Wer Eduard Lintner zuletzt beobachtet hat, bekam den Eindruck, da bereite ein Mann nach einem langen und erfüllten Leben als Politiker seinen Rückzug ins Private vor. Etwas früh vielleicht, aber komplett selbstbestimmt. Und nun das: Der 62-jährige Bundestagsabgeordnete aus Münnerstadt steht kurz vor einer Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters in Bad Kissingen. Und sorgt damit für eine kleine politische Sensation in der Stadt.
Frage: Herr Lintner, in den vergangenen Tagen haben sich die Gerüchte verdichtet, Sie seien bereit, für die CSU um das Amt des Oberbürgermeisters in Bad Kissingen zu kandidieren. Was ist da dran?
Eduard Lintner: Es sind in letzter Zeit eine ganze Reihe von Personen, darunter auch CSU-Mitglieder, mit der Bitte an mich herangetreten, mich der CSU in Bad Kissingen als OB-Kandidat zur Verfügung zu stellen. Nachdem diese Bitten immer dringender wurden, habe ich erklärt, dass ich zur Verfügung stehe, wenn die örtliche CSU das will.
Was sind Ihre Beweggründe?
Lintner: Ein Grund dafür ist die auch immer wieder zu hörende Behauptung, es gäbe für die CSU keine Alternative zum jetzigen Amtsinhaber. Das kann auf eine Partei von der Größe und Bedeutung der CSU nicht zutreffen. Noch wichtiger ist es mir, damit Bad Kissingen in einer schwierigen Situation helfen zu können. Die Stadt liegt mir durch die jahrzehntelange Verbundenheit als Bundestagsabgeordneter einfach sehr am Herzen. Dabei könnte ich natürlich auch die vielen Kontakte nutzen, die ich als Abgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär zwangsläufig habe.
„Ich habe erklärt, dass ich zur Verfügung stehe, wenn die örtliche CSU das will.“
Eduard Lintner zur Interpretation seines Angebots
So eine Kandidatur ist für Sie auch ein Risiko. Haben Sie keinen Ruf zu verlieren?
Lintner: Es geht nicht in erster Linie um meinen Ruf, sondern darum für Bad Kissingen die bestmögliche Konstellation zu schaffen. Meine Absicht ist es, dazu den mir möglichen Beitrag zu leisten.
Laudenbach hat in der Kissinger CSU eine Reihe von Kritikern. Auch Sie haben sich vor einiger Zeit schon kritisch geäußert.
Lintner: Die Kritik am OB ist mir nicht unbekannt. Ich will mich aber nicht zur Speerspitze dieser Kritik machen. Es sind in der Vergangenheit einige kommunalpolitische Schwerpunkte gesetzt worden, die ich nicht so gesetzt hätte und nicht so setzen würde.
Wie finden Sie als langjähriges CSU-Mitglied mit Verantwortung, dass Laudenbach zwar als Kandidat der CSU Oberbürgermeister wurde, aber bis heute nicht in die Partei eingetreten ist?
Lintner: Wie viele andere habe ich eigentlich erwartet, dass er im Laufe seiner Amtszeit der CSU beitreten würde, denn seine Bindung an diese Partei ist ja kein Geheimnis. Aber es ist seine persönliche Entscheidung, dass er diesen Erwartungen nicht entsprochen hat.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen innerparteilich ein? Ich meine, bei der Kandidatenkür der CSU.
Lintner: Herr des Verfahrens sind die Bad Kissinger CSU-Ortsverbände und die Stadtversammlung der CSU. Es wird mit mir auch keine Kampfkandidatur geben, weil ich ja mehr Einigkeit erreichen will. Ich verschaffe mit meinem Angebot den Verantwortlichen in der CSU neue Handlungsfreiheit, die sie nutzen können oder auch nicht.
Und wie sähen Sie Ihre Chancen im März bei der Wahl?
Lintner: Ein von der CSU einmütig getragener Kandidat hat in Bad Kissingen immer die Chance, die Wahl zu gewinnen. Ähnliches gilt für die Mehrheit der Sitze im Stadtrat.
„Mein Schwerpunkt läge sicher im nationalen Bereich.“
Eduard Lintner zur Frage, welche Märkte er für wichtig hält
Können Sie schon Aussagen über Ihre politischen Schwerpunkte für Bad Kissingen treffen?
Lintner: Das wäre in diesem Stadium verfrüht und im Übrigen zuerst mit den Verantwortlichen in der CSU zu besprechen. Nur so viel: Mein Schwerpunkt läge sicher im nationalen Bereich.
Und was soll mit der zahlungsunfähigen DCFA passieren?
Lintner: Die DCFA ist keine städtische Einrichtung, sondern ein privatrechtlicher Verein, der sich naturgemäß selbst helfen muss.