Eine Lötlampe muss erst entzündet werden und minutenlang brennen. Dann wird diese unter den Glühkopf des Bulldogmotors eingehängt. Wenn die Temperatur nach etwa fünf bis zehn Minuten stimmt, entnimmt der Fahrer dem Schlepper das Lenkrad und setzt es von außen an die Schwungscheibe des Motors. Einige wohl geübte Umdrehungen werfen den Lanzmotor an.
Die markdurchdringenden Plop-plop-Geräusche folgen nun in immer kürzeren Zeitabständen und der nach oben gerichtete Auspuff gibt deutliche Rauchzeichen. Dem Selbstzündermotor reicht Rohöl als Kraftfutter. Der alte Lanz der Bulldogfreunde Vorrhön 1992 stammt aus den 30er Jahren.
Mit der feierlichen Einweihung der neuen Vereins-Halle der Bulldogfreunde Vorrhön gab es den großen Bahnhof am Sonntag in Obererthal. Rund 100 Traktoren aus der näheren und auch weiteren Region waren angereist. Der seit sechs Wochen in Hammelburg tätige Pater Chris Keke vom Nigerianischen Orden „Sohn Mariens, Mutter der Barmherzigkeit“ erhielt großes Lob für seinen Festgottesdienst. Er segnete nicht nur die neue Halle, sondern auch die rund 100 am Dorfplatz zur Traktorenschau geparkten Schlepper.
Nicht alle Besucher fanden zum Festgottesdienst einen Platz in der großen Halle. Schlepperfreunde kamen zum Beispiel auch aus Mainfranken, Sinntal und Geroda-Platz angereist. Auch die Museumsfreunde aus Fuchsstadt waren anzutreffen. Unter den Bulldogfreunden Vorrhön gibt es auch Mitglieder aus der Fränkischen Schweiz.
„Die alte Tradition zu erhalten und zu pflegen, liegt uns am Herzen“, blickte Vorsitzender Elmar Metzung gern auf die rund 20 Jugendlichen im Verein der über 110 Bulldogfreunde Vorrhön. Auf die Frage, was sie so sehr an der Materie Traktorhistorie begeistert, meinte Johann Weidner aus Gauaschach: „Ich finde die alte Technik faszinierend und schätze den regelmäßigen Informationsaustausch unter den Besitzern alter Schlepper.
„Der Sechs-Zylinder-Klang aus dem großen Hubraum eines leistungsstarken Schlüters lässt mein Herz höher schlagen“, ergänzte Marcel Bock aus Gräfendorf. Von dort stammt auch Florian Strohmenger, der total auf alte Dreschmaschinen steht. „Der alte Lanz-Bulldog ist die Nummer eins – wegen seiner unverwechselbaren Akustik“, so Burkhard Kippes, Schriftführer der ansässigen Bulldogfreunde Vorrhön.
Willkommen in der Dorfgemeinschaft sei dieser Standort der Bulldogfreunde, gratulierte Ortssprecher Albert Trost. „Ich selbst gehöre dazu und bin das Mitglied Nummer 100“, verriet er. Dieser Verein berge eine Schatzkammer des technischen Wissens und habe mit dem Hallenbau ein großes Vorhaben gestemmt. Der ausdrückliche Dank des Ortssprechers ging an die Genehmigungsbehörden. Der neuen Halle, in der neben dem Bulldog auch historische Landmaschinen wie Drescher zu bewundern sind, sprach Trost Museumsqualität zu.
„Hier ist ein Domizil für den Erhalt historischer Landmaschinen geschaffen worden“, war Bürgermeister Ernst Stross begeistert. So würden mit den Oldtimern wichtige Abschnitte der technischen Veränderungen als Zeichen ihrer Zeit festgehalten. Stross erkannte die Verbundenheit der Bulldogfreunde mit der ländlichen Region und bescheinigte ihnen Gespür für die Geschichte.
Rund 70 Helfer hätten in etwa 2000 Arbeitsstunden eine sehr schöne Halle aufgebaut, dankte Metzung. Ohne die Bereitwilligkeit der Erbengemeinschaft Schumm wäre der Verein nicht an den Grundstückserwerb gekommen. Auch Geldspenden wie jene von Arthur Rüger seien von großer Bedeutung für den Bau der Halle gewesen. Das vom Abriss des alten Sägewerks verbleibende Material sei mit Einverständnis des Besitzers Albrecht Eyrich zum Hallenbau verwendet worden. „Diese Halle ist der geeignete Standort für unser Vereinsleben“, bestätigte Metzung mit großer Freude. Im kommenden Jahr feiern die Bulldogfreunde ihr 20-jähriges Vereinsbestehen.
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