"Ich habe von Anfang an nach den neuen Regeln geschrieben", sagt Angelika Stahl, Chefsekretärin im Hammelburger Rathaus. Dort werde ausschließlich der neue Duden verwendet. Bei manchen Wörtern bleibt sie aber bewusst bei der alten Schreibweise: "Joghurt schreibe ich jetzt nicht auf einmal Jogurt. Das sieht doch komisch aus!" Leichter sei das Schreiben auch nicht geworden. "In den Bewerbungen, die bei mir über den Schreibtisch gehen, sind heute mindestens genauso viele Rechtschreibfehler wie vor der Umstellung", verrät sie. Eine Rückkehr zu den alten Schreibregeln sei jetzt aber nicht mehr möglich: "Viele Schüler wären bei einer Rückkehr aufgeschmissen".
Wenig auskunftsfreudig zeigt sich zu dem Thema eine Streifenbesatzung der Polizeiinspektion Hammelburg, die ihre Namen nicht preisgeben möchte. "Bei uns wird individuell geschrieben: Der eine Kollege schreibt nach den neuen, der andere nach den alten Regeln. Eine Dienstanweisung gibt es dazu nicht", erklärt der Jüngere im Team. Oft verlässt man sich auf die Rechtschreibprüfung des Computers. Gegen eine Rückkehr zur alten Schreibung haben die Polizisten nichts einzuwenden. Das müssen gewählte Politiker entscheiden und nicht Zeitungen oder Verlage, so die beiden.
"Ich schreibe nach den alten Regeln, mein Sohn Sven benutzt die neue Rechtschreibung", sagt Christa Müller, Inhaberin der Buchhandlung Hoch. In ihren Augen ist die Reform unnötig gewesen. Eine Rückkehr "wäre ein großer Quatsch, wo sich doch die meisten einigermaßen drauf eingerichtet haben." Die Bücher in ihren Regalen sind alle komplett auf neue Rechtschreibung umgestellt worden. "Eine Rückkehr zu den alten Regeln würde die Verlage viel Geld kosten".
Marcel Dunkel schreibt gerade seine Diplomarbeit in Biologie. "Während meiner Schulzeit habe ich mich der Reform total verweigert. Damals wurde die alte Schreibweise aber auch noch nicht als Fehler gewertet", erklärt er. Nur die augenfälligsten Änderungen wie "dass" statt "daß" habe auch er übernommen. Mit der neuen Getrennt- und Zusammenschreibung will er sich jedoch nicht anfreunden. "Ich empfinde die Rechtschreibreform als völlig unnötig", sagt er. Hätten Zeitungen und Verlage früher protestiert, so hätte sie vielleicht aufhalten können, noch bevor der erste Schülerjahrgang die neuen Regeln verinnerlicht hatte.