Die Idee, die Grabengasse aus aktuellem Anlass umzubenennen, ist Emmanuel Papadopoulos schon mehrfach gekommen. 2004 sorgte der Kissinger Grieche dafür, dass die Gasse, in der sein Lokal liegt, eine Zeit lang König-Otto-Gasse hieß. Zu Ehren des deutschen Fußballtrainers Otto Rehhagel, mit dem Griechenlands Nationalelf Europameister geworden war.
Avenida Amazonas
2006 war Bad Kissingen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland Gastgeber des ecuadorianischen Nationalteams. Die Grabengasse wurde deshalb vorübergehend zur Avenida Amazonas. Jetzt steht die Europawahl an. Und deshalb steht jetzt Europagasse auf zwei blauen Schildern an den Eingängen zu der kleinen Gastronomie- und Geschäftsmeile im Zentrum.
Auf die Idee, die Grabengasse zum dritten Mal umzubenennen, ist Papadopoulos gekommen, weil er sich als Europäer fühlt, das Gemecker über Europa leid ist und ein pro-europäisches Zeichen setzen wollte. Zur Unterstützung holte er den vor Datenschützer im Ruhestand Gerd Hausmann ins Boot. Weil die beiden Europäer ihr Projekt mit Schirmen und Fähnchen optisch unübersehbar in der Gasse zum Ausdruck brachten, erregten sie schon im Vorfeld Aufsehen. Seit Dienstagabend nun ist die vorübergehende Umbenennung förmlich vollzogen.
Begleitet von drei Dutzend Gästen und Gleichgesinnten brachten Hausmann und Papadopoulos ihre pro-europäische Interimsbeschilderung an. Wie Hausmann erklärte, wollen sie mit dem Grundgedanken der Aktion, "Was immer Du wählst, wähl Europa" zwar parteiisch sein, aber nicht parteipolitisch. Deshalb sei das Ganze auch ein Bürgerprojekt. Eine Partei stehe nicht dahinter.
Einen parteipolitischen Anspruch an die Wähler erhebt die Aktion aber doch. Pro-europäisch solle die Partei schon sein, die man am 26. Mai wählt. Darüber hinaus, sagt Hausmann, gehe es ihnen darum, falschen Mythen und negativen Legenden rund um den europäischen Gedanken entgegenzutreten und für die Vorzüge Europas zu werben.
Staatsminister als Schirmherrn gewonnen
Als Schirmherrn ihrer Aktion haben die beiden Florian Hermann gewonnen, den in der Staatsregierung für Europa zuständigen Minister. Er kam zwar nicht selbst zur zeitweiligen Straßenumbenennung, sandte aber ein Grußwort, das Dritter Bürgermeister Thomas Leiner für ihn vortrug. Die Umbenennung der Gasse sei das deutliche Signal, "Europa geht uns alle an". Ohne Europa, so der Minister stünde Bayern nicht so gut da. Der europäische Gedanke sei im 21. Jahrhundert zudem Chance für "ein Leben in Frieden und Freiheit".