Während einer ersten Sanierungsphase 2017/2018 wurde zunächst der Nichtschwimmer-Bereich des Bad Kissinger Freibads saniert. 2024/2025 sind jetzt die Schwimmerbecken dran. Natürlich wird auch der Sprungturm baulich überholt. Er ist bereits komplett eingerüstet. Zudem soll der Eingangsbereich des Freibads saniert und damit auch das Kassensystem fit für die Zukunft gemacht werden.
Die Arbeiten sind schon im Gange. Doch das soll Badefreudige nicht abschrecken, denn der Nichtschwimmerbereich wird ab 13. Mai für Familien mit Kindern und Jugendlichen wieder offenstehen – zu verbilligten Eintrittspreisen.
Das Freibad gilt damals wie heute als Besonderheit
Als "Köstlichkeit der Nierentischzeit" hatte der frühere Landeskonservator Rembrandt Fiedler einstmals das hoch oben am Finsterberg gelegene Bad Kissinger Terrassenschwimmbad bezeichnet. Zu Recht, denn die in den 1953/54 erbaute Anlage zählte seinerzeit angeblich zu den modernsten Europas und sucht offenbar heute noch ihresgleichen. Das spiegeln zumindest Gäste, die von auswärts hierherkommen, aber auch Baufachleute, die es wissen müssen.

1994 wurde zunächst der Café-Pavillon, auch liebevoll von Liebhabern "Weizentrum" genannt, und zwei Jahre später schließlich das gesamte Freibad unter Denkmalschutz gestellt.
Eigentlich war das Terrassenschwimmbad gebaut worden, weil die Bad Kissinger mit der früheren kleinen Freibadanlage am Saalemäander in der Innenstadt nicht mehr zufrieden waren, erzählte Oberbürgermeister Dirk Vogel beim Pressetermin am Donnerstag. Die Sachlage wurde im damaligen Stadtrat erörtert und schon fünf Tage später beschloss man in diesem Gremium den Bau eines neuen Freibads.

Die US-Amerikaner halfen seinerzeit tatkräftig mit, heißt es in den Bad Kissinger Annalen. Sie planierten das Gelände und schufen jene Terrassen, für die das Bad wohl zeitlebens berühmt bleiben wird. Gebaut wurde die Anlage damals für 1,2 Million Mark.
Der Erhalt der Anlage am Finsterberg hat freilich seinen Preis
Heute kommt einem dieser Betrag unwirklich vor, denn der Erhalt der historischen Anlage von insgesamt 48.000 Quadratmetern mit seinen Bauten hat, nach modernen Gesichtspunkten ausgerichtet, natürlich seinen Preis. Sprungturm, Instandhaltung und Modernisierung der Anlage sollen in den Jahren 2024 und 2025 stolze 7,95 Millionen Euro kosten, sagte OB Vogel. Ohne Zuschüsse wäre dieses Projekt nicht zu schultern, gibt der Stadtchef unumwunden zu.

Bund und Freistaat beteiligen sich zum Glück an den Kosten: Der Bund will 1,47 Millionen Euro und der Freistaat 3,68 Millionen Euro beisteuern. Hinzu kommen immerhin noch 70.000 Euro von der Oberen Denkmalbehörde. Unterm Strich muss die Stadt Bad Kissingen nun "nur" noch einen Eigenanteil von 2,73 Millionen in den Etats der Sanierungsjahre einkalkulieren.
"Schwimmen zu lernen ist wichtig."
Dorothee Bär, CDU/CSU-Bundestagsfraktion
sagte die CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär am Donnerstag zu den Gründen, warum das Terrassenschwimmbad vom Bund gefördert wird. Denn schließlich könnten derzeit über die Hälfte der deutschen Kinder nicht mehr schwimmen. Eine besondere Rolle spiele freilich, dass das Bad Kissinger Freibad in seiner Lage, Ausdehnung und wegen seines Charms einzigartig sei.

Für Jugend, Sport und Kultur etwas zu tun, halte man beim Bund für besonders wichtig, sagte die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar beim Pressetermin. Im Rahmen eines auf diese Zielrichtung ausgelegten Förderprogramms seien 860 Projekte eingereicht worden, was zeige, wie wichtig diese Themen sind.
Bund und Freistaat erkennen die besondere Bedeutung finanziell an
Als der "Brandbrief" aus Bad Kissingen zur Schwimmbadsanierung im August 2023 in München einging, habe man intensiv beraten, machte der bayerische Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (CSU) klar. Natürlich habe das Terrassenschwimmbad nicht nur für die Kurstadt, sondern für die ganze Region eine besondere Bedeutung. So sei bald klar gewesen, dass man das attraktive Bad langfristig erhalten müsse.
"Aber das würde zu diesem Schwimmbad nicht passen."
Jochen Seufert, Diplom-Ingenieur und Projektleiter der Stadt Bad Kissingen
Architekt Jochen Seufert, Projektleiter dieses Bauvorhabens bei der Stadt Bad Kissingen, ging beim Pressegespräch auf die denkmalgerechte Sanierung des Sprungturms ein, den heutzutage wohl niemand mehr so errichten würde. Ein neuer Sprungturm wäre aus Stahl, so Seufert. "Aber das würde zu diesem Schwimmbad nicht passen." Aus Denkmalschutzgründen müsse der bisherige Turm ohnehin erhalten bleiben.

Die Schwimmmerbecken werden im Zuge der Maßnahme mit Edelstahl ausgekleidet und die Liegeterrassen attraktiver gestaltet, erläuterte er. Zudem soll es technische Neuerungen geben. Die Gas-/Wasserversorgung werde nun allmählich gekappt und durch Wärmepumpen ersetzt.
Worauf bestimmt viele längst warten: Die Anlage wird nun behindertengerecht erschlossen, so Seufert weiter. Im Eingangsbereich geht es bei der Sanierung nicht nur um ein neues Kassenhäuschen, sondern auch um die Modernisierung des gesamten Kassensystems.
Ursprünglich sollte das Freibad ja wegen der Sanierungsmaßnahmen komplett geschlossen bleiben. Da jedoch klar war, dass die Arbeiten nicht innerhalb eines Jahres zu schultern sein würden, hätte man das Bad zwei Sommer lang schließen müssen, sagt OB Vogel. Seiner Ansicht nach sei es eine gute Lösung, nun immerhin den Nichtschwimmerbereich offenzuhalten, so dass wenigstens Familien mit Kindern und Jugendlichen auf ihre Kosten kommen.