(ikr) Erst im Oktober 2009 zogen sich Bernd und Gretel Faber aus ihrem Unternehmen zurück. Das Geschäft in der Oberen Marktstraße verpachteten sie an Metzgermeister Reinhard Krzossok, der in den 60er Jahren bei ihnen gelernt hatte. Mitte der Woche stellte dieser beim Schweinfurter Amtsgericht Insolvenzantrag. Jetzt wollen die Fabers das Geschäft möglicherweise wieder übernehmen, deutet der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Hanselmann (Würzburg) an.
2009 hatten die Fabers ihre Firma umstrukturiert. Sohn Thomas Faber übernahm Bistro, Laden und Catering am Standort Münnerstädter Straße. Gretel Faber ist Inhaberin von Tisch & Tafel in der Spargasse.
Die Reinhard Krzossok GmbH & Co. KG übernahm neben dem Geschäft in der Oberen Marktstraße auch einen Teilbereich des Standorts Münnerstädter Straße, genauer gesagt die Produktion der Waren für die Innenstadt. Zudem eröffnete Krzossok eine Faber-Geschäftsstelle in der Markthalle in Schweinfurt. Mit diesem Geschäft ist er unlängst in die Keßlergasse umgezogen.
Von der Insolvenz der Krzossok GmbH sind in Bad Kissingen und Schweinfurt laut Hanselmann 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Mit der Zahlung der Löhne sei die GmbH teilweise bis Mai im Rückstand. Im fehle wegen der kurzen Einarbeitungszeit aber noch der Gesamtüberblick, so der Rechtsanwalt weiter. Das Insolvenzverfahren soll vermutlich am 1. August eröffnet werden.
Was die Verbindlichkeiten angeht, handle es sich um eine „normale“ Insolvenz. Es seien Verluste „im überschaubaren Bereich“ erwirtschaftet worden. Nach Hanselmanns Ansicht sei der Krzossok-Betrieb ein noch junges Unternehmen, bei dem man optimistisch sein könne, dass sich eine Lösung findet.
Krzossok hatte 15 Jahre lang die Metzgerei Wiederer in Schweinfurt inne, bevor er 2009 bei Faber in Bad Kissingen einstieg. ...
... Er verstehe also etwas vom Geschäft, betont er im Gespräch mit der Main-Post. Was die Insolvenz angeht, sei er sich keiner Fehler bewusst. Die Filiale in Schweinfurt laufe ja auch sehr gut. Dort mache er genauso viel Umsatz wie in Bad Kissingen.
Aber der Kostendruck in dem Geschäft in der Kurstadt sei weitaus höher. Die Miete sowie „Neben- und Zusatzkosten“ würden hier enorm belasten, so Krzossok. Feinkost-Artikel seien nicht mehr so begehrt wie früher, weil man sie ja auch in jedem Supermarkt kaufen könne, meint der 58-Jährige. Seiner Ansicht nach werden bei Faber Feinkost auch zu viele Artikel angeboten, die wirtschaftlich nicht rentabel seien.
Angedacht ist laut Hanselmann, dass die Fabers wieder in Bad Kissingen einsteigen. Das würde bedeuten, dass Faber und Krzossok je eine Auffanggesellschaft bilden, in der die Mitarbeiter aufgenommen werden. Diese Gesellschaften übernehmen die Vermögenswerte, die jedoch bezahlt werden müssen.
Das könnte für die Fabers bitter werden. Wenn sie beispielsweise die Wurstmaschine, die ihnen früher gehörte, morgen wieder in die Gesellschaft einkaufen müssen, damit übermorgen mit dem Geld Insolvenzschulden gedeckt werden. „Wir müssen uns dem Insolvenzverwalter unterwerfen“, sagt Bernd Faber. Das sei nicht anders zu machen, denn er wolle den „Traditionsnamen Faber“ retten. Schließlich führte er das Geschäft 37 Jahre lang, sein Vater war 40 Jahre Chef des Unternehmens.
Der 68-jährige Seniorchef der Firma Faber will das Personal nicht im Regen stehen lassen. Von den 33 Beschäftigten in der Oberen Marktstraße seien sehr viele mehr als 25 Jahre dabei. „Ich werde sie mit allen Pflichten übernehmen.“ Laut Hanselmann läuft das Geschäft weiter wie bisher. Für Montag ist eine Betriebsversammlung anberaumt.