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LKR Bad Kissingen: Der stille Kampf des Waldes

LKR Bad Kissingen

Der stille Kampf des Waldes

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    Die Dürre der vergangenen Monate macht dem Wald zu schaffen. Um Münnerstadt kämpfen Kiefern und Wacholder mit dem Trockenstress, werden anfällig für Schädlinge. Besser sieht es dagegen im Norden des Landkreises aus. Das liegt nicht nur am Niederschlag.

    "Die Lage ist nicht rosig", sagt Fabian Menzel, Chef der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Rhön-Saale. Seine FBG kümmert sich vornehmlich um kommunalen Wald . Der ist über den kompletten Landkreis gestreut und zieht sich von Burkardroth über Nüdlingen, nach Oberthulba, Fuchsstadt, Elfershausen und Wartmannsroth. "Es ist vor allem eine Frage des Standorts des Waldes ", sagt er. Was er damit meint: "Es geht darum, wie viel Wasser im Waldboden ist." Dafür muss er einen Blick auf die Böden werfen. Hier gibt es eine klare Trennungslinie: die Saale.

    Es kommt auf die Böden an

    "Südlich der Saale gibt es viele Muschelkalkböden." Das Problem daran erläutert Dr. Michael Kutscher, der Leiter des Forstbestriebs Bad Brückenau: "Es sind die wasserdurchlässigen Kalkstandorte und die wechselfeuchten Flächen, die uns bei nachlassendem Wasserangebot Schwierigkeiten bereiten." Kurzum: Der Boden kann das Wasser nicht halten. Weil Boden nicht gleich Boden ist, falle es schwer, den Zustand des Waldes detailliert darzustellen. "Die Vielfalt der Standortfaktoren in unserem Wald ergeben hier nur einen Flickenteppich an Mischungen von Grün, Gelb und Rot", sagt er. Hinzu kommt noch die Gemengelage beim Eigentum: Es gibt Privat-, Kommunal-, Staatswald und Bundesforsten. Für die nebenstehende Karte hat sich die Redaktion daher entschieden, ein grobes Abbild der Situation darzustellen. Vor allem, wir wir keine Daten über die Privatwälder bekommen können.

    "Dass Fichte und Kiefer mit der Dürre kämpfen, hat uns nicht überrascht", sagt Menzel. Ein Großteil der Nadelhölzer wurde als Reaktion auf den verlorenen Krieg gepflanzt. Das Holz wurde nicht nur für Reparationszahlungen genutzt, sondern auch, um Deutschland wieder aufzubauen. Die schnellwachsenden Gehölze garantierten eine große Holzernte. Allerdings: Die damalige Förstergeneration hatte einen Fakt nicht im Blick: Nicht jeder Baum kann überall gut und zukunftssicher wachsen. Doch selbst bei heimischen Arten - wie der Buche - stellen sich durch den Klimawandel Probleme ein. Auf dem Muschelkalk falle die Buche mittlerweile komplett aus. "Bei den Buchen kommt es lokal zu Trockenschäden", fügt Dr. Michael Kutscher von den Staatsforsten hinzu.

    Aufgeben ist keine Option

    Die Hoffnung fahren lassen gilt jedoch nicht: "Jeder Neuanfang ist auch eine Chance", gibt sich der Chef der FBG kämpferisch. Und das trotz der hohen Ausfälle bei den Pflanzungen der vergangenen Jahre. Im Schnitt sind in den vergangenen Jahren im Bereich Burkardroth und Nüdlingen von der FBG rund 20.000 Bäume jährlich gepflanzt worden. Bei Elfershausen und Fuchsstadt waren es jeweils um die 10.000. Durch die Trockenheit habe es Ausfälle von bis zu 50 Prozent gegeben, weiß Menzel. Für Elfershausen und Fuchsstadt liegt die Quote niedriger - die FBG spricht von 20 bis 40 Prozent. Drastischer sieht die Situation in Hammelburg aus. Den Stadtwald bewirtschaftet dort die Stiftung Juliusspital. "Die Pflanzungen des heurigen Jahres - etwa 40.000 Pflanzen - sind zu etwa 90 Prozent vertrocknet", sagt Matthias Wallrapp, der Betriebsleiter des Forstbetriebs. Allerdings besteht der Wald nicht nur aus Anpflanzungen. Dennoch müssen die Förster reagieren. "Wer streut, rutscht nicht!", sagt Dr. Michael Kutscher. "Das bedeutet, dass wir eine Mischung brauchen: aus klimastabilen Arten wie beispielsweise der Eiche und seltenen heimischen Baumarten und auch nichtheimische, aber bewährte Arten wie zum Beispiel die Roteiche oder die Douglasie."

    Die Mischung macht's

    Eine Strategie, die auch die FBG Rhön-Saale mit Sitz in Oberthulba fährt. "Ziel ist, mehrere Arten in den Wäldern zu haben." Der Gedanke dahinter: "Wenn eine Art ausfällt, sind noch ausreichend andere Arten vorhanden, um das zu kompensieren", erklärt Fabian Menzel. Bei den heimischen Baumarten stehen Eiche, Elsbeere, Bergulme, Feldahorn, Wildbirne und -apfel sowie der Speierling im Fokus, bei den fremden Arten dagegen Bäume wie die Atlaszeder, verschiedene Nussarten oder aber die Esskastanie.

    Bei den heimischen Arten setzen die Förster auf autochtones Saatgut. Das heißt in Kürze: Das Saatgut kommt aus der Rhön und ist für die Rhön. Allerdings herrsche hier bei manchen Arten ein Engpass, betont Dr. Michael Kutscher.

    Anpflanzungen seien heuer zudem schwierig. "Normalerweise gab es im Forstwirtschaftsjahr zwei geeignete Pflanzzeitpunkte. Herbst und Frühjahr, wobei im Frühjahr oftmals die Pflanzen bereits mit nachlassender Wasserversorgung - je nach Witterungsverlauf - zu kämpfen haben." Deshalb hatten Pflanzungen im Herbst oft Vorrang, die jungen Bäume kommen dann in einen feuchten Boden, was eine ideale Startvoraussetzung ist.

    Diese "Regel" sei durch die letzten Jahre vollends aufgeweicht worden. "Wenn es in den kommenden Wochen nicht ausreichend regnet, müssen wir für jedes Gebiet prüfen, ob es überhaupt Sinn macht, in den Boden zu pflanzen. Wasser ist nun mal die treibende Kraft des Lebens", betont Dr. Michael Kutscher.

    Wer kommt am besten ans Wasser?

    Die Suche nach Bäumen, die mit dem Wassermangel umgehen können, muss jedoch nicht immer in ferne Länder führen. Denn auch eine alte Rhöner Eiche hat in ihrem Leben schon einige Trockenperioden mitgemacht. Das findet sich auch in ihrem genetischen Bauplan wieder, erklärt Fabian Menzel.

    Die Förster setzen deshalb neben den Anpflanzungen auch große Hoffnung darauf, dass solche Bäume sich über ihre Saat natürlich verjüngen. Erste Indizien zeigen: "Die Eichen stehen nicht so schlecht, auch bei der Douglasie oder der Weißtanne sind wir überrascht", sagt Fabian Menzel. Denn anders als beispielsweise die Fichte ist es den Arten durch ihre Wurzel möglich, tief in den Boden zu kommen - dorthin, wo es Wasser gibt.

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