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Bad Königshofen: 1000 Fans in Bad Königshofen feiern den japanischen Magier

Bad Königshofen

1000 Fans in Bad Königshofen feiern den japanischen Magier

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    Trank Wasser und hatte sich Champagner verdient: Bad Königshofens Matchwinner Jin Ueda.
    Trank Wasser und hatte sich Champagner verdient: Bad Königshofens Matchwinner Jin Ueda. Foto: Jürgen Schmitt

    „ Deutscher Meister wird nur der TSV“ hallte es durch die Shakehands-Arena. Angestimmt von einem komplett euphorisierten, aber keinesfalls übergeschnapptem Publikum. Noch nie hatten die Grabfelder ein Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister gewinnen können – bis zu diesem Pfingstmontag. 

    Aber nicht allein deshalb drehten die Zuschauer am Pfingstmontag fast durch. Erstmals waren die Bad Königshöfer Tischtennis-Asse in ein Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen, in dem mit Borussia Düsseldorf der attraktivste aller Gegner wartet. Das zweite Halbfinale spielen der 1. FC Saarbrücken-TT und der SV Werder Bremen aus.

    Boll und Källberg den Zahn gezogen

    Über dreieinhalb Stunden sollte sich dieses Match hinziehen. Und das, obwohl das Doppel gar nicht mehr ausgespielt wurde. Dank Jin Ueda, der erst Superstar Timo Boll in fünf dramatischen Sätzen in die Knie gezwungen hatte, dann auch Anton Källberg den Zahn zog in vier Sätzen.

    Dass sich hernach der Japaner voller Stolz an der Seite von Tischtennis-Legende Timo Boll ablichten ließ und im auf englisch geführten Sieger-Interview Mühe hatte, seine Emotionen zu kontrollieren, passte zu diesem sporthistorischen Moment. Da hatte Andy Albert längst ein paar Tränen verdrückt und seinen Umarmungs-Marathon hinter sich gebracht. 

    Vom TSV-Manager geherzt wurde auch Akihiko Kotani. Der Unternehmer und Sponsor der Bad Königshöfer war über 9000 Kilometer aus Tokyo angereist und verfolgte in der Spieler-Box fasziniert dieses Duell auf Weltklasse-Niveau. Übrigens ohne jede fernöstliche Zurückhaltung.

    War extra aus Tokio angereist: TSV-Sponsor Akihiko Kotani, der als Bad Königshofer Dankeschön ein Trikot der Frankfurter Eintracht überreicht bekam mit Original-Autogramm von Makoto Hasebe.
    War extra aus Tokio angereist: TSV-Sponsor Akihiko Kotani, der als Bad Königshofer Dankeschön ein Trikot der Frankfurter Eintracht überreicht bekam mit Original-Autogramm von Makoto Hasebe. Foto: Jürgen Schmitt

    Der Namensgeber der Shakehands-Arena jubelte und feierte im „Yes we Kön“-T-Shirt genauso ausgelassen wie die gut tausend Fans in der Halle, die für eine Rock-Konzert-Atmosphäre sorgten. Kurz vor Spielbeginn hatte der Japaner ein Trikot seines Lieblingsvereins Eintracht Frankfurt bekommen, mit Original-Autogramm von Makoto Hasebe.

    Auch Jochen Breyer genießt Bad Königshöfer Gastfreundschaft

    Dieses Flair genoss auch Jochen Breyer. Der Sport-Moderator vom ZDF war auf Einladung eines TSV-Sponsors ein zweites Mal mit dem Mikro in der Hand in der Shakehands-Arena und hatte am Halleneingang erst einmal Rudi Dümpert begrüßt, als der sein E-Bike abstellte.

    „Seit einem Interview vor einigen Jahren sind wir per Du“, verriet der Berichterstatter der Heimatzeitung. Ein wunderbares Beispiel dafür, dass bei aller Professionalität die familiäre Komponente ein Teil der Bad Königshöfer Tischtennis-DNA ist.

    Kam aus München nach Bad Königshofen: ZDF-Sportmoderator Jochen Breyer, hier im Gespräch mit TSV-Manager Andy Albert.
    Kam aus München nach Bad Königshofen: ZDF-Sportmoderator Jochen Breyer, hier im Gespräch mit TSV-Manager Andy Albert. Foto: Jürgen Schmitt

    „Mit Jochen sind wir mittlerweile gut befreundet. Er war auch schon beim gemeinsamen Mittagessen mit der Mannschaft dabei“, verrät Andy Albert, der am Montag Akihiko Kotani zum Flughafen brachte. „Unser Sponsor hat einen Termin in der Schweiz, wird aber am Donnerstag (19 Uhr) zum zweiten Spiel in Düsseldorf wieder dabei sein.“ 

    Ein Matchball-Spiel, denn mit einem Sieg am Rhein stünden die Unterfranken aus dem Kurstädtchen tatsächlich im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Ein mögliches drittes Spiel würde am 26. Mai (13 Uhr) erneut in der Rhein-Kapitale stattfinden.

    1000 Fans sorgten in der Shakehands-Arena für eine fantastische Atmosphäre.
    1000 Fans sorgten in der Shakehands-Arena für eine fantastische Atmosphäre. Foto: Jürgen Schmitt

    „Bad Königshofen in den Playoffs. Wie geil ist das denn“, hatte Jochen Breyer, der sich den „Job“ mit Hallensprecher Jürgen Halbig teilte, die Stimmung zusätzlich angeheizt. Und schon das erste Spiel ließ den Kessel kochen.

    Mit 1:2-Sätzen lag Jin Ueda zurück gegen Timo Boll , der dann die pure Entschlossenheit des Japaners zu spüren bekommen sollte. Fantastische Ballwechsel inklusive. Mit 11:7 und 11:6 zog der Neuzugang das Spiel gegen den mittlerweile 43-jährigen an sich – 1:0 für den TSV Bad Königshofen .

    Eine Steigerung in Sachen Spannung und Dramatik schien nicht mehr möglich. Und doch passierte exakt das, als Bastian Steger gegen Anton Källberg an die Platte trat. Zwölfter der Weltrangliste ist der Schwede, der den ersten Satz souverän für sich entschied (11:7).

    Bastian Steger jubelt mit dem euphorisierten Publikum.
    Bastian Steger jubelt mit dem euphorisierten Publikum. Foto: Jürgen Schmitt

    Aber Basti Steger ist ein Stehaufmännchen. Taktisch sowieso mit allen Wassern gewaschen und mit seinen 43 Jahren Herr über seine Nerven. Sich von den Fans pushen zu lassen und dennoch bei sich zu bleiben, war die hohe Kunst, die Steger zur Vollendung führte. Mit 12:10 und 14:12 gewann der drahtige Rechtshänder die nächsten Sätze gegen den 26-Jährigen, der dann dem Druck standhielt und einen fünften Satz erzwang (11:7). 

    Die Botschaft, die aus dem Grabfeld in die Tischtennis-Welt geht: Yes we KÖN.
    Die Botschaft, die aus dem Grabfeld in die Tischtennis-Welt geht: Yes we KÖN. Foto: Jürgen Schmitt

    Respekt an den Hallen-DJ, der stets die richtige Begleitmusik für dieses Spektakel parat hatte. „Steh auf, wenn Du am Boden bist“, hieß Stegers melodiöser Muntermacher nach dem 2:2-Satzausgleich. Ausgerechnet von den Toten Hosen, die ja bekanntlich aus Düsseldorf kommen. Gesagt, getan. Und wieder sollte Basti Fantasti einen Satz mit Überlänge für sich entscheiden und aus der Schulturnhalle ein Freudenhaus machen.

    Fachgespräch zwischen TSV-Trainer Koji Itagaki und Bad Königshofens Bastian Steger.
    Fachgespräch zwischen TSV-Trainer Koji Itagaki und Bad Königshofens Bastian Steger. Foto: Jürgen Schmitt

    Trotz Gewinn des dritten Satzes, war Filip Zeljko weitestgehend chancenlos gegen den klar favorisierten Dang Qui, seines Zeichens Zehnter der Weltrangliste, sodass zum zweiten Mal an diesem Tag alle Augenpaare auf Jin Ueda gerichtet waren, der sich endgültig zum Matchwinner aufschwang mit dem 3:1-Erfolg über Källberg.

    Der ehemalige Jugend-Europameister gewann den ersten Satz (11:8), wurde dann aber vom Grabfeld-Magier regelrecht verzaubert. Mit 11:9, 11:8 und 11:8 gewann Ueda die nächsten Sätze und damit das erste Halbfinal-Spiel für den TSV Bad Königshofen . Als wäre es nicht spannend genug gewesen, hatte der Japaner im vierten Satz vier Netz-Angaben in Folge produziert. Die Halle stöhnte, ächzte und tobte noch lange nach dem finalen Punkt. 

    Erinnerungen an ein denkwürdiges Spiel.
    Erinnerungen an ein denkwürdiges Spiel. Foto: Jürgen Schmitt

    Die Mannschaft und die Fans des TSV Bad Königshofen haben sich den Sieg verdient. Ich komme selber aus einem kleinen Verein und kann diese Euphorie nachvollziehen. Heute geht das in Ordnung, aber Donnerstag wenden wir hoffentlich das Blatt. Wir freuen uns auf das Rückspiel“, zeigte sich Timo Boll als ebenso fairer wie sympathischer Verlierer, der vom Publikum mit Ovationen bedacht wurde. Vielleicht war es der letzte Auftritt dieser Tischtennis-Ikone im Grabfeld.

    Die 11 gewinnt: Bad Königshofer Jubel nach jedem Satzgewinn.
    Die 11 gewinnt: Bad Königshofer Jubel nach jedem Satzgewinn. Foto: Jürgen Schmitt
    Matchwinner und Tischtennis-Ikone vereint auf einem Bild: Bad Königshofens Jin Ueda und Düsseldorfs Timo Boll.
    Matchwinner und Tischtennis-Ikone vereint auf einem Bild: Bad Königshofens Jin Ueda und Düsseldorfs Timo Boll. Foto: Jürgen Schmitt
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