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Münnerstadt: Bürgermeister Michael Kastl über Probleme und Projekte in Münnerstadt: "Ich bin nicht so leicht zu nerven"

Münnerstadt

Bürgermeister Michael Kastl über Probleme und Projekte in Münnerstadt: "Ich bin nicht so leicht zu nerven"

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    Gerade in der Energiewende sieht Michael Kastl große Chancen für Münnerstadt.
    Gerade in der Energiewende sieht Michael Kastl große Chancen für Münnerstadt. Foto: René Ruprecht

    Zu groß für ein Dorf, aber als Stadt mit seinen rund 3500 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Kernstadt doch sehr beschaulich: Die Bedingungen in Münnerstadt sind traditionell nicht einfach. Seit 2020 ist Michael Kastl (CSU) Bürgermeister. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht der 44-Jährige über Chancen, Herausforderungen und künftige Gamechanger.

    Herr Kastl, sie haben jüngst gesagt, in Münnerstadt gebe es keine Parteistreitereien. Das war unter Ihren Vorgängern auch schon anders. Ist aktuell alles so friedlich? Fast schon zu ruhig vielleicht?

    Michael Kastl: Mir ist es wichtig, faktenbasiert zu arbeiten. Strukturelle Probleme können wir am besten lösen, wenn wir zusammenarbeiten. Aber zu ruhig ist es auf keinen Fall, weil es in der Sache natürlich auch immer wieder unterschiedliche Meinungen gibt.

    Die Fläche der Stadt ist sehr groß, dadurch auch die Entfernung zwischen den einzelnen Ortsteilen. Wie entwickelt sich das Gemeinschaftsgefühl in Münnerstadt?

    Kastl: Die große Distanz zwischen den Ortsteilen ist nicht idealtypisch. Das ist eine Herausforderung, weil Windheim zum Beispiel in Richtung Bad Bocklet orientiert ist, Seubrigshausen in Richtung Stadtlauringen oder Großwenkheim in Richtung Großbardorf. Was das Miteinander angeht, ist es aber besser geworden. Jedes Dorf behält seine Bedürfnisse und Eigenarten, das ist schon charmant. Und trotzdem: Als ich 2013 nach Seubrigshausen gezogen bin, haben die meisten meiner Verwandten und Bekannten nicht gewusst, dass es zur Stadt Münnerstadt gehört. Das ist heute anders, weil in vielen Bereichen wie in den Sportvereinen oder der Feuerwehr zusammengearbeitet wird.

    Lassen Sie uns über Projekte sprechen. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welches würden Sie gerne sofort zu einem guten Abschluss bringen?

    Kastl: Die beiden großen Themen sind die Kinderbetreuung und das Feuerwehrhaus in Münnerstadt. Weil wir bei der Betreuung schon weiter sind, würde ich sagen: das Feuerwehrhaus. Es scheitert im Moment nicht am Geld, sondern daran, dass sich kein passendes Grundstück findet. Aktuell haben wir die temporäre Lösung im Blick, neben der Zehntscheune einen Feuerwehrbau zu errichten, um den Bedarf zu decken. Vor allem, was Stellplätze angeht. Die große Lösung ist von heute auf morgen leider unrealistisch, weil wir kein geeignetes Grundstück haben. Das muss man so ehrlich sagen.

    Aktuell ist die Feuerwehr Münnerstadt in der Zehntscheune untergebracht.
    Aktuell ist die Feuerwehr Münnerstadt in der Zehntscheune untergebracht. Foto: Thomas Malz (Archiv)

    Fehlende Grundstücke sind gerade auch für junge Familien ein Thema in der Kernstadt. Wie stehen die Chancen auf neue Baugebiete?

    Kastl: Derzeit sind keine in Planung. Es gab verschiedene Ideen, die sich aber nicht wirtschaftlich umsetzen lassen. Wir bemühen uns darum, private Bauplätze zu vermitteln.

    Sie haben das Thema Kindergartenplätze schon angesprochen.

    Kastl: Wir haben deutlich zu wenige in der Stadt. Temporär haben wir in Großwenkheim zwei Krippengruppen im alten Schützenhaus geschaffen, was ich als modellhaft ansehe, weil man mit überschaubarem Aufwand etwas Tolles erzeugt hat. Aber es entspricht leider nicht zu 100 Prozent den rechtlichen Vorgaben und ist deshalb nur übergangsweise erlaubt. In den Faschingsferien soll es in Großwenkheim mit dem Umbau des Kindergartens losgehen.

    Und in der Kernstadt?

    Kastl: Hier ist der Bedarf am größten. Es laufen die Gespräche mit der Kirchenverwaltung. Wir wollen das Kindergarten-Areal kaufen, das sieht auch sehr gut aus. Und wenn es nach mir geht, könnten wir dann umgehend in die Erweiterung gehen und vorher schon temporäre Zusatzgruppen installieren.

    Bringen Sie die Bürgerinnen und Bürger doch bitte auf den aktuellen Stand rund um das alte BBZ.

    Kastl: Wir planen, das Gebäude herzurichten und im vorderen Bereich für einen Schülerhort für 200 Kinder und im hinteren Bereich für die Montessori-Schule zu nutzen. Dafür wird momentan eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, mit der wir dann wieder auf die entsprechenden Förderstellen zugehen werden. Es ist ein unglaublich komplexes Projekt, aber aus meiner Sicht ein sehr lohnendes. Wir hätten gar nicht die Grundstücke, um so etwas neu zu bauen. Und wenn wir sie hätten, warum sollten wir sie versiegeln, wenn wir ein Gebäude haben, das direkt zwischen der Grundschule, der Musikschule und der Mehrzweckhalle liegt?

    Wie geht es mit dem ehemaligen BBZ in Münnerstadt weiter?
    Wie geht es mit dem ehemaligen BBZ in Münnerstadt weiter? Foto: Thomas Malz (Archiv)

    Wie stehen die Chancen, dass ein solcher Campus sich realisieren lässt?

    Kastl: Das muss funktionieren. Aber mir ist klar, dass die Stadt Münnerstadt da auf sehr viel Unterstützung durch Förderungen angewiesen ist. Es könnte ein Leuchtturmprojekt sein, aber allein aus eigener Kraft können wir es leider nicht stemmen.

    Schneller dürfte es mit der neuen Nutzung des Seger-Areals gehen, oder?

    Kastl: Im Frühjahr wird das Konzept im Stadtrat dargestellt, idealerweise wird das Ganze gebilligt und dann kann es eigentlich nächstes Jahr losgehen.

    Blicken wir auf die Innenstadt. Provokant könnte man formulieren: Immer wenn ein Geschäft öffnet, schließt eines an anderer Stelle.

    Kastl: Das ist tatsächlich so. Aber wir denken nicht in diesen Kategorien. Es gibt eine Entwicklung bei den inhabergeführten Geschäften, die wir wenig beeinflussen können. Da werden früher oder später sicher noch weitere schließen. Gleichzeitig muss jemand, der etwas Neues aufmacht, ganz anders kalkulieren, der muss ja auch Pacht und Miete bezahlen und hat dabei keinen Bestandsschutz. Aber wir werfen die Flinte nicht ins Korn. Ich glaube, die Altstadt ist interessant.

    Die Innenstadtentwicklung ist großes Thema in Münnerstadt.
    Die Innenstadtentwicklung ist großes Thema in Münnerstadt. Foto: Ellen Mützel (Archiv)

    Wo sehen Sie den größten Bedarf?

    Kastl: In der Gastronomie. Daran hängen ja auch Übernachtungen und Tourismus. Da würde ich mir noch deutlich mehr wünschen, auch wenn sich ein bisschen was tut. Ansonsten war in der Altstadt Tante Enso sehr wichtig als Lebensmittelmarkt.

    Der Markt steht mit dem bayerischen Ladenschlussgesetz wieder auf der Kippe. Nervt das?

    Kastl: Ich bin nicht so leicht zu nerven. Aber es nervt schon. Wir waren uns der Ausgangslage bewusst und die 24/7-Regelung ist derzeit vorsichtig ausgedrückt ja in einer Grauzone. Es war klar, dass das Ganze auf tönernen Füßen steht. Für uns hätte es an diesem Standort aber keine Alternative gegeben und die ehemalige Norma würde immer noch leer stehen. Was mich eher nervt, ist, dass gewisse Belange des ländlichen Raums sich in den zuständigen Gremien offenbar noch nicht so wirklich durchgesetzt haben. Es wird ja immer das Thema Personal angebracht. Bei uns arbeitet niemand außerhalb der Öffnungszeiten. Die Kirche ist ein Faktor, auch da gibt es in Münnerstadt keine Probleme, ganz im Gegenteil. Und die Konkurrenz zu bestehenden Supermärkten hält sich auch in Grenzen.

    Ein Feld, auf dem Münnerstadt sehr aktiv ist, ist die Energiewende. Sie sprechen sich für Trassen vor der Haustüre aus, versuchen einen Elektrolyseur nach Münnerstadt zu holen, arbeiten am Windpark Bildhäuser Forst. Ist es das große Thema unserer Zeit?

    Kastl: Ja. Und wie gesagt, es gibt strukturell so viele Herausforderungen, die wir mit den jetzigen Rahmenbedingungen aus eigener Kraft nur schwer lösen können. Wir haben recht früh angefangen, uns auf kommunaler Ebene mit dem Thema erneuerbare Energien zu beschäftigen und sehen darin Chancen für die Stadt. Ein Beispiel: Wenn der Windpark in der geplanten Form umgesetzt wird, würden wir nach Fertigstellung 250.000 bis 300.000 Euro im Jahr nur an EEG-Umlage einnehmen, die wir dann für Feuerwehrautos oder Kindergärten ausgeben könnten. Außerdem sind grüner Strom und grüner Wasserstoff wichtig für Unternehmen und bieten demnach Standortvorteile. All die genannten Projekte sind zukunftsorientiert. Aber mittel- bis langfristig sind sie Gamechanger und könnten Münnerstadt in eine Position bringen, aus der heraus wir unsere Probleme auch ordentlich angehen können.

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