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Dauerbrause und Blutegel

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Dauerbrause und Blutegel

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    Dr. Jürgen Freiherr von Rosen geht nicht nur, er läuft sogar mit gutem Beispiel voran. Der ärztliche Leiter der Schlosspark-Klinik in Gersfeld, der sich auf Naturheilverfahren spezialisiert hat, beweist auf eindrucksvolle Art, was ein Mensch leisten kann, wenn er gesund lebt. Erst kürzlich hat der Mediziner am Swiss-Alpine-Marathon teilgenommen, Europas höchstgelegenem Berglauf. In knapp sechs Stunden überwand der 65-Jährige dabei 1890 Höhenmeter. Ein Kraftakt, vor dem selbst Profisportler den Hut ziehen.

    Der Beweis des Möglichen

    Offensichtlich lässt sich der Arzt nur schwer von etwas abbringen, das er sich vorgenommen hat. Das gilt nicht nur für den Sportbereich. 1981 hat er die naturkundliche Klinik in Gersfeld eröffnet, "um zu beweisen, dass sehr viele Dinge möglich sind".

    Von dieser These ist er auch nach über 20 Jahren nicht abgewichen: "In der Regel kann man helfen", sagt er. Die Naturheilkunde biete "einfach mehr Möglichkeiten" und es gebe "mehr Erfolge" als bei rein schulmedizinischer Vorgehensweise. Dazu steht der Mediziner, auch wenn ihm das Kritik von Kollegen einbringt, die auf die Schulmedizin setzen. Viele seiner Patienten sind für ihn so etwas wie gute Bekannte geworden, manche sind zum 25. Mal in der Klinik. "Sie kommen einmal pro Jahr und müssen in der Zwischenzeit nicht mehr zum Arzt", so von Rosen. Migräne, Neurodermitis, Allergien, Verdauungsstörungen - vor allem bei chronischen Erkrankungen, erzählt er, zeigten die Therapien aus seiner Sicht Erfolge.

    Diagnose steht im Vordergrund

    Doch am Anfang steht eine ausführliche Diagnose. Neben den Tests, die jeder Schulmediziner anwendet, setzt von Rosen zum Beispiel die Kirlian-Fotografie ein, eine in der ehemaligen Sowjetunion entwickelte Methode. Dabei werden so genannte Elektro-Fotos von Fingerspitzen und Zehen gemacht. Weil elektrische Felder erzeugt werden, entstehen Bilder mit Strahlenkränzen, an deren Form der Arzt Störungen von Energiefeldern im Körper erkennen kann. Nach was der Naturheilkundler mit dieser Diagnostik im Körper seiner Patienten forscht, bringt er lapidar auf den Punkt: "Verschlackungen, Einlagerungen von Zellmüll im Bindegewebe". Solche Ablagerungen, erklärt er, seien nach naturheilkundlicher Ansicht Ursache für chronische Krankheiten.

    Und plastischer fährt er fort: "Wenn man den Müll in einer Stadt nicht beseitigt, dann führt das ebenfalls zu einer Verstopfung der Straßen". Auch Cellulite, mit der sich viele Frauen herum plagen, rührt seiner Ansicht nach von Verschlackungen.

    Überhaupt sieht Rosen schon an der Haut und der Faltenbildung, wie es um den Gesundheitszustand eines Patienten bestellt ist.

    Der Klinikchef erzielt seinen Angaben nach auch Erfolge bei Patienten, denen die Schulmedizin nicht weiterhelfen konnte. Trotzdem rät er: "Wehret den Anfängen". Je eher man zu ihm komme, desto leichter sei die Behandlung. Und umso schneller merke der Patient, dass er wieder leistungsfähiger wird.

    Leider, so von Rosen, kämen die meisten Menschen erst, wenn der Leidensdruck, etwa ein Schmerz, zu groß werde. Aber auch dieser sei auszumerzen. Gerade gegen Schmerzen könne die Naturheilkunde viel ausrichten. "Das ist für uns eigentlich kein Problem", so von Rosen. Allerdings kennt der Arzt auch seine Grenzen: Wenn sich bei einem Krebs etwa schon Metastasen gebildet haben, bewirke auch die naturorientierte Medizin keine Wunder. Diese Grenzen müsse man kennen und sich ihnen bewusst sein, betont von Rosen. In etwa einen halben Tag pro Kliniktag lang werden die Patienten der Schlosspark-Klinik therapiert. Zum Beispiel mit der Dauerbrause. Dabei macht es sich der Klinikgast auf einer Liege bequem und zieht per Hand eine Brause mit einem weichen Wasserstrahl eine Stunde lang über seinem Köper hin und her. "Das kann süchtig machen", weiß von Rosen und wirke wie eine Lymphdrainage. Andere Säulen der naturheilkundlichen Behandlung sind unter anderem Leberwickel, Sauerstofftherapien, verschiedene Massagen und Krankengymnastik. Oder auch die Colon-Hydro-Therapie. Hinter dem komplizierten Begriff verbirgt sich eine Darmreinigung, die zur Entgiftung des Körpers unerlässlich sei, beschreibt der Arzt.

    "Fantastische Möglichkeiten" bei der Behandlung von lokalen Entzündungen bieten seiner Ansicht nach Blutegel. Die Tierchen, die er über die Apotheke bezieht und die vor dem Krieg noch millionenfach pro Jahr angewandt wurden, sondern nämlich einen entzündungshemmenden Stoff ab.

    Wurzeln in der Schulmedizin

    Den teilweise exotischen anmutenden Behandlungsmethoden zum Trotz: "Ich bin Schulmediziner wie jeder andere Arzt auch", darauf legt von Rosen Wert. In einem Berliner Krankenhaus habe er Anfang der Siebziger Jahre einen Mediziner kennen gelernt, der sich der Naturheilkunde verschrieben hatte und der ihn beeindruckte. 1971 eröffnete von Rosen dann seine Praxis in Gersfeld, in der er noch heute nach diesen Prinzipien behandelt.

    In der Zwischenzeit besuchte er "jede Menge Kurse", las viel, probierte aus und entwickelte so sein Therapiekonzept. Das sei wie wenn ein Pianist auf der Geige zu spielen lerne. Mittlerweile hat er ein neues, in Deutschland einmaliges Programm entwickelt, bei dem er selber Ärzte unterrichtet, die sich auf verschiedene Bereiche in der Naturheilkunde spezialisieren wollen.

    Ausbildung als wichtigen Aspekt

    Ausbildung empfindet er als wichtig, denn im Prinzip gebe es auf diesem Gebiet keine vernünftige Ausbildung, so von Rosen. Da sich damit keine Gewinne machen ließen, werde Naturheilkunde auch nicht gefördert. Einen "ganz wichtigen Therapiebereich" stellt für den Mediziner die Ernährung dar. Diese sei in der Klinik vegetarisch und basisch, da die meisten Menschen übersäuert seien. Sehr gute Erfolge bei der Behandlung von Zivilisationskrankheiten habe er auch mit der Mayr-Fastenkur erzielt.

    Die Psyche spielt eine große Rolle

    Zudem werden die Patienten auch psychologisch betreut, etwa durch Verhaltens- und Entspannungstherapien. "Die Psyche spielt eine ganz große Rolle", ist sich der Arzt sicher. Das Ergebnis der Maßnahmen lasse in den meisten Fällen nicht lange auf sich warten, so von Rosen. Schmerzen würden verschwinden und oft könnten auch Medikamente abgesetzt oder zumindest reduziert werden. Bei der Kurzkur über zehn Tage dürfe man sich jedoch nicht so viel erwarten. Besser sei es, wenn man drei bis vier Wochen in dem fast 100 Jahre alten Jugendstilgebäude verweile.

    Obwohl das Sanatorium ganzjährig geöffnet ist, muss man mit Wartezeiten rechnen. "Die Klinik ist auf Monate im voraus ausgebucht", sagt der Klinikleiter. Dass sie relativ klein ist, habe Vor- und Nachteile. Sie sei zwar wirtschaftlich weniger rentabel als eine große Einrichtung, die Patienten könnten aber viel individueller behandelt werden.

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