Am Ende ist alles nach Plan verlaufen: Zwei Wochen, nachdem die Nüdlinger Edgar Thomas, Marcus Lipsius, Achim Hein, Steffen Thomas und Matthias Zänglein sich auf ihre abenteuerliche Reise nach Palermo gemacht hatten, ging es zurück in die Heimat im Landkreis Bad Kissingen. Auf drei Vespa-Rollern und einem 125-Motorrad sowie mit einem Kleinbus für das Gepäck war das Quintett zu einem Roadtrip nach Sizilien aufgebrochen.

In Palermo angekommen sind die fünf Freunde am 25. September, nach zwölf Tagen auf der Straße. Zwischen Abfahrt in Nüdlingen und Ankunft in der sizilianischen Hauptstadt hat die Truppe rund 73 Stunden auf ihren Zweirädern verbracht, erzählt Marcus Lipsius nach der Rückkehr im Gespräch mit dieser Redaktion. "Am Tag waren wir meistens sechs bis sieben Stunden unterwegs. Die kürzeste Etappe ging über 130 Kilometer, die längste über rund 300."
Zunächst braucht es statt der Badehose am Meer den Schneeanzug in den Alpen
Die Gesamtdistanz hatten die Nüdlinger im Vorfeld auf rund 3000 Kilometer geschätzt. Es wurden 2999,3. "Das hat der Tacho tatsächlich angezeigt, als wir an der Unterkunft in Palermo waren. Ich habe gleich gesagt, wir müssen noch einmal um den Block fahren", erinnert der 46-Jährige sich lachend.
Die Tour ist weitgehend reibungslos verlaufen, erzählt Lipsius. Am ersten Tag kam die kleine Karawane bis ins Allgäu, machte in Kaufbeuren Station. Die erste kleine Überraschung wartete tags darauf, als es über die Alpen ging. "Auf 1900 Metern Höhe hatten wir eine geschlossene Schneedecke und drei Grad. Wir hatten alles an, was wir dabei hatten", so der Nüdlinger.

Weiter führte die Strecke am Gardasee entlang über die Po-Ebene nach Parma, dann über die Bad Kissinger Partnerstadt Massa und Pisa in die Toskana. "Rom haben wir großzügig umfahren und sind über die Abruzzen weiter in Richtung Neapel, danach die Amalfiküste entlang bis zur Fähre nach Messina." Durch Sizilien ging es für die Gruppe schließlich noch einmal über Catania um den Ätna herum nach Palermo.
Geheimtipp für die schönste Strecke von Marcus Lipsius: am Meer entlang durch Catania
Lipsius' Highlights? "Die Abruzzen waren sehr spannend, sehr grün. An der Amalfiküste sind sogar wir im Stau stecken geblieben, da gibt es auch im Herbst noch unheimlich viel Tourismus. Für mich persönlich war es am schönsten am Meer entlang durch Catania. Fast so schön wie die Amalfiküste, nur ohne Verkehr. Da war man ganz im ursprünglichen Italien, ohne Tourismus."

Überhaupt waren die italienische Kultur und südländische Entschleunigung erlebenswert für Marcus Lipsius. "Wir mussten schon gucken, dass wir bis spätestens 12 Uhr in Ortschaften angekommen sind für das Mittagessen. Von dort aus haben wir dann den Abend und die Übernachtung geplant. Nach 13 Uhr hat man auf den Straßen ja niemanden mehr getroffen."
Auch in Italien gibt es wohl einen Hang zur Bürokratie
So sei man überwiegend in Ferienwohnungen in kleinen Ortschaften gelandet. "Wir waren mitten im Geschehen und haben das echte Leben in Italien erlebt. Das war schon ein kleines Abenteuer, aber es hat immer alles funktioniert." Man sei schon erleichtert gewesen, dass man den Weg bis nach Palermo ohne größere Unfälle oder Schäden geschafft hat. Auch seinem Hinterteil gehe es erstaunlich gut, erzählt Lipsius lachend. "Eher die Arme und Hände haben am Ende geschmerzt."

Auch die dürften sich inzwischen erholt haben. Alle fünf Nüdlinger sind gesund wieder zu Hause angekommen. Wenngleich ohne ihre Gefährte. Die Roller sowie das Motorrad haben sie wie geplant in Italien verkauft, um Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Kompliziert war das aber gleich in doppelter Hinsicht: "Man sagt uns Deutschen ja einen gewissen Hang zur Bürokratie nach", so Lipsius. "Ich muss sagen: Das können die Italiener mindestens genauso gut."
Bei größeren Händlern sei man auf kein Interesse an den Gefährten gestoßen, erst ein kleinerer Händler kaufte der Gruppe ihre Fahrzeuge ab. "Der wollte alles an Dokumenten, sogar eine Abmeldebestätigung im Original und nicht nur per Mail. Das hatten wir uns einfacher vorgestellt."

Sicherlich auch, einen Abnehmer für die Spenden zu finden. "Das Rote Kreuz in Sizilien wollte unser Geld nicht. Wir haben nur eine Mail erhalten, dass sie an der Spende nicht interessiert seien", erzählt Lipsius schulterzuckend. Aber: "Wir werden hier in Deutschland einen geeigneten Zweck finden."
Ist der nächste Roadtrip schon geplant? Edgar Thomas will noch nichts verraten
Was bleibt nun vom Roadtrip für das Nüdlinger Quintett? "So richtig bin ich noch nicht wieder im Alltag angekommen", gesteht Lipsius, der als Freier Redner arbeitet. "Man denkt immer wieder gerne zurück: Vor einer Woche war ich noch hier und vor zwei Wochen dort. Das bleibt schon hängen. Vor allem aber, dass ich nochmal nach Sizilien kommen will. Es ist zu schön, um jeweils nur eine Nacht zu bleiben. Das möchte ich mit meiner Familie noch einmal genießen."

Übrigens: Die Tour nach Sizilien wird wohl nicht das letzte Abenteuer für die fünf Freunde bleiben. "Der Edgar Thomas hat, glaube ich, schon wieder etwas im Kopf. Er lässt es aber noch nicht raus", so Lipsius. Sein Traumziel: "Eher in Richtung Osten, auch wenn die politische Lage da ja gerade schwierig ist. Oder auch an den Balkan."

Es muss für Marcus Lipsius auch nicht auf dem Roller sein. Zumal aktuell ja gar keiner mehr in der Garage steht. "Die Vespa fehlt mir schon. Irgendwann wird es da sicher Ersatz geben." Für den nächsten Roadtrip aber nicht. Stattdessen? "Mit dem Motorrad hätte das schon etwas sehr Intensives. Aber einfacher und bequemer wäre es natürlich mit dem Auto."