Für den Oberstudiendirektor des Berufsbildungszentrums (BBZ) Harry Koch war klar, dass der Kreistag bei dieser Ausgangslage kaum eine Wahl hatte. Rund 600 000 Euro spart der Kreis pro Jahr nach der Übernahme der Fachakademie für Soziakpädagogik und der Altenpflegeschule durch die Caritas. Dazu wird sich der neue Träger auch an den Kosten des gut 20 Millionen Euro teuren Neubaus des Berufsbildungszentrums beteiligen.
Auf einen kurzen Nenner gebracht, sind das die wichtigsten Gründe für die Privatisierung der beiden berufsbildenden Schulen, die Landrat Thomas Bold bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Harry Koch und Bürgermeister Helmut Blank erläuterte. Grundvoraussetzung für die Übertragung, so Bold weiter, sei aber auch die garantierte Erhaltung der Qualität des BBZ mit seinem pädagogischen Konzept und die Besitzstandswahrung für das Personal gewesen. Im Klartext: für die angestammten Lehrer ändert sich nichts, nur neue Lehrkräfte werden nach Inkrafttreten der Übernahme – das soll zum August 2014 der Fall sein – nach dem kirchlichen Arbeitsrecht angestellt werden.
Das hatte in der Vergangenheit immer mal für Aufregung gesorgt. Geschiedene, die wieder geheiratet haben, müssten sich keine Sorgen machen, betonte aber Manfred Steigerwald, der Geschäftsführer der Caritasschulen telefonisch gegenüber der Main-Post. Von tariflicher Seite her gelten eh ähnliche Bedingungen, wie bei kommunalen Arbeitgebern.
Größter Arbeitgeber
„Die Caritas ist der größter Arbeitgeber bayernweit im Bereich Kindergarten und Altenpflege“, erklärte Steigerwald, der übrigens in Niederlauer wohnt und evangelisch ist, die Gründe für das Interesse an der Übernahme der Schulen. Angesichts des riesigen Bedarfs wolle man Ausbildungsplätze ausbauen und alle geeigneten Bewerber aufnehmen.
Argumente, die auch im Kreistag verfingen, zumal die Caritas in den vergangenen Jahren in Aschaffenburg und im Kreis Haßberge kommunale Schulen übernommen hat. „Die laufen hervorragend“, bestätigte Landrat Bold beim Pressegespräch. 2009 hatte die Caritas schon einmal im Landratsamt wegen der Übernahme der Schulen angeklopft – ohne Erfolg, gut 400 000 Euro pro Jahr hätte man gespart.
Der Kreistag lehnte damals das Ansinnen ab. Stattdessen wollte man bei der Staatsregierung erreichen, dass private und kommunale Schulen künftig in der staatlichen Zuschusspraxis gleich gestellt würden. „Da war aber nichts zu machen“, erklärte Bold. Und da half es auch nichts, dass sich die beiden Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis Bad Kissingen dafür stark machten. Mittlerweile sind die privaten Schulen finanziell noch besser gestellt. Warum man sich für die Caritas und nicht für das Berufliche Fortbildungszentrum (BFZ), das ebenfalls Interesse an einer Übernahme hatte, entschieden hat, wollte Bold im Detail nicht erläutern. Wichtig für Schulleiter Koch ist es vor allem, dass Kollegen aus den staatlichen Schulen auch künftig in den dann privaten Schulen unterrichten können und somit keine Spaltung des Kollegiums zu befürchten ist.
Mit der Verhandlung von Vertragsdetails geht es jetzt weiter. Gleichzeitig will man auch den Neubau voranbringen. Weil sich die Caritas auch hier beteiligt, müssen auch hier Gespräche geführt werden. Gebaut wird das neue BBZ auf dem ehemaligen Seminargelände. Gut 1,4 Hektar hat der Kreis von den Augustinern erworben, dazu noch die 6000 Quadratmeter mit dem Schwimmbad, das wohl aber nicht weiter betrieben wird. Parkplätze sollen auf der Lache entstehen. Von dem neuen Standort verspricht sich Bürgermeister Blank auch eine Belebung der Altstadt.
Die Stadt erhält im Gegenzug das Gelände mit dem jetzigen BBZ. Mit Hilfe von Zuschüssen aus Stadtumbau West soll der gut eine Million Euro teure Abriss bewerkstelligt werden. Auf dem Gelände sollen dann acht oder neun Bauplätze entstehen. Mit einem Baubeginn für das neue BBZ rechnet Bold nicht vor Frühjahr 2015. Denn zunächst muss die Maßnahme europaweit ausgeschrieben und der richtige Architekt gefunden werden.