Rund hundert Gläubige aus dem Pastoralen Raum Bad Kissingen sind am Sebastianitag, dem 20. Januar, mit einer Andacht in der Sulzthaler Kreuzkapelle symbolisch in das Heilige Jahr 2025 gestartet. Pastoralreferent Dirk Rudolph erinnerte an den Ursprung der Bittprozession zu dem Kirchlein auf der Höhe zwischen Sulzthal , Obbach und Wasserlosen: Als 1796 eine Viehseuche in der Region wütete, beteten die Menschen aus den umliegenden Orten in der Kreuzkapelle. Der Rat des Pastoralen Raumes Bad Kissingen hat die Kapelle zu einem der zwölf „Orte der Hoffnung“ erkoren.
Die Geschichte der ehemaligen Wallfahrtskirche reicht lange zurück: Einer Sage nach soll bereits der der heilige Kilian (um 640 bis 689) auf seinem Weg von Würzburg zum Kreuzberg an der Stelle der heutigen Kapelle gerastet haben. Ausgeschlossen ist das nicht: Immerhin liegt die Anhöhe auf der Luftlinie zwischen Würzburg und dem heiligen Berg der Franken.
Lange Zeit ein Feiertag im Ort
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kapelle am 16. Mai 1451, als der Kardinal und päpstliche Legat Nikolaus von Kues den Ort besuchte und die ersten Ablassurkunden ausstellte. Sie wurden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder verlängert. Die Kapelle wurde 1711 vergrößert, 1740 wurde daneben eine Eremitage errichtet, in der immer wieder Einsiedler wohnten, die sich um die Kirche und die Pilger kümmerten.
Der Sebastianustag im Januar war lange Zeit Feiertag im Ort, wie auch die Feste Kreuzauffindung am 3. Mai und Kreuzerhöhung am 14. September. Nach der Säkularisation sollte die Kapelle 1804 verkauft werden. Nach Protesten aus dem Ort ging das Eigentum auf die politische Gemeinde Sulzthal über.

Beinahe militärisches Sperrgebiet
Proteste gab es auch im Jahr 1951, als Pläne der US-Armee bekannt wurden, den Truppenübungsplatz Hammelburg bis nach Ebenhausen zu erweitern. Mehrere Dörfer und die Gemarkungen etlicher Gemeinden wären militärisches Sperrgebiet geworden, darunter auch die Kreuzkapelle und ihr Umfeld. Nach Protesten wurden die Pläne fallen gelassen, Sulzthaler Landwirte spendeten daraufhin für die Renovierung der Kirche.
„Im Heiligen Jahr geht es vor allem um Hoffnung“, sagte Pastoralreferent Dirk Rudolph. Der Märtyrertod des heiligen Sebastian zeuge bis heute von „der Begeisterung für Jesus“. Die diesjährigen Neujahrsempfänge der Gemeinden seien von Sorgen und Ängsten angesichts der Krisen und Kriege geprägt gewesen. „Angst lähmt, bleiben wir darum in der Hoffnung“, rief Rudolph den Kirchenbesuchern zu.
Nach der Andacht gab es ein Beisammensein vor der Kreuzkapelle. Der Erlös der Kollekte kommt der Kreuzkapelle selbst zu Gute, die Spenden draußen fließen in die geplante Renovierung der Lourdeskapelle auf dem Trieberg bei Sulzthal .
Jeden Monat einen Ort der Hoffnung
Laut Pfarrer Gerd Greier gibt es im Pastoralen Raum Bad Kissingen in jedem Monat des Heiligen Jahres einen neuen Ort der Hoffnung. Details lege der Rat des Pastoralen Raumes Anfang Februar fest. Für Februar und März gebe es bereits Orte und Termine: Am Dienstag, 11. Februar, um 18.30 Uhr feiern Gläubige an der Lourdes-Grotte vor der Pfarrkirche in Nüdlingen eine „Andacht mit Beten und Singen, mit Licht und Hoffnung“.
Der Wallfahrtsort Lourdes in Frankreich ist laut Greier in vielerlei Hinsicht ein Hoffnungsort, vor allem für Menschen in Krankheit, mit einer Behinderung, voller Leid und Sorgen. „Da früher viele nicht selber dorthin kommen konnten, hat man Lourdes als Hoffnungsort vor Ort geholt und dann die Grotten nachgebaut, wo Maria der Bernadette erschienen ist“, berichtet Greier.
Am Freitag, 28. März, mitten in der österlichen Bußzeit, ist ab 19 Uhr eine „Nacht der Versöhnung“ in der Pfarrkirche in Arnshausen geplant. Neben einer Messfeier gehe es um Anbetung, Zeit zur Stille und Besinnung sowie Beichte und Gespräche. Den Abschluss bilde ein eucharistischer Segen.
Streichung angeregt
Pfarrer Greier stellt zudem klar, dass die Marienkapelle in Bad Kissingen zwar auf der offiziellen Bistumsseite aktuell noch als Ort der Hoffnung angegeben sei, aber er habe bereits die Streichung angeregt. Die Wallfahrtskirche sei zwar ein besonderer Ort, werde aber seit kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine von der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde genutzt.
Die Kirche sei außerhalb der Gottesdienstzeiten meist geschlossen. Deshalb soll die Marienkapelle auf der Übersicht des Bistums Würzburg durch die Kapelle am Terzenbrunn zwischen Arnshausen, Wirmsthal und Oerlenbach ersetzt werden.
„Der Terzenbrunn ist noch mehr ein Hoffnungsort: mitten in der Natur, mit seiner immer offenen Kapelle, mit der Lourdes-Grotte und der Quelle“, berichtet Greier, und: „Immer wieder kommen dort Menschen bewusst hin.“ Die bereits traditionelle Sternwallfahrt dorthin finde in diesem Jahr am Sonntag, 1. Juni, statt.
