"Einem der hochgeachtetsten Bürger Bad Kissingens das Herzensprojekt ohne Begründung zu kündigen - das ist erbärmlich." Joachim Galuska findet keine Ruhe, nicht einmal beim Radeln im Urlaub. Einen Monat nach dem Streit über die Abholzungsarbeiten im "Wald für die Seele" hat die Stadt den Nutzungsvertrag mit der Stiftung für Bewusstseinswissenschaften am 3. August gekündigt. Eine "ignorante und destruktive" Reaktion, sagt Stiftungsgründer Joachim Galuska in seiner Presseerklärung vom 7. August. Nun meldet sich die Gegenseite zu Wort.
Der Zweite Bürgermeister Anton Schick (DBK) bestätigt die ordentliche Kündigung des Nutzungsvertrages. "Was an persönlichen Vorwürfen gegenüber Kay Blankenburg in der Pressemitteilung steht, möchte ich nicht kommentieren. Das obliegt ihm selbst, sich dazu zu äußern", sagt Schick. Juristische Unterdrückung, Meinungs- und Pressezensur sowie Selbstgefälligkeit lauten die Anschuldigungen der Stiftung an den Oberbürgermeister und Stadtrat. Ob Kay Blankenburg, der sich derzeit im Urlaub befindet, dies bereits gelesen habe, wisse Anton Schick nicht. "Wir haben ihm die Pressemitteilung weitergeleitet, aber er hat im Urlaub natürlich keine Präsenzpflicht."
Stadt habe korrekt gehandelt
Was die Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung angeht, hätten sich die Mitarbeiter auf Basis des Vertrages mit der Stiftung korrekt verhalten. Auch bei der Absprache mit dem Forstamt: "Axel Maunz hat seinen Job gemacht und er hat ihn verantwortungsbewusst gemacht." Joachim Galuskas Kritik an einer fehlenden Begründung der Kündigung weist Anton Schick ebenfalls zurück: "Es war eine ordentliche Kündigung, also ist keine Rechtfertigung nötig."
Joachim Galuska beharrt weiterhin darauf, dass die Fällung der Bäume völlig unnötig gewesen sei. Der Stadt gegenüber habe er dies auch mit einem Urteil des Bundesgerichtshofes begründet. "Besucher im Wald müssen waldtypische Gefahren in Kauf nehmen", erklärt Galuska. Dazu zählen beispielsweise herabfallende Äste. "Und bei waldtypischen Gefahren besteht keine Verkehrssicherheitspflicht." Die Stadt hatte die Arbeiten aber mit der Gefahr durch morsche Bäume begründet.
Absprache mit Naturschutzbehörde
Beim "Wald für die Seele" handelt es sich außerdem um ein FFH-Schutzgebiet. Und in diesen europäischen Naturschutzgebieten wären im Sommer keine Baumfällarbeiten erlaubt. "Das hätte vorher mit der Naturschutzbehörde abgesprochen werden müssen", meint Joachim Galuska. Das Landratsamt verweist hierbei aber auf die Zuständigkeit durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt.
Die Stiftung für Bewusstseinswissenschaften hat einen Lösungsvorschlag für den derzeitigen Konflikt parat: Den Verkauf des Areals. Das würde einen sauberen Schlussstrich unter den Nutzungsvertrag ziehen. Die Stadt habe momentan sowieso nichts von der Fläche, meint Joachim Galuska. "Mein Hauptziel ist: Den Wald vor Herrn Maunz und das Projekt vor Herrn Blankenburg zu beschützen."
Doch dieser Deal komme für die Stadt nicht in Frage, macht Anton Schick deutlich. "Der Verkauf von Waldflächen ist für die Stadt kein Thema, auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen." Neben dem fehlenden Verkaufsinteresse unterstellt Joachim Galuska der Stadt auch Desinteresse am immateriellen Wert des "Waldes für die Seele". Anton Schick betont jedoch die "positive Strahlkraft" des Projektes. "Sonst hätte die Stadt von vorneherein keine Vereinbarung mit der Stiftung geschlossen."
Gespräche hinter verschlossenen Türen
Über die künftige Zusammenarbeit mit dem Vertragspartner werde hinter verschlossenen Türen gesprochen, erklärt Anton Schick. Er plädiere für ein faires Miteinander, in dem sich beide Seiten an die Vereinbarungen halten. "Es sind nämlich nicht wir, die den Weg verlassen haben", sagt Schick. "Und wenn ich mir die Mitteilung der Stiftung durchlese, stellt sich mir die Frage, wer hier der weiteren Zusammenarbeit den Boden entzieht."
Joachim Galuska habe vor dem Eintreffen der Kündigung noch um ein dringendes Gespräch mit Kay Blankenburg gebeten, mit Landrat Thomas Bold als Vermittler und Moderator. Doch dazu ist es nie gekommen. Sollte die Stadt nun bis zum Vertragsende 2025 erneut in den Wald eingreifen, habe dies Konsequenzen. "Dann wird es Ärger geben, das ist klar." Die Stiftung beabsichtige weiterhin, der Stadt das Waldgebiet abzukaufen - notfalls auch in Form eines öffentlichen Angebotes, betont Galuska. "Die Stadt muss damit rechnen, dass ich in den nächsten sieben Jahren nicht locker lasse."