Schauspielerin Martina Gedeck, Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein, Kultur-Staatsministerin Claudia Roth, Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume und Schauspielerin Désirée Nick – sie alle versammelten sich am Freitagabend im Regentenbau in Bad Kissingen. Und wenn die Promidichte in der Kurstadt so hoch ist, kann das nur eines heißen: Der Kissinger Sommer hat begonnen!
Oberbürgermeister Dirk Vogel erinnerte in seiner Begrüßungsrede vor dem Eröffnungskonzert an die Berliner High-Society, die schon Ende des 19. Jahrhunderts den Weg nach Franken angetreten hatte. Darunter Max Liebermann, Theodor Fontane und Otto von Bismarck.

"Sie legten einen Pfad vom großen Berlin ins beschauliche Bad Kissingen", so Vogel. Später kamen ein Fünftel aller Kurgäste aus Berlin. "Aus dem Geheimtipp der Spree-Schickeria wurde ein Place to be der Berliner Bourgeoisie."
Kissinger Sommer-Motto liegt im Trend
Intendant Alexander Steinbeis hat diese Verbundenheit nun rund 100 Jahre später für das Musikfestival wieder aufleben lassen. Damit beweise er ein "Gespür für Trends", so der OB. Steinbeis erinnere mit dem diesjährigen Motto "Ich hab' noch einen Koffer in..." an eine für beide Städte besondere Epoche.

Zweifel, ob das neue Motto das Thema des vergangenen Jahres "La dolce vita" toppen könne, hatte die Kuratoriumsvorsitzende des Kissinger Sommers, Dorothee Bär, durchaus, wie sie bei der Begrüßung im Regentenbau erklärte. Die CSU-Bundestagsabgeordnete hatte aber sofort einen besonderen Vorschlag parat: "Ich bin mir sicher, dass ganz egal, wer Deutschland regiert, bessere Beschlüsse fassen würde, wenn diese in Bad Kissingen gefasst würden, als in Berlin."

Steinbeis freute sich, dass mit dem BBC Symphony Orchestra ein Orchester "fast der ersten Stunde" das Festival eröffnete. "Wir haben uns viel vorgenommen für die nächsten vier Wochen und ich wünsche mir nichts mehr, als dass möglichst viele von Ihnen uns auf der Reise zwischen Berlin und Bad Kissingen begleiten", sagte der Intendant. Neben den Konzerten im Littmann-Saal wird es auch wieder kleinere Formate an verschiedenen Orten in der Stadt geben.
Auch ein Rave ist Teil des Kissinger Sommer-Programms
"Wir haben es uns nicht nehmen lassen, unser Programm an der ein oder anderen Stelle auch ein wenig über den Tellerrand der Klassik hinausblicken zu lassen", so Steinbeis. Dazu zählt in diesem Jahr beispielsweise ein Rave im Kurtheater, bei dem Berliner DJ's auflegen werden. Der Intendant begrüßte unter den Gästen auch Kari Kahl-Wolfsjäger, die den Kissinger Sommer unter ihrer 30-jährigen Intendanz zu dem gemacht habe, was er heute sei, wie Steinbeis betonte.
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, war dem Motto an diesem Abend gleich gefolgt und von Berlin nach Bad Kissingen gekommen. Bei ihrer ausführlichen Rede freute sie sich über die "unbändige Kraft" der Musik.

"Bad Kissingen ist eben nicht nur ein Weltbad, sondern ein sehr berühmter Ort von Weltkultur", sagte sie und verwies auf die verschiedenen Programmpunkte der nächsten vier Wochen. Gerade solch ein "Crossover", wie der Rave im Kurtheater, tue der Kultur gut. Sie wünschte den Festivalbesucherinnen und -besuchern in den nächsten Wochen viele musikalische Erlebnisse: "Lassen Sie sich bezaubern, lassen Sie ihre Herzen streicheln, ihre Seelen beglücken und am Samstagabend: Techno!"
Das "Gute Laune-Festival" in Bayern
Minister Markus Blume hatte die Lacher im Publikum auf seiner Seite, als er zu Beginn seiner Rede versicherte, dass sie im richtigen Saal seien: "Sie haben nicht die Lesung gebucht"! Er betonte die Besonderheiten des Kissinger Sommers, das auch das "Gute Laune-Festival in Bayern" sei.
Blume stellte in Bezug auf das diesjährige Motto dann auch schnell fest: "Es ist eigentlich die Ausnahme, dass man in Berlin ist. Eigentlich muss der Lebensmittelpunkt in Bad Kissingen sein und alle, die es noch nicht gemerkt haben, müssen nach Bad Kissingen kommen".
Der Minister erklärte, dass das Festival heuer mit zusätzlich 50.000 Euro gefördert werde, und mit 300.000 Euro eine der höchsten Einzelförderungen in Bayern bekomme. Er nutzte die Gelegenheit, Claudia Roth darauf hinzuweisen, dass sie sicher auch im nächsten Jahr wiederkommen werde – und dann hoffentlich mit ein "paar Euro aus Berlin" im Gepäck.

Zum Eröffnungskonzert des 38. Kissinger Sommers im Max-Littmann-Saal begeisterte das BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Sakari Oramo mit Stücken von Carl Maria von Weber, Kurt Weill und Felix Mendelssohn Bartholdy das Publikum. Schauspielerin Martina Gedeck führte als Erzählerin durch Mendelssohns "Sommernachtstraum"-Musik. Der nicht enden wollende Applaus wurde dann noch mit einer Zugabe von Brahms "Ave Maria" belohnt.

Staatsempfang im Kurgarten-Café in Bad Kissingen
Nach dem Konzert trafen sich Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft – und auch drei Dragqueens – im Kurgarten-Café zum Staatsempfang. Dort freute sich Kurdirektorin Sylvie Thormann über den gelungenen Auftakt und blickte auf die nächsten vier Wochen: "Die ganz unterschiedlichen Formate erfordern schnelles und flexibles Handeln und ein gutes Zusammenspiel, das die Teams hervorragend meistern".

Alexander Steinbeis, Dorothee Bär und Dirk Vogel betonten beim Staatsempfang in ihren Reden noch einmal die Bedeutung der finanziellen Unterstützung. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass das Level beim Festival so hoch sei. "Es ist eine Gemeinschaftsproduktion zwischen Stadt, Landkreis, Bezirk und Freistaat, dass es so ist. Urbanität und kulturelle Relevanz können miteinander einhergehen, auch im ländlichen Raum", sagte der OB.
Auch Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein genoss sichtlich den Abend. "Der Kissinger Sommer hat einen besonderen Charakter. Hier ist das Publikum ganz anders als das Schicki-Micki-Publikum in München oder Berlin. Deshalb komme ich auch so gerne her", erklärte er.

Die nächsten vier Wochen hat das Klassikfestival nun die Gelegenheit, die hohen Erwartungen zu erfüllen – und den ein oder anderen Berliner von der Spree an die Fränkische Saale zu locken.