro-Pflegereform?
Laut eigenen Angaben sind 120 Pflegeunternehmen mit rund 1000 Heimen und 300 Diensten sowie 90 Verbände und weitere Einzelpersonen Teil der Initiative Pro-Pflegereform. Mit dabei sind zum Beispiel der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege, der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland oder die Evangelische Heimstiftung, aber auch Experten, Vereine und Wissenschaftler.
Seit 2017 ist das Bündnis bundesweit aktiv und setzt sich für eine Reform der Pflege ein. Es möchte eine langfristige Strategie und einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Pflegeversicherung erwirken, heißt es: Ziel sei laut der Website des Bündnisses, die Reformbereitschaft der Pflegebranche auf eine breite Basis zu stellen und konkrete Eckpunkte ganz oben auf die politische Agenda zu setzen.
Pflegereform 2025: Was schlägt die Initiative vor?
Gemeinsam mit dem Bremer Gesundheitsexperten Heinz Rothgang hat die Initiative ein Gutachten mit möglichen Stellschrauben für die Pflege erarbeitet und Forderungen formuliert. Das Konzept bezeichnete der Sprecher der Initiative und Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart, Bernhard Schneider, bei der Veröffentlichung des Gutachtens als „Blaupause“ für die versprochene große Pflegereform der zukünftigen Bundesregierung. Das Gesamtkonzept zu einer „alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung“ umfasst rund 100 Seiten. Aber was schlägt die Initiative darin vor?
Die Initiative möchte die Pflegeversicherung einer Finanz- und Strukturreform unterziehen und sie zu einer Vollversicherung mit begrenzten Eigenanteilen weiterentwickeln. Spürbar entlasten will die Initiative pflegebedürftige Personen, indem die Eigenanteile in den Pflegeheimen begrenzt werden sollen.
Hierfür schlagen die Experten einen sogenannten Sockel-Spitze-Tausch vor: Versicherte bezahlen einen festen Sockel und alle weiteren Kosten bezahlt die Pflegekasse. Außerdem sollen „ordnungspolitisch falsch zugeordnete Leistungsbestandteile“ umfinanziert werden, dazu zählen etwa Ausgaben für die soziale Sicherung von Pflegepersonen. So soll Pflege wieder bezahlbar werden, verspricht die Initiative in der Mitteilung.
Der Reformvorschlag wirft zudem die Aufteilung in ambulant und stationär über Bord. Stattdessen sieht das Konzept individuelle Pflegearrangements nach dem Prinzip Wohnen und Pflege vor. Damit wird das Pflegesystem grundlegend neu organisiert.
Übrigens: Sind pflegende Angehörige mal krank oder im Urlaub, springt die sogenannte Verhinderungspflege ein und ermöglicht eine Ersatzpflege. Sie steht Pflegebedürftigen mit den Pflegegraden ab 2 bis Pflegegrad 5 zu.
Pflegereform 2025: Wann könnte die Reform umgesetzt werden?
Ob, in welcher Form und wie schnell die vorgeschlagene Pflegereform umgesetzt wird, hängt ganz von der kommenden Bundesregierung ab. Die Initiative legt ihren Forderungen im Gutachten zumindest einen dreistufigen Zeitplan bei, um die Reform bis 2030 schrittweise umzusetzen. Dieser Drei-Stufen-Plan sieht wie folgt aus:
- 2026: Begrenzung der Eigenanteile im Pflegeheim
- 2028: Reform der häuslichen Pflege mit neuem Pflegegeld
- 2030: Abschaffung bürokratischer Sektoren und Modernisierung der Pflege
Eine solche Neuausrichtung der Pflegeversicherung sei angesichts der zunehmenden Probleme unausweichlich, schreibt das Bündnis in einer Mitteilung. „Die neue Regierungskoalition hat mit dem vorliegenden Gutachten von Heinz Rothgang eine maßgeschneiderte Vorlage, diese Zukunftsaufgabe anzugehen.“ Ob die kommende Regierung auf den Vorschlag eingehen wird, muss sich zeigen, wenn sie im Amt ist.
Übrigens: Die Pflege zu Hause ist mit Kosten und Mühen verbunden, doch der Staat gibt einige Zuschüsse. Für Unterstützung von der Pflegeversicherung muss man allerdings einen Pflegeantrag stellen, dann erhält man einen sogenannten Pflegegrad, nach dem sich die Geld- und Sachleistungen berechnen. 2025 haben sich einige Pflegeleistungen erhöht.
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