Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, sagt ein Sprichwort. Der Ilgenbach im Kaskadental zwischen Bad Kissingen und dem Wildpark Klaushof ist so ein nahes Gutes. Ein beliebtes Ausflugsziel, heute und auch schon vor Jahrhunderten, erst recht bei Adligen. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ließ die Kaskaden künstlich anlegen, damit sich Einheimische und Kurgäste am plätschernden Wasser erfreuen konnten. Es heißt, der Fürstbischof hätte eine solche Anlage auch zu gern in seiner Residenz in Würzburg am Main gehabt.
So ein Geplätscher hat ja auch seine ganz eigene Anziehungskraft. Es beruhigt, lädt ein zum Verweilen, berührt etwas in unserem Inneren. Das Wasser, so sagt man, ist Ursprung allen Lebens, und es ist Symbol für das Leben schlechthin. Panta rhei, alles fließt, das ist ein berühmter Satz, der auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückgeht. Weil alles im Fluss ist, bleibt nichts, wie es ist, und dennoch ist alles Eins. Da ist selbst der kleine Ilgenbach Teil des großen Ganzen.
Alle Religionen und Völker verehren das Wasser als etwas Heiliges. Dass es aber auch seine ganz andere, zerstörerische Macht offenbaren kann, zeigt die jüngste Flutkatastrophe in Deutschland und ihre Folgen. Die Sandsäcke schaufelnden Menschen entlang der Elbe und der Donau haben sich ins Gedächtnis geprägt. Auch daran wird man wieder erinnert, wenn man in der Ausstellung Main und Meer seinem Gedankenfluss seinen Lauf lässt.
Ein kleiner Wall aus Sandsäcken sticht ins Auge. Daneben Vitrinen, die zeigen, was das Wasser so alles ans Land spült: Müll vor allem, von Menschen achtlos weggeworfen. Eine alte Matrosenuniform weckt Fernweh nach fremden Ufern, ein altes Steuerrad Assoziationen: Das Leben ist im Fluss, das Wasser der Erde ein ewiger Kreislauf – wie das Steuerrad ohne Anfang und Ende. Und Wasser ist kostbar, auch dafür sensibilisiert die Ausstellung. Laut Statistik muss jeder achte Mensch auf der Welt verschmutztes Wasser trinken, kann man auf einer Anzeige lesen. Wer denkt hierzulande schon daran, wenn er verschwitzt und durstig zur Mineralwasserflasche greift.
Dem Fluss des Lebens nachspüren, die Kostbarkeit des Wassers spüren, das geht an jeder noch so kleinen plätschernden Quelle. Es geht auf einer Holzbank am Ilgenbach verweilend genauso wie flanierend an der Mainpromenade oder schwimmend an der Lieblingsküste. Kleine Bäche, große Flüsse, weites Meer - das eine existiert nicht ohne das andere. Wir alle sind Teil eines großen Ganzen. Es ist gut, sich hin und wieder daran zu erinnern.
Main-und-Meer-Serie: Die nächste Fahrt zur Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt starten wir von der Schondra aus. Zu lesen ist dies am Samstag, 29. Juni, im Lokalteil Bad Brückenau.