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Schweinfurt: Aufmüpfiger Künstler: Warum Roland Halbritter aus Nüdlingen mit seiner Kunst die Behörden in Schweinfurt auf Trab hält

Schweinfurt

Aufmüpfiger Künstler: Warum Roland Halbritter aus Nüdlingen mit seiner Kunst die Behörden in Schweinfurt auf Trab hält

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    Der Nüdlinger Künstler Roland Halbritter kritisiert das mangelnde Interesse der Menschen in Schweinfurt für die Kunstfabrik. Seit Juli 2023 stellen er und drei andere Kunstschaffende dort ihre Werke aus.
    Der Nüdlinger Künstler Roland Halbritter kritisiert das mangelnde Interesse der Menschen in Schweinfurt für die Kunstfabrik. Seit Juli 2023 stellen er und drei andere Kunstschaffende dort ihre Werke aus. Foto: Anand Anders

    Bei Kunst und Geschmack scheiden sich die Geister. Das weiß auch Künstler und Kurator Roland Halbritter aus Nüdlingen (Lkr. Bad Kissingen). Damit Menschen aber über Kunst diskutieren, ist es notwendig, dass sie sich überhaupt einmal mit ihr beschäftigen. Und wo könnte das besser klappen, als in einer offenen Galerie, mitten in der Schweinfurter Fußgängerzone?

    Das dachte sich auch Halbritter, als er die Einladung der Stadt in die Spitalstraße 29 annahm und vor einem Monat mit einem Teil seiner Werke von seinem Atelier in die Kunstfabrik umzog. Zusammen mit drei anderen Kunstschaffenden aus der Region stellt der studierte Kulturwissenschaftler dort seine Kunst aus und lässt sich beim Arbeiten über die Schulter schauen.

    Zumindest würde er das gerne, "wenn halt jemand hier wäre", schimpft er bei einem Besuch der Redaktion vor Ort. "Ich habe schon verschiedene Ausstellungen in verschiedenen Städten gemacht. Das Schweinfurter Publikum scheint mir ein wenig desinteressiert", sagt er etwas resigniert.

    Künstler verhüllt Werke aus Protest

    Halbritter malt. Mal bunte Porträts bekannter Kunstfiguren, wie die Ophelia aus Shakespeares Tragödie Hamlet, mal Konterfeis umstrittener Persönlichkeiten, wie die ehemalige Trump-Beraterin Kellyanne Conway. Daraus lässt er dann Postkarten drucken oder erstellt Mini-Bildnisse, aus denen er kleine Künstlermarken für Briefe herausstanzt. In der Kunstfabrik stellt der Nüdlinger vor allem Installationen aus oder verhüllt – wie aktuell – viele seiner Werke in Tageszeitungen aus Protest vor ausbleibenden Besucherinnen und Besuchern.

    Neben der eigenen Kunst arbeitet Halbritter als Museumskurator, stellt Ausstellungen zusammen und arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern weltweit zusammen. Aus Protest verhüllt der Künstler derzeit seine ausgestellten Werke in der Kunstfabrik.
    Neben der eigenen Kunst arbeitet Halbritter als Museumskurator, stellt Ausstellungen zusammen und arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern weltweit zusammen. Aus Protest verhüllt der Künstler derzeit seine ausgestellten Werke in der Kunstfabrik. Foto: Anand Anders

    "Von 100 Menschen, die vor dem Schaufenster stehen, kommen vielleicht fünf herein. Ich habe den Eindruck, dass niemand weiß, dass wir hier sind", sagt Halbritter und kritisiert dabei auch das bisherige Marketing der Stadt. Abwechselnd dienen die von der Stadt gemieteten Räume der Kunstfabrik den Künstlerinnen und Künstlern als offenes Atelier, wo Passanten ihnen während der Öffnungszeiten beim Arbeiten zusehen oder sich mit ihnen austauschen können. 

    "Wenn da eine Leiche gelegen hätte, wären die Leute auch vorbeigelaufen."

    Roland Halbritter, Künstler aus Nüdlingen

    Um das zu schaffen, sieht Roland Halbritter sich mittlerweile zu drastischeren Mitteln gezwungen und stellt seine Gemälde auch gerne mal vor dem Gebäude aus. Doch auch das scheint bisher kaum jemanden zu interessieren. "Dass die Leute nicht darüber gestolpert sind, war eins. Wenn da eine Leiche gelegen hätte, wären die Leute auch vorbeigelaufen", scherzt er. Im Gegensatz zu den Schweinfurter Ordnungshütern, die sich durchaus für seine Aktionen interessieren. "Als ich eine Malaktion vor der Tür startete, hat mich die Polizei weggeschickt", sagt der Künstler etwas verdutzt.

    Zahlreiche moderne Kunstwerke von regionalen Künstlerinnen und Künstlern sind derzeit in der Kulturfabrik Schweinfurt ausgestellt. Das Gemälde (links) zeigt die im Wasser schwimmende Kunstfigur Ophelia aus einem berühmten Theaterstück von William Shakespeare.
    Zahlreiche moderne Kunstwerke von regionalen Künstlerinnen und Künstlern sind derzeit in der Kulturfabrik Schweinfurt ausgestellt. Das Gemälde (links) zeigt die im Wasser schwimmende Kunstfigur Ophelia aus einem berühmten Theaterstück von William Shakespeare. Foto: Anand Anders

    Bei der Kunstfabrik handelt es sich um ein städtisches Projekt, welches Schweinfurts Image als Kunststadt weiter schärfen soll, erklärt Projektkoordinatorin Johanna Faustmann vom Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Als eine von bundesweit 238 Städten erhielt Schweinfurt fast eine Million Euro aus einem Fördertopf des Bundes für verschiedene Projekte zum Ausbau der Innenstadt.

    Stadt beantragt Sondernutzungen für Künstler

    Die Projektkoordinatorin begrüßt die Umtriebigkeit von Kunstschaffenden wie Roland Halbritter. "Wir wollen den Künstlern auch den dafür nötigen Freiraum lassen", bekräftigt sie. Da es sich bei der Kunstfabrik jedoch auch um ein städtisches Projekt handle, müssten Aktionen zuvor abgesprochen sein. Hierfür hat die Koordinatorin mittlerweile Sondernutzungen beantragt. "Wenn ein Künstler jetzt auf der Straße etwas machen will, können wir das machen", schmunzelt sie.

    Was die geringe Nachfrage betrifft, entgegnet Faustmann, dass die Werbeplanung derzeit auf Hochtouren laufe. "Das Projekt ist ja gerade erst am Entstehen." Um Leute auf das Programm aufmerksam zu machen, sei eine Fülle an Veranstaltungen geplant. "Wir sind guter Dinge, dass das gut anläuft."

    An Ideen, wie man die Aufmerksamkeit der Menschen gewinnen könnte, mangelt es den Kunstschaffenden in der Kunstfabrik jedenfalls nicht. Roland Halbritter plant schon die nächste Aktion: "Ich möchte die Ophelia im Altmain von der Brücke im Wasser versenken und Bilder anfertigen."

    Eröffnung der KunstfabrikInteressierte können die Kunstfabrik bereits jetzt schon besuchen. Am 29. Juli findet dann die offizielle Eröffnung des Projekts in einem feierlichen Rahmen in der Spitalstraße 29 statt. Die Plätze sind bereits ausgebucht. Während der gängigen Öffnungszeiten können Passanten den Kunstschaffenden bei der Arbeit zuschauen oder in den Austausch gehen. Auch begleitende Events, wie beispielsweise Auktionen, sind geplant. Die Kunstfabrik hat Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.Quelle: Stadt Schweinfurt

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