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Die treibende Kraft: Schlittenhunde-Camp in der Rhön

Bad Brückenau

Die treibende Kraft: Schlittenhunde-Camp in der Rhön

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    Es beginnt mit einem Japser, einem kurzen Laut aus dem Maul des ersten Huskys. Einer der Musher hat vielleicht einen Schlitten kurz bewegt. Vielleicht waren die Ohren mit dem silbrig-grauen Fell von Aslan die ersten, die den Ruck vernommen haben.

    Dann setzt der zweite Hund ein. Das Jaulen hallt über die winterweißen Felder hinüber und hinein ins dürre Geäst des entblätterten Waldes. In die Reihe der angeleinten Hunde, die die ganze Weile auf dem Stroh gedöst haben, kommt Bewegung, als hätte ein Blitz in die Meute geschlagen.

    Das Jaulen ist laut, ohrenbetäubend laut. Die Huskys schütteln sich, sie recken ihre Hälse nach oben, als wollten sie die Wintersonne anflehen, die kurz hinter den grauen Schneewolken hervorkommt. Die Leinen spannen sich, Ketten klappern, eine große Kraft hebt an, sich endlich, endlich zu entladen.

    Das Rennen beginnt

    Einen kurzen Moment später rauscht der erste Schlitten über den Schnee bei Schmalwasser. Das Gespann jagt um eine Ecke, die Husky-Pfoten berühren für Zehntelsekunden den Boden, um schon den nächsten Satz nach vorne zu tun. Der Musher hinten auf dem Holzschlitten gibt kurze Befehle an den Leithund, der die anderen Tiere anführt. So ziehen die Hunde mit ihren schlanken, gespannten Körpern ihre Last über die Schneeflächen hinweg, bis sie hinter dem Hügel verschwunden sind und Stille zurücklassen, durch die die Flocken fliegen.

    „Der Aufenthalt in der Natur mit diesen charaktervollen Tieren, das ist einzigartig“, sagt Uwe Barth, einer der Musher, die auf der Söller-Höhe über Schmalwasser von Silvester bis in die ersten Tage des neuen Jahres ihr kühles Lager aufgeschlagen haben. Die Schlittenhundefreunde aus der Region kommen seit ein paar Jahren zu diesem besonderen Winter-Camp zusammen, um ihrem Hobby so ursprünglich wie möglich nachzukommen.

    Ursprünglich heißt dabei Schlafen bei Minusgraden im gebrauchten Bundeswehrzelt. Der Wohltäter steht fast in der Mitte, ein Bollerofen, auf dem Wasserkannen köcheln, wenn Bedarf ist. Drüber an einer kleinen Leine hängen Schals und ein paar Wanderschuhe zum Trocknen.

    „Das Teil glüht am Abend“, erzählt Uwe Barth, der mit seiner Familie seit 16 Jahren vom Husky-Virus gepackt ist. Mit Sohn Maximilian kam auch der erste Schlittenhund in die Familie. Seitdem gehört das Winter-Camp zu den Höhepunkten im Familienleben.

    Guter Schlaf

    „Ich schlafe immer direkt an der Zeltwand, am weitesten weg vom Ofen“, sagt Maximilian. In 16 Jahren Lagerleben hat er die Tricks heraus. „Wenn man zu nahe am Ofen schläft, beginnt man zu Schwitzen. Das ist nicht gut, wenn am nächsten Morgen der Ofen ausgekühlt ist und Minusgrade herrschen“, ergänzt Vater Uwe. Vertrieben hat die Kälte im Zelt noch kein Familienmitglied. Eher werden die Bande noch enger.

    „Unsere Familien genießen das Zusammensein, es macht allen einfach unheimlich Spaß“, sagt auch Alexander Rupp, der aus Steinach angereist ist, um das Abenteuer in den Bergen zu finden. Dazu gehört auch die kleine Sophie-Marie. Sie strahlt über das ganze Gesicht in ihrem Winterparadies. Die Skihose wirkt schon bedenklich feucht vom Schnee, die Backen glühen roter als der Bollerofen je vermag. Nebenan auf dem Holzgrill liegen frische, rohe Steaks, denen das Lagerfeuer gleich den Geschmack von Wildnis und Abenteuer verleihen wird. Den Hunden selbst genügen 450 Gramm Trockennahrung, die mit Wasser aufgequollen wird.

    „Natürlich träumen wir alle davon, einmal in Alaska mit Hundeschlitten zu fahren“, sagt Alexander Rupp. „Das Iditarot-Rennen ist aber eine andere Hausnummer“, sagt Jürgen Straub aus Albertshausen, ebenfalls seit Jahren leidenschaftlicher Husky-Freund.

    In der Natur statt am Band

    „Es ist ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeit in der Fabrik“, sagt der Mann, dessen Huskys zu den schnellsten in der Gruppe gehören. Etwas gemächlicher lassen es die Siberian Malamuts angehen, die in Alaska eher als Lastenträger eingesetzt werden. Über dem Camp weht auch die Alaska-Flagge, sie zeigt das Sternbild des großen Wagens auf blauem Grund und ähnelt der Europafahne.

    Im Waldstück unweit des Camps bricht das Licht der blassgelben Abendsonne durch die kahlen Stämme. Fast lautlos zieht ein Schlittengespann nach dem anderen vorbei, der heiße Atem der Hunde verdunstet in der Winterluft. Die Tiere haben ihre Runde gedreht in den Wäldern zwischen Premich und Schmalwasser. Jetzt liegen sie auf ihren Strohhaufen und winseln den getrockneten Rinderohren entgegen, die Uwe Barth ihnen reicht.

    Das echte Alaska mag für die Männer ein Traum sein. Aber eigentlich haben sie sich ihn auf dem Söller-Berg längst erfüllt.

    ONLINE-TIPP

    Bilder und Infos: www.mainpost.de

    www.black-mountains.de.to

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