Entspannung hat er nicht gebracht, der Regen in den vergangenen Tagen. Die Wiesen und Äcker liegen verdorrt unter der Spätsommersonne.Für die Tiere ist der Sommer zum Überlebenskampf geworden: Auf der Suche nach Wasser zieht es Rehe bis zur Vogeltränke im Garten. Für sie und für uns Menschen birgt das ein Risiko. Denn: Häufig müssen dabei Straßen überquert werden.
Dominik Fertig, stellvertretender Dienststellenleiter der Bad Kissinger Polizei sagt: "Nach meiner Wahrnehmung haben Wildunfälle in den vergangenen Wochen nicht zugenommen." Aber: "Meine Kollegen und Kolleginnen und ich haben festgestellt, dass Wild mittlerweile auch zu Uhrzeiten unterwegs ist, in denen es sonst nicht unterwegs ist - zum Beispiel mittags." Für Dominik Fertig ist deshalb eines klar: "Autofahrer müssen wegen der Trockenheit damit rechnen, dass jetzt auch mittags Wild unterwegs ist. Wachsam sein ist die Devise." Das gelte gerade in Hinblick auf die wachsenden Bestände meint der Polizist.
Im Dienst für die Natur
Aber es gibt Menschen, die unterwegs sind, um die Not zu lindern. Einer davon ist Dr. Helmut Fischer , Vorsitzender des Bad Kissinger Jägervereins. Wie viele andere Waidmänner kämpft er seit Wochen gegen den Durst des Wildes an. Konkret heißt das: In Kanistern mit je fünf Litern bringt er alle zwei Tage Wasser an vorbereitete Tränken. Mit der Saale hat er im Revier zwar Wasser, aber: "Der Fluss hat einen Pferdefuß: Die Tiere müssen dafür die Straße queren. Es ist immer wieder der Fall, dass es beim Bismarck-Museum dann zu einem Unfall kommt." Normalerweise stillt das Wild seinen Durst über den Tau - der fehlt derzeit jedoch.
Dadurch, dass die Jäger Wasser ausbringen, helfen sie jedoch nicht nur dem Reh, sondern auch Vögeln und Insekten, die ebenfalls auf das kühle Nass für ihr Überleben in der Natur angewiesen sind. Aber: Auch nach dem Gesetz sind die Jäger verpflichtet, dem Wild unter die Arme zu greifen - in der sogenannten Notzeit. "Das sind nicht nur hohe Schneelagen, sondern auch Nahrungsknappheit und die Dürre ", sagt Helmut Fischer . "Wir beobachten die Situation mit Sorge. Womöglich müssen wir füttern, damit die Tiere sicher durch den Winter kommen." Für ihn ist klar: "Wir erkennen die Situation und reagieren dann dementsprechend."
Darauf setzt auch das Landratsamt. Die untere Jagdbehörde hat nämlich keine Anordnung erlassen. Nathalie Bachmann, die Pressesprecherin des Landratsamtes, teilt mit: "Die Jäger sind grundsätzlich selbst verpflichtet, Notzeiten zu erkennen und zu reagieren, indem sie beispielsweise Stellen mit Wasser befüllen." Die Behörde setzt somit auf Eigenverantwortung. "Eine Vorgehensweise, die sich bislang bewährt hat", konstatiert Nathalie Bachmann. Bäche und Flüsse würden zudem noch Wasser führen, sodass die Tiere ihren Durst stillen können. Und dennoch ist man wachsam: "Die weitere Entwicklung wird seitens der Unteren Jagdbehörde genau beobachtet, um im Bedarfsfall entsprechende Anordnungen treffen zu können."