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BAD KISSINGEN: Bildhauer Andreas Kuhnlein: "Meine Figuren erzählen Geschichten"

BAD KISSINGEN

Bildhauer Andreas Kuhnlein: "Meine Figuren erzählen Geschichten"

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    Bildhauer Andreas Kuhnlein: "Meine Figuren erzählen Geschichten"
    Bildhauer Andreas Kuhnlein: "Meine Figuren erzählen Geschichten"

    Zerklüftet nennt Andreas Kuhnlein seine Figuren. Die raue Oberfläche lässt die Gesichter manchmal nur erahnen, auf den zweiten Blick aber sieht man, was der Künstler ihnen in Mimik und Haltung hineingelegt hat: Stolz, Leid, Freude, Machtgier, Verlorensein - alle Facetten des Menschen. Nicht von ungefähr heißt die Ausstellung zu den Kissinger Osterklängen denn auch „Bilder des Menschen“, die am Samstagnachmittag in der evangelischen Erlöserkirche eröffnet wurde.

    Es braucht Muße, in diesen zerklüfteten Gestalten Geschichten der Menschen zu erkennen. So beispielsweise die Geschichte von Agnes Bernauer, die als Frau des Herzogsohnes Albrecht nicht standesgemäß war und auf Geheiß des Schwiegervaters in der Donau ertränkt wurde. Oder die Menschwerdung vom Vier- zum Zweifüßer, dargestellt durch vier Figuren in der Wandelhalle. Oder die große Tischgesellschaft vor dem Regentenbau, in der Mitte das Ei des Kolumbus – eigens für Bad Kissingen geschaffen.

    „Wir Menschen brauchen Geschichten“, sagte Pfarrer Jochen Wilde bei seiner Begrüßung der recht zahlreich erschienenen Kunstinteressierten. Kunst und Kirche profitieren voneinander, betonte er. So werden sich die Pfarrer in einer Predigtreihe während des kleinen Osterfestivals intensiv mit einzelnen Figuren auseinandersetzen.

    „Wir Menschen brauchen Geschichten.“
    Jochen Wilde, evangelischer Pfarrer

    Vor 17 Jahren habe er seine erste zerklüftete Skulptur gemacht, erzählt Andreas Kuhnlein auf dem Weg von der Erlöserkirche zum Kurgarten. Bis dahin hatte er selber viele Geschichten erlebt, als Beamter beim Bundesgrenzschutz, konfrontiert mit Baader-Meinhof-Szene und DDR-Grenze. „Er hat erlebt, wie brutal und verletzend Menschen aufeinander losgehen, wie sehr Macht und Ohnmacht im Menschen für immer ihre Spuren hinterlassen“, sagte Dekan Oliver Bruckmann in seiner Laudatio.

    Diese Spuren versenkt Kuhnlein in seine Skulpturen. Manche wirken wie Elendsgestalten mit ihren durchlöcherten Körpern, andere versprühen Lebenslust. Sein Material sind abgestorbene Baumstämme, sein Handwerkszeug die Motorsäge. Damit holt der Chiemgauer aus dem Holz die Figuren heraus. Mit dieser Zerklüftung bringt der Bildhauer Dreierlei zum Ausdruck: Brutalität, Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit, zitierte Bruckmann den Künstler. Eine unverwechselbare Handschrift, die Kuhnlein inzwischen zu einem weltweit gefragten Künstler gemacht hat: 130 Einzel- und mehr als 120 Gruppenausstellungen in 15 Ländern.

    Die Skulpturen dieser Gemeinschaftsausstellung von evangelischer Kirche und Staatsbad GmbH sind in der Erlöserkirche, der Wandelhalle, im Arkadengang, Kurgarten und vor dem Regentenbau zu sehen. Mit dieser Vernissage, die musikalisch umrahmt wurde von Kantor Jörg Wöltche, der Altistin Katrin Edelmann und dem Posaunisten Roman Riedel, eröffnete Veranstaltungsleiterin Jutta Dieing die Kissinger Osterklänge.

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