„Kalte Armbäder sind die Tasse Kaffee des Kneippianers“, so umschreibt Christine Ebert-Booms die Wirkung von Wasser auf den menschlichen Körper und bezieht sich dabei auf die fünf Säulen, die Pfarrer Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert entwickelte. Kein Wunder, dass Christine Ebert-Booms von der Kneippschen Kaltwassertherapie überzeugt ist, denn als 2. Vorsitzende des Bad Kissinger Kneippvereins hat sie diesen nicht nur vor der Auflösung bewahrt, sondern mit neuen Ideen und Angeboten zu einem florierenden Verein mit steigenden Mitgliederzahlen geformt.
Im Frühjahr 2023 stand der Kneippverein Bad Kissingen vor dem Aus. Nach dem Rückzug des Vorsitzenden Anton Seufert konnte erst bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein Vorstand gewählt werden. Obwohl man sich dazu bekannte, dass der Verein ein wichtiger Teil des gesundheitlichen Angebots der Stadt sei, kam der Verein nicht aus der Talsohle heraus. Innerhalb des Vorstands gab es Rücktritte und bis heute ist die Position des 1. Vorsitzenden nicht besetzt. Diese Lücke wird seit über einem Jahr durch Christine Eberth-Booms ausgefüllt, was durch die Satzung abgedeckt ist, und das erwies sich als Glücksgriff für den Verein.
Neue Angebote bedienen den „Zeitgeist“
„Ich fühle, dass die Menschen den Verein brauchen“, so ihr Bekenntnis und deshalb ergriff sie die Initiative. Von Anfang an war es ihr wichtig, dass „der Verein durch seine Aktivitäten für die Menschen spürbar ist“ und so wurden aus einem monatlichen Treffen zwei, dann drei und mittlerweile gibt es monatlich vier Angebote. Der Erfolg sei auch darin begründet, dass mit den neuen Angeboten „der Zeitgeist“ bedient werde. Gemeint sind damit Yoga- und Entspannungskurse, Qigong-Bewegungskurse und Achtsamkeitsübungen, Kräuterwanderungen und Klangreisen, wobei die ursprünglichen Angebote wie Treffen am Kissinger Kneippbecken oder Vorträge nicht vernachlässigt werden.
Teilnehmer müssen nicht Mitglied sein
Damit konnten neue, vor allem jüngere Mitglieder gewonnen werden, aber man konnte auch langjährige Mitglieder aktivieren – deutlich erkennbar sei dies an den Teilnehmerzahlen bei den vielfältigen Aktivitäten. Dabei war es der 2. Vorsitzenden auch wichtig, den Verein zu öffnen. „Niederschwellig und unverbindlich“ nennt sie die Absicht, da die Angebote des Kneippvereins nicht nur an die Mitglieder gerichtet seien. Gäste seien jederzeit willkommen und sollen erst im zweiten Schritt als Mitglieder gewonnen werden. Dabei habe sie die Erfahrung gemacht, dass sich mit den Teilnehmern auch neue Möglichkeiten für den Verein erschließen und damit neue Angebote entstehen.
Für Christine Eberth-Booms sind die Kneipp’schen Erfahrungen nicht 150 Jahre alt, sondern entsprechen dem aktuellen Wunsch nach mentaler und körperlicher Gesundheit. Basis hierfür seien die fünf Säulen der Kneipplehre: Wasser, Bewegung, Lebensordnung, Ernährung und Heilpflanzen. Diese sollen sich in den Angeboten des Vereins wiederfinden und dabei ist die Säule „Lebensordnung“ als verbindendes Element auch das entscheidende für die Wirkung der einzelnen Anwendungen. Gemeint ist damit, dass eine äußere Ordnung auch zu einer inneren Ordnung führe.
Dieser ganzheitliche Ansatz werde zum Beispiel ermöglicht durch einen ausgewogenen Wach-Schlaf-Rhythmus, durch saisonales Essen oder die Anpassungen an die Jahreszeiten. Die Kneipplehre ist für sie kein Hype, sondern eine Haltung, „die jeder als Rucksack dabei haben kann“.
Vermarktung ist wichtig
Doch der Erfolg des Vereins erklärt sich nicht nur aus den zusätzlichen Angeboten, sondern auch aus der „Vermarktung“ dieser Angebote. Dabei setzt Christine Eberth-Booms auf eine WhatsApp-Gruppe, in der alles zum Kneippverein gebündelt ist: „Es macht wenig Mühe und der Kontakt geht schnell.“ Alle sind eingepflegt, egal ob Mitglieder oder Interessierte, und werden regelmäßig über die Angebote informiert.
Einerseits erfolgt ein längerfristiger Überblick zu den geplanten Aktivitäten, andererseits werden die Mitglieder auch kurzfristig an die Angebote erinnert und außerdem nutzt sie den Status der Mitglieder als Multiplikator, „denn damit erreicht man Menschen, die weder den Verein noch seine Angebote kennen“.
Zusätzlich wirbt sie mit Plakaten für die Kurse/ Vorträge und nutzt den Veranstaltungskalender der Tageszeitung. So kann es passieren, dass zur „Klangreise“ mit Referentin Astrid Neugebauer im Hotel Fontana 15 Teilnehmerinnen zusammenkommen und davon sind „nur“ fünf Mitglieder . Aber auch das ist gewollt, denn mittlerweile hat der Verein wieder über 100 Mitglieder und kann beruhigt die nächste Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen anvisieren, die am 11. Februar 2025 stattfinden wird.
