Seit März 2017 steht das ehemalige Klinische Sanatorium Fronius in der Bismarckstraße leer. Lost-Place-Touristen haben das Gelände zwischenzeitlich für sich entdeckt, und auch Vandalismus war ein wiederkehrendes Problem. Mittlerweile hat ein privater Sicherheitsdienst zusammen mit Polizeikontrollen dem Einhalt geboten. Doch wie sieht die Zukunft des Anwesens aus?
Diese Redaktion hat mit dem aktuellen Eigentümer, der Ikon Nord GmbH aus Bad Schwartau, über die Pläne für das ehemalige Sanatorium gesprochen. Auf der Website der Ikon Nord heißt es: „Hier wird eine neue Appartementanlage mit 26 Wohnungen entstehen, sowie ein 5-Sterne-Grand-Hotel mit 160 Zimmern und etwa 3.500 Quadratmeter Wellnessbereich.“
Viele Abstimmungen sind notwendig
Diese Pläne werden jedoch nicht vollständig realisierbar sein. Sven Henning, CEO der Ikon Nord GmbH, wünscht sich, ein 5-Sterne-Grand-Hotel mit einer internationalen Hotelkette nach Bad Kissingen zu bringen. Dafür wäre jedoch ein Hotel mit mindestens 140 Zimmern erforderlich.
Da sich das 14.000 Quadratmeter große Grundstück inmitten des Denkmalensembles und auch in der Welterbestätte The Great Spa Towns of Europe befindet, sind enge Abstimmungen mit der Stadt Bad Kissingen , sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wichtig.
Aufgrund der Größe des Entwicklungsprojektes werden zudem auch externe Experten von Icomos Deutschland (Beraterorganisation der Unesco ) zur Beratung hinzugezogen, um das bestmögliche Ergebnis für das Entwicklungsprojekt zu erzielen.
Kurvilla steht unter Denkmalschutz
Die 1912/1913 erbaute Kurvilla im Fronius-Komplex steht unter Denkmalschutz. Sie soll erhalten und denkmalgerecht saniert werden.
Die anderen Gebäude liegen zwar im Denkmalensemble, aber das Landesamt für Denkmalpflege habe in der Abwägung darauf hingewiesen, dass diese abgerissen werden könnten, da sie keine Einzeldenkmäler sind.
Kein Hotelbunker geplant

„Wir haben lange überlegt. Wir wollen keinen Hotelbunker bauen, sondern den Ensembleschutz berücksichtigen. Daher haben wir uns entschieden, nicht abzureißen“, erklärt Henning die aktuellen Pläne. Stattdessen soll das ehemalige Sanatoriumsgebäude entkernt, grundlegend saniert und um ein Stockwerk aufgestockt werden. „Wir haben die letzten dreieinhalb Jahre mit Planungen und Abstimmungen verbracht.“

Das alte Schwimmbad hingegen soll nach Stand der aktuellen Planungen abgerissen werden, da die Bausubstanz zu marode ist. Ein neues Schwimmbad wird Teil des 1.000 Quadratmeter großen Wellnessbereichs, der damit kleiner ausfallen wird als ursprünglich geplant.
Auch die Hotelplanung wird verkleinert. Durch die Aufstockung um ein Stockwerk sind 90 Zimmer möglich – zu wenig für ein 5-Sterne-Hotel mit internationalem Standard.
„Wir wissen noch nicht, ob wir ein Hotel bauen“, sagt Henning. „Wir würden es gerne für die Stadt und die Region tun, da ein 5-Sterne-Hotel in Kissingen fehlt und zahlungskräftige Gäste anziehen könnte.“
Wird es ein Demenzhotel?
Sollte sich kein geeigneter Hotelbetreiber für die kleinere Dimension finden lassen, hat die Ikon Nord einen Plan B: den Bau von Ferienwohnungen, die als Zweitwohnsitze verkauft werden können.
Eine dritte Idee ist ein Demenzhotel. „Das wäre sehr spannend für Bad Kissingen “, meint Henning. Deutschlandweit gibt es nur wenige solcher Einrichtungen mit 24-Stunden-Betreuung.
Sebastian Bünner von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bad Kissingen sieht das ähnlich. „Ein Demenzklinikhotel für Demenzkranke und pflegende Angehörige würde gut zu uns passen.“

Henning und sein Partner legen großen Wert darauf, das Ensemble in seiner jetzigen Form zu erhalten. „Ich bin begeistert von vielen Dingen, die wir original restaurieren wollen, um das Flair und den Charme des Hauses zu bewahren.“ Dazu zählen die eigene Quellfassung aus den 1950er Jahren, alte Handläufe, geschwungene Balkongeländer und Gemälde, darunter eines, das Kaiserin Sisi zeige, wie sie durch Bad Kissingen flaniert. „Alles Wertvolle haben wir ausgebaut und gesichert.“ Auch die herrschaftliche Auffahrt, das Portal, das großzügige Foyer und die Treppe sollen erhalten bleiben.
Und eine Appartmentanlage?
Neben einem Hotelbetrieb soll auch eine moderne Appartementanlage entstehen, mit digital vernetzten Wohnungen, eigenen Parkplätzen, E-Ladesäulen und internem Zugang zum Wellnessbereich, so Henning.
Bis Ende September müssen die Pläne konkretisiert werden, da im Oktober der Besuch zur jährlichen Berichterstattung von Icomos Deutschland stattfindet und deren Beratung für die weitere Entwicklung des Fronius-Areals maßgeblich sein wird.
