Der kaufmännische Direktor, Fritz Lang, über die Entwicklung der Unternehmensgruppe zum größten privaten Arbeitgeber der Region und über die Auseinandersetzung mit Gerüchten, die dabei ständige Begleiter sind.
Frage: Herr Lang, seit Sie 1990 ihr Hotel an der Euerdorfer Straße in Bad Kissingen in die Fachklinik Heiligenfeld umgewandelt haben, hat sich Ihr Unternehmen Schritt für Schritt auf der Bismarckstraße nach Norden gekauft. Wo soll das eigentlich noch enden?
Fritz Lang: Die Entwicklung Heiligenfeld ist weiter offen. Wenn wir neue Entwicklungschancen sehen, prüfen wir, ob sie für uns sinnvoll und verkraftbar sind. In so einem Fall achten wir sehr auf die Möglichkeiten, neue Häuser entsprechend auslasten zu können. Besonders wichtig ist, ob wir genügend Fachkräfte dafür finden werden.
Welche Häuser in der Bismarckstraße fehlen Ihnen noch in der Sammlung?
Lang: Im Moment sind wir nicht aktiv auf der Suche.
Der Kissinger Hof ist Ihr bisher letzter bekannter Immobilienkauf. Sie haben aber doch auch das Haus St. Ursula dazu erworben.
Lang: Ja, das wurde gleichzeitig erworben und beurkundet. Es ist eine sinnvolle Ergänzung des Grundstücks Lechmann und liegt günstig im Umfeld der bisherigen Häuser. Es wird voraussichtlich dem Haus Lechmann, also der Parkklinik angeschlossen.
Nur damit wir den Überblick bewahren: Lassen Sie uns doch mal wesentliche Zahlen zusammenfassen. Welche Häuser gehören jetzt zum Unternehmen?
Lang: Also, chronologisch: Fachklinik Heiligenfeld, Parkklinik Heiligenfeld mit Residenz und Zentralbau, Luitpoldklinik Heiligenfeld und Kissinger Hof. Zur Parkklinik kommen die Häuser Lechmann, Altenberg und St. Ursula. Auch in Waldmünchen haben wir eine Klinik für psychosomatische Erkrankungen von Kindern, Jugendlichen und Familien.
Welche Häuser haben welche Indikationen?
Lang: In der Parkklinik werden unter anderem Depressionen und Angststörungen, akute und chronische Belastungsreaktionen, Erschöpfungs- und Burnout-Folgeerkrankungen, psychosomatische Störungen, Beziehungs- und Sexualstörungen, diverse Ängste, beginnende Suchterkrankungen oder chronische Schmerzzustände behandelt. Im Gesundheitszentrum und in der Fachklinik Heiligenfeld sind es unter anderem Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen. In der Luitpoldklinik geht es um Orthopädie, Innere Medizin, Urologie, Rheumatologie und Onkologie.
Wie viele Beschäftigte haben Sie?
Lang: In Bad Kissingen aktuell 511, in Waldmünchen 115, also insgesamt 626. 50 davon sind Azubis, ab Oktober sind es mit acht zusätzlichen vom Kissinger Hof sogar 58. Damit sind wir, meines Wissens, der größte private Arbeitgeber in der Region.
Und wie viele Betten?
Lang: 438 in Bad Kissingen sowie 108 und 20 für Begleitpersonen in Waldmünchen.
Ist Ihnen klar, dass die Entwicklung Ihres Unternehmens manche Kissinger beunruhigt? In der freundlichen Version denken diese Menschen, was passiert, wenn dieser Koloss einmal ins Wanken gerät.
Lang: Da sollte man einfach ein paar Daten und Fakten zu Heiligenfeld kennen. Wir haben mehrfach Häuser gekauft, die insolvent oder insolvenzgefährdet waren oder in denen die Nachfolgefrage offen war. Damit haben wir vorhandene Arbeitsplätze gesichert und anschließend weiter ausgebaut. Zudem zahlt Heiligenfeld selbst fast 350 000 Euro Kurtaxe für die Reha-Patienten an die Staatsbad GmbH. Die Krankenhauspatienten, die ihre Kurtaxe selbst zahlen, bringen noch mal 180 000 Euro. Zudem sind rund 80 Menschen wegen eines Arbeitsplatzes bei uns nach Kissingen gezogen. Davon profitiert die Stadt. Wir investieren jährlich rund 1,5 Millionen Euro für Waren, insbesondere Lebensmittel aus der Region, da wir fast ausschließlich mit regionalen Firmen zusammenarbeiten. Außerdem haben wir in den vergangenen 20 Jahren rund 21 Millionen Euro in Baumaßnahmen in der Region investiert. Das kann man durchaus als positiv für Kissingen und seine Bevölkerung sehen.
Aber wie sicher ist das für die Zukunft?
Lang: Erstens: Laut Weltgesundheitsorganisation bilden psychische Krankheiten in weniger als zehn Jahren die Krankheitsgruppe Nummer eins in der Welt. Zweitens haben wir nach wie vor lange Wartezeiten für einen stationären Aufenthalt in der Fachklinik Heiligenfeld. Auch die anderen Kliniken sind gut, beziehungsweise voll belegt. Drittens machen wir gute Medizin mit ständiger Weiterentwicklung. Wir weisen dies durch eigene Studien und in Zusammenarbeit mit Universitäten wie der Uni Regensburg nach. Und wir haben gute Anerkennung bei Kostenträgern, Einweisern und Patienten. Deshalb sehen wir keine Gefahr für Heiligenfeld.
Die weniger wohlwollende Spielart der vorhin genannten Beunruhigung fragt, ob nicht eine Sekte hinter dem Ganzen steht.
Lang: Diese Gerüchte tauchen bei jedem Wachstumsschritt von neuem auf. Je schneller die Entwicklung geht, desto größer wird anscheinend der Neid. Tatsächlich sind wir aber konfessionsfrei. Wir geben weder Mitarbeitern noch Patienten etwas vor. Wir bieten stattdessen zum Beispiel Meditationen aus allen Kulturkreisen an. Wir zahlen auch eine Viertelstelle der katholischen Kurseelsorge. Pater Anselm Grün hat für uns schon Kongresse eröffnet. Pfarrer Roland Breitenbach hat einen Montagsvortrag gehalten, Pater Willigis Jäger hat den großen Saal in der Fachklinik eingeweiht. Die Kurseelsorge hält alle zwei bis drei Wochen einen ökumenischen Gottesdienst in der Luitpoldklinik.
Das ist ja ziemlich viel....
Lang: Aber es ist noch nicht alles. Wir haben beim Weg der Besinnung eine Station gesponsert. Wir haben einen Weg der Weltreligionen in der Fachklinik etabliert. Der Beginn war dort, dass wir, Familie Lang, eine Madonna aufgestellt haben, daraus wurde dann der Weg der Weltreligionen mit Stationen für Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Judentum und Islam. So wollen wir zur Toleranz in der Welt beitragen. Derzeit sind wir dabei, einen Tempel der Weltreligionen zu konzipieren.
Wie finanzieren Sie Ihr Wachstum? Gehen Sie jedes Mal zur Sparkasse und sagen: Wir hätten wieder was.
Lang: Wir haben ein gesundes Wachstum und stärken damit laufend unser Eigenkapital. Inzwischen haben wir sehr gute Beziehungen zu mehreren Banken, die uns ein gutes Rating bescheinigen und uns deshalb auch Kredite für die weitere Entwicklung geben. Das sind regionale und überregionale Banken. Außerdem haften wir beiden Geschäftsführer, Joachim Galuska und ich, mit unserem gesamten Privatvermögen. Deshalb werden wir auch sicher nicht leichtsinnig mit unserem Lebenswerk umgehen.
Banken geben ja nur Geld, wenn sie glauben, es komme mit Zins zurück. Warum können sie das bei Ihnen unterstellen? Oder anders gefragt: Was ist der Kern Ihres geschäftlichen Erfolgs?
Lang: Werteorientierung ist die Hauptüberschrift für unser Handeln. Da geht es um menschliche Werte für Patienten und Mitarbeiter, Nachhaltigkeit durch ökologische Ausrichtung in den Bereichen Essen, Architektur und Energie sowie um umweltschonendes Verhalten. Diese Wertorientierung finden alle Banken bei uns interessant. Sie glauben, dass das Zukunft hat.
Gelten für die Abrechnung der Behandlung psychosomatischer Beschwerden andere Sätze als sonst im deutschen Klinikwesen?
Lang: Nein, die Pflegesätze werden regelmäßig zwischen Kostenträgern und Anbietern verhandelt. Diese Verhandlungen sind manchmal schwierig. Aber das Verhältnis zu den Kostenträgern wird besser.
Sie und Joachim Galuska, ihr Partner in der Geschäftsführung, sind zwei sehr unterschiedliche Typen. Wie machen Sie daraus gradlinige Geschäftspolitik?
Lang: Wir sind wie Yin und Yang, eben eine ideale Ergänzung. Wichtig ist gute Kommunikation. Das setzen wir durch häufige Besprechungen und sinnvolle Aufgabenteilung um. Außerdem haben wir großes gegenseitiges Vertrauen. Wir kennen uns sehr gut, seit 20 Jahren. Wir leben beide den ganzheitlichen Ansatz und wollen unsere gemeinsame Vision verwirklichen. Dazu tragen wir auch mit den jährlichen Kongressen bei. Bei unseren Wirtschaftskongressen kamen viele führende Wirtschaftler zu Wort. Daniel Goeudevert, zum Beispiel, Wolfgang Gutberlet oder Josef Riegler. Die würden übrigens nicht kommen, wenn wir eine Sekte wären. Ach ja, Joachim Galuska hat übrigens 1998 mit dem Bayerischen Innenministerium zusammengearbeitet, um Empfehlungen abzugeben für eine Enquete-Kommission der Bundesregierung zur Beurteilung der Gefahr durch Sekten und wie man damit umgehen sollte.
Haben Sie mal einen Expansionsschritt bereut?
Lang: Noch nie.
Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Auch Sie bleiben nicht ewig 50. Was geschieht, wenn Sie ins Rentenalter kommen?
Lang: Ich bin vor vier Wochen 60 geworden. Natürlich machen wir uns über unsere Nachfolge Gedanken. Deshalb haben wir die Unternehmensleitung auf vier Personen erweitert. Mein Sohn Michael ist seit vier Jahren im Betrieb und ist mein Stellvertreter. Dazu ist er Geschäftsführer von Waldmünchen. Auch Dorothea Galuska, die Frau von Joachim Galuska, ist nun Mitglied der Unternehmensleitung. Somit ist die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Wir haben ein strategisches Leitungsteam, das aus nun 14 Personen besteht, die seit langer Zeit im Unternehmen sind. In verschiedenen Abteilungen wird gerade die nächste Generation der Führung eingearbeitet.
Was sagt Ihre Ausdehnung entlang der Bismarckstraße eigentlich über den Zustand der einstigen Pracht-Kur dort?
Lang: Die Prachtstraße bleibt belebt durch die Belegung der Häuser. Wir tun unser Möglichstes, um die Pracht als solche zu erhalten. Alles andere ist Sache der Stadt und eventuell der Staatsbad GmbH.
Wohin führt Sie der nächste Schritt?
Lang: In die Zukunft.
Unternehmensgruppe Heiligenfeld
Die Keimzelle der Unternehmensgruppe Heiligenfeld steht in der Euerdorfer Straße. Dort betrieb die Familie Lang viele Jahre das Kurhotel Fürst Bismarck.
Ende der 80-er suchte die Familie ein neues Geschäftsfeld und entwickelte den Gedanken an eine psychosomatische Klinik. Fritz Lang bemühte sich per Anzeige um einen Chefarzt und Partner. Er fand ihn in Dr. Joachim Galuska, der zuvor in Bad Zwesten tätig gewesen war.
In der Folge entstand 1990 die Fachklinik für psychosomatische Medizin. Zwei Jahre später schufen Lang und Galuska aus dem Langschen Familienbetrieb die Fachklinik Heiligenfeld GmbH der Familien Galuska und Lang. Lang übernahm die Zuständigkeit für kaufmännische Belange, Galuska für medizinische.
Es folgten Erweiterungen am Standort und schließlich Zukäufe, nicht nur, aber vor allem die Bismarckstraße entlang. Heute ist die Unternehmensleitung erweitert. Galuskas Ehefrau Dorothea gehört dazu, ebenso Langs Sohn Michael.