Im Saal der Krone in Garitz versammelte man sich zur Sitzung des kulturpolitischen Arbeitskreises der CSU (siehe auch Seite C 3). Die Anspannung war zu spüren, mit der einige Besucher - darunter der Berufsschulleiter Hans-Joachim Kaiser und IHK-Geschäftsführer Jürgen Bode - den Worten Karl Frellers über die PISA-Studie folgten. Der Staatssekretär hatte vergangene Woche in der mündlichen Fragestunde im Landtag der SPD-Abgeordneten Karin Radermacher geantwortet, dass der Standort Erlangen nicht gefährdet werden dürfe und dass es "kein Versprechen gegeben" habe, dass der Gesundheitskaufmann in Bad Kissingen beschult wird (wir berichteten).
Als dies publik geworden war, gab es zahlreiche Reaktionen: Klinikbetreiber wollten Protestbriefe an Edmund Stoiber zu schicken. Landrat Thomas Bold wollte in München vorstellig werden. Und Landtagsabgeordneter Robert Kiesel telefonierte mit Staatssekretär Karl Freller.
Es gebe mehrere Standorte für die neuen Berufe des Sport- und Fitnesskaufmanns, des Veranstaltungskaufmanns und des Gesundheitskaufmanns, sagte Freller während seines PISA-Referats in Bad Kissingen. Der nordbayerische Standort Erlangen, an dem die Grundstufe (23 Schüler, davon vier aus Bad Kissingen) bereits ein Jahr läuft, solle "gesichert" werden, sagte er. Man ziehe in Erwägung, dort auch eine Fachstufe einzurichten.
Von der IHK habe er sich über den neuesten Stand in Bad Kissingen informiert, so Freller. Die Kissinger haben inzwischen 23 junge Leute aus dem unterfränkischen Regierungsbezirk für ihre Schule akquiriert, die sich in den neuen Berufsfeldern ausbilden lassen wollen. Darunter sind allein 16 Gesundheitskaufleute. "Die 23 aus Bad Kissingen müssen nicht nach Erlangen fahren", sagte der Staatssekretär, "ich habe heute entschieden, dass es in Bad Kissingen eine Grundstufe geben wird." Ob später in der Kurstadt auch eine Fachstufe eingerichtet wird, müsse man abwarten, so Freller.
Die Unterfranken seien "verbindlich bei der Sache" gewesen, die Mittelfranken eher langsam, sagte Freller bezüglich der Akquisition der Auszubildenden. Robert Kiesel habe ihn in Sachen Gesundheitskaufmann öfter angesprochen. Ihm sei diese seine Entscheidung jetzt auch zu verdanken.
"Der Gesundheitskaufmann ist für unsere Region ein Top-Beruf", sagt die Geschäftsführerin der Luitpoldkliniken, Susanne Grom, auf Anfrage. Sie saß vor Jahren schon zusammen mit Jürgen Bode in der Kommission des Deutschen Industrie- und Handelstags und feilte mit an dem neuen Berufsbild. Bei Susanne Grom ist auch die erste Gesundheitskauffrau in Ausbildung. Nadine Lutz muss allerdings weiterhin zum Blockunterricht nach Erlangen fahren. Das Berufsbild sei eine Mischung aus Arzthelferin und Bürokaufmann, so Grom, und komme den Bedürfnissen der Pflege in Kliniken und Sanatorien mehr entgegen als das des Hotelkaufmanns. "Damit wird eine Lücke geschlossen."