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Aus der Sakristei auf die Rennstrecken der Welt

Münnerstadt

Aus der Sakristei auf die Rennstrecken der Welt

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    Rainer Kirchner an seinem Arbeitsplatz bei Sachs Race.
    Rainer Kirchner an seinem Arbeitsplatz bei Sachs Race. Foto: FOTO PRIVAT

    Auf die Minute pünktlich kommt Kirchner zum vereinbarten Termin. Die Wallfahrt-Saison habe begonnen, sagt er fast entschuldigend. Und da hat er als Mesner der Windheimer Kirche natürlich einiges zu tun. Nur wenig später kreisen die Gedanken schon um den Rennsport. An Christi Himmelfahrt sollte es wieder losgehen, dieses mal zum Großen Preis von Spanien, der am vergangenen Sonntag ausgetragen wurde. Dort ist Kirchner dann als technischer Koordinator im Auftrag seines Arbeitgebers dabei, der ZF Sachs Race Engeneering, einer Tochter des Sachs-Konzerns.

    "Gewichtseinsparung ist in diesem Geschäft alles"

    Rainer Kirchner, Technischer Koordinator bei Sachs Race

    Seine Aufgabe besteht vor allem darin, als Ansprechpartner für die Teams zu agieren, die mit den Sachs-Stoßdämpfern ausgerüstet sind. Ferrari, Sauber, Toyota und Minardi vertrauen auf die Teile aus dem Schweinfurter Traditionsunternehmen. Der BAR-Rennstall bestückt seine Formel I-Boliden mit Kupplungen aus dem Hause Sachs.

    In erster Linie nimmt Kirchner Anregungen der Teams auf, die es dann gilt, zu Hause in der Entwicklungsabteilung in Produkt-Verbesserungen umzusetzen. "Gewichtseinsparung ist in diesem Geschäft alles", sagt Kirchner. Alles ist am Limit ausgelegt, dass Material maximaler Belastung ausgesetzt. Es geht also um viel Datenanalyse, wobei sich die Renn-Teams natürlich nicht gerne in die Karten gucken lassen und deswegen mit Informationen recht sparsam umgehen. Bislang sei am Produkt kein grundsätzliches Problem aufgetaucht, auf das man bis zum nächsten Rennen hätte reagieren müssen, sagt Kirchner. Dann wäre nämlich Stress pur angesagt. "Die aufwändigen Konstruktionen ändert man nicht über Nacht."

    Übernommen hat Kirchner den aufregenden und gleichsam anstrengenden Job im vergangenen Jahr mitten in der Saison, nachdem sein Vorgänger sich anderen Aufgaben zugewendet hat. Vor seinem Eintritt in die Motorsport-Sparte vor rund vier Jahren war er bei Sachs in der Serienentwicklung tätig.

    Alle 14 Tage unterwegs

    Seit vergangenem Jahr ist er also von März bis Oktober alle 14 Tage unterwegs zu den großen Rennstrecken dieser Welt in Melbourne, Kuala Lumpur, Monaco, Silverstone und wie sie alle heißen. Ein Traum-Job, für den mancher Rennsport-Begeisterte wer weiß nicht was geben würde. Stets hautnah in der Boxengasse an Schumacher und mit den anderen Helden des heißen Reifens auf Du und Du, den Geruch nach verbranntem Gummi und Sprit in der Nase, den Vibrationen und der mörderischen Lautstärke der monströsen Motoren ausgesetzt - für einen echten Formel 1-Junkie wäre dies der Himmel auf Erden. Vielleicht macht es ja mittlerweile die Routine, aber Rainer Kirchner wirkt recht ruhig und abgeklärt, wenn er von den Erlebnissen in dem streng abgeschirmten Bereich erzählt. Klar, das sei schon eine tolle Atmosphäre, aber vom eigentlichen Rennen bekomme man daheim vorm Fernseher mehr mit. Und mehr als zu einem gelegentlichen Smalltalk mit dem einen oder anderen Fahrer hat Kirchner auch keine Gelegenheit. Technische Informationen bekommt er ausschließlich von den Ingenieuren der Teams.

    Kaum Zeit für Privatleben

    Viel von den Ländern, in denen die Rennen stattfinden, hat er auch noch nicht gesehen. Meist kommt Kirchner nicht vor 19 oder 20 Uhr von der Rennstrecke ins Hotel. Nach dem Abendessen noch ein Bier mit Kollegen aus anderen Firmen an der Bar, das war es dann meistens. Nicht oft bleibt Kirchner Zeit, etwas vom Land und den Leuten kennen zulernen. Ein geregeltes Familienleben stellt sich Kirchner ("Ich bin ungebunden") unter diesen Umständen doch recht schwierig vor. In der renn-freien Zeit widmet sich Kirchner dann auch mit großem Engagement seinem Ehrenamt als Mesner, das er vor zehn Jahren übernommen hat. Vorbereitungen auf den Gottesdienst, hausmeisterliche Tätigkeiten in der Kirche - auch dieses Amt hat seine Facetten. Wie gut, dass Kirchner da eine zuverlässige Vertretung gefunden hat, wenn er wieder um die halbe Welt unterwegs ist.

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    Wer beruflich mit den PS-stärksten Autos der Welt zu tun hat, der gibt wohl auch gerne privat den Pferdchen unter der Motorhaube die Sporen - sollte man zumindest glauben. Ist aber nicht so. "In unserer Abteilung fahren sie alle recht normale Autos", schmunzelt Kirchner. Er selbst ist in einem schon in die Jahre gekommen VW-Jetta unterwegs. "Der ist Ferrari-rot", - immerhin.

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