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Bad Kissingen: Bad Kissingen: Wendehals pfeift aufs neue Gewerbegebiet

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Bad Kissingen: Wendehals pfeift aufs neue Gewerbegebiet

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    ie Natur hat sich das brachliegende Areal im Norden der ehemaligen Kaserne über die Jahre zurückerobert. Die Stadt will das Gelände als Gewerbegebiet entwickeln. Die westlich zwischen Kasernengelände und Franz-von-Prümmer-Schule liegende Fläche soll ein Mischgebiet werden, der Acker im Osten ein Wohngebiet. Zuletzt haben Fachleute untersucht, welche Tier- und Pflanzenarten in dem gesamten Areal vorkommen. Das Ergebnis hat selbst die Experten verblüfft. "Die Bestandsaufnahme war überraschend. Das Gebiet ist voll mit Leben", berichtete Landschaftsarchitekt Michael Voit im Stadtrat.

    Vor allem das Kasernengelände und die Fläche im Westen sind ein wertvoller Lebensraum für nahezu 50 Vogelarten , darunter auch vom Aussterben bedrohte und gefährdete Arten wie der Wendehals, der Bluthänfling und die Feldlerche. Die Haselmaus und die Zauneidechse sind in dem Gebiet weit verbreitet, des Weiteren wurden 17 Fledermaus- und 23 Heuschreckenarten nachgewiesen, darunter jeweils gefährdete Arten wie die extrem vom Aussterben bedrohte Italienische Schönschrecke. "Das Gelände hat eine überregionale Bedeutung für den Artenschutz ", betonte Voit. Besonders die Hecken, die die einzelnen Parzellen einfassen, sind wichtiger Lebensraum.

    Neue Gewerbeflächen sind ein zentrales Ziel von Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ). Das Kasernenareal bezeichnete er als "die wichtigste Entwicklungsfläche für Bad Kissingen ". Dennoch sah die Stadt sich gezwungen, Konsequenzen aus dem Artenreichtum zu ziehen: Auf das kleinere Mischgebiet wird komplett verzichtet.

    Das Gewerbegebiet verliert ein Viertel seiner Fläche: Statt 4,5 Hektar bleiben nur noch 3,3 Hektar als Bauland übrig. Mehr zu bebauen, hält der Planer aus naturschutzfachlicher Sicht für utopisch. "Wir haben die bauliche Nutzung in das Gelände geplant, wo sie die geringste Betroffenheit auslöst", erklärte Voit. Das heißt: Es werden nur versiegelte oder gestörte Bereicheverwendet. Der Lebensraum, der dennoch verloren geht, würde sowohl im Gewerbegebiet , als auch im angrenzenden Gelände kompensiert. Der Planer spricht von einem "ökologischen Gewerbegebiet ." Die Heckenstrukturen bleiben erhalten und es soll flächensparend gebaut werden. Logistikbetriebe, die viel Parkraum brauchen und Firmen mit hohen Geräusch- und Schadstoffemissionen sollen sich nicht ansiedeln. Erwünscht seien Büro- oder Laborgebäude.

    Die Ergebnisse haben viele Stadtratsmitglieder überrascht. "Es schmerzt, ein Viertel der Fläche zu verlieren", meinte etwa Thomas Menz ( SPD ). CSU-Fraktionssprecher Steffen Hörtler kritisierte, dass die Stadt dringend Gewerbeflächen benötigt. "3,3 Hektar sind nicht die Welt", sagte er. Hörtler befürchtet, dass die reduzierte Fläche an hohen Ausgleichkosten scheitern werde. "Ich hätte mir gern das Maximum gewünscht, aber das ist nicht möglich", kommentierte der Oberbürgermeister die Entwicklung. Die 3,3 Hektar Gewerbeflächen sind dennoch wichtig. "Wir haben den Unternehmen im Moment nichts anzubieten", betonte Vogel.

    Das 7,5 Hektar große Wohngebiet "Stögerstraße II" ist von der Artenschutz-Thematik nicht betroffen. Es soll dichter bebaut werden, um die Wohnflächen zu kompensieren, die mit dem Mischgebiet wegfallen. Geplant sind Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser sowie auch Mehrfamilienhäuser mit 112 Wohneinheiten als Eigentum und 191 Wohneinheiten zur Miete. Ein Grünanger entlang des Baches und eine Quartiersmitte sind vorgesehen, sowie eine grüne Pufferzone, die das Wohn- vom Gewerbegebiet trennt. Der Stadtrat hat den Entwurf für das Wohngebiet gebilligt. Die Planung für das Gewerbegebiet ist noch nicht ausreichend vorangeschritten, so dass es hier keine Abstimmung gab.

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