Keine Ahnung, ob die Briefe-Flut mit dieser alternden Serie zu tun hat. Jedenfalls werde ich in letzter Zeit mit Schreiben bombardiert, in denen es um Wunder-Pillen, Frühverrentung und um die Frage geht, wie ich mich am besten vor gesättigten Fettsäuren schütze. Und weil ich das alles von Amts wegen lesen muss, komme ich kaum noch dazu, das Für und Wider einer Umstellung meines Essens auf basische Kost abzuwägen, was angeblich wie ein Jungbrunnen wirken soll.
Einer der Werbebriefe-Vielschreiber ist übrigens ein gewisser Dr. Z., der mir glauben machen will, dass ich mich "schon bald wieder wie neugeboren fühlen" werde. Vorher schildert mir Dr. Z. aber noch haargenau, was mir demnächst alles bevorsteht: "Morgens aus dem Bett zu kommen, wird immer schwerer. Die Glieder sind steif, Knie und Hüften tun weh. Es wird schwerer, die Treppen hoch zu steigen. Und das Liebesleben leidet . . ."
Als unverbesserlicher Optimist könnte man sagen: Wenn das Liebesleben leidet, hat man wenigstens noch eins.
Wer es negativ sehen will, müsste die Frage stellen: Wie sieht dieses Leiden um Himmels Willen bloß aus? Dr. Z. lässt es erst gar nicht so weit kommen und bietet "ein altbewährtes Wurzel-Extrakt" aus Sibirien an, das sechs Monate hält und lächerliche 189,95 Euro kostet. Mit der "geistigen und körperlichen Erquickung" einher geht auch ein leidensfreies Liebesleben, weil die Wunder-Wurzel "eine pflanzliche Viagra-Alternative" sei.
Seit ich das weiß, habe ich keine Angst mehr vor dem Alter. Außerdem hat mir Herr Z. vorgerechnet, dass ich mich in nur sechs Wochen gleich um sechs Jahre jünger fühlen werde. Das heißt: Nach nur sechs Monaten ist man 30 Jahre jünger und quasi wieder in den Flegeljahren. Was für Dr. Z. und sein Produkt leider ganz schlecht ist, weil ja dann keiner mehr die pflanzliche Viagra-Alternative braucht.