Ohne Groll blickte Willi Ortmann auf sein Leben mit zweifacher Vertreibung zurück. Jetzt ist er im Seniorenhaus Thulbatal gestorben. Um ihn trauert die Familie mit neun Kindern, die bis auf eines in Bonnland geboren sind, samt Enkeln und Urenkeln. 1929 wurde Willi Ortmann als ältester von drei Geschwistern in Kasimir, Oberschlesien, geboren.
Die Eltern, Anna und Paul Ortmann, waren dort in der Landwirtschaft tätig. 1945 folgte die Vertreibung. Nach viermonatiger Odyssee mit Pferd und Wagen kam die Familie in Bonnland an. Ortmann half zunächst bei den Eltern in der Landwirtschaft mit und übernahm 1960 die Gastwirtschaft "Zum Greif", bis die Gemeinde 1965 als Übungsdorf für den Häuserkampf abgesiedelt wurde.
Bonnlandsprecher und Archivar
Der jetzt Verstorbene wusste zu Lebzeiten viel darüber zu erzählen. Er war seinen Schilderungen nach der Letzte, der in Bonnland ausgezogen ist. Das Schicksal seiner zweiten Heimat ließ ihn nicht los. Bereits 1995 verfasste er eine Chronik zu Bonnland. 2012 erschien eine zweite Broschüre mit vielen Bildern und Artikeln: "Bonnland - Ein kleines Dorf mit großer Geschichte". Ortmann legte ein umfangreiches Archiv an. Außerdem war er Bonnlandsprecher und bereitete die Bonnlandfeste für die ehemaligen Einwohner mit vor.
In der Marktgemeinde Euerdorf war Willi Ortmann sehr rege. Dort hatte er nach dem Wegzug aus Bonnland ein Haus samt Gastwirtschaft gekauft. Sie führte er mit einer Tochter rund zehn Jahre, bis diese eine Familie gründete. Daraufhin konzentrierte er sich auf seinen Beruf als Feuerwehrmann bei der Feuerwehr im Lager Hammelburg.
Aktiver Vereinsmensch
Lange war Ortmann Mitglied in jedem Euerdorfer Verein. Als Gründungsmitglied des Schützenvereins half er beim Bau des Vereinsheimes mit. Der Verein ernannt ihn daraufhin zum Ehrenmitglied. Seine Arbeitskraft setzte er auch beim Bau der Vereinshalle der Kleintierzüchter Nüdlingen ein.
, um das Schlüpfen von Küken zu zeigen. Gemeinsam mit seiner Frau Lissi unternahm er auch Krankentransporte für das Rote Kreuz oder brachte Hilfsgüter nach Rumänien. Ein Tiefpunkt war der Tod seiner Frau 2006.Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Seniorenhaus Thulbatal. Abermals zeigte er Engagement und setzte sich als Patientensprecher für seine Mitmenschen ein. Zwei Hasen samt Stallung zogen auf seine Initiative hin im Seniorenheim ein. Die Beisetzung Ortsmanns findet wegen Corona Mitte Mai im engsten Familienkreis statt.