Dass die Mitglieder des Kulturausschusses am Montag in der Staatlichen Berufsschule zur Sitzung zusammenkamen, hatte seinen Grund. Denn es stand auch eine Ortsbesichtigung an. Metzger und Bäcker werden schon seit einigen Jahren nicht mehr an der Berufsschule in Bad Kissingen ausgebildet. Wer diese Berufe ergreifen will, muss zum Unterricht nach Haßfurt und nach Schweinfurt fahren.
Die Fachpraxisräume in Bad Kissingen standen nun mehrere Jahre leer. Das Inventar wurde teilweise verkauft oder entsorgt, hieß es in der Sitzung. Weil aber im Fachbereichszweig Wirtschaft und Verwaltung hingegen die Schülerzahlen in einigen Fächern jüngst stark angestiegen sind, reichen die vorhandenen Klassenzimmer langsam nicht mehr aus.
Leerstehende Räume jetzt modernisieren
Die Schulleitung der Berufsschule hatte sich deshalb vor einiger Zeit an den Sachaufwandsträger Landkreis mit der Bitte gewandt, die leerstehenden Räume zu modernisieren, so dass sie möglicherweise bereits zum kommenden Schuljahr 2024/25 genutzt werden können. Da lag es natürlich nahe, die zur Debatte stehenden Fachräume im Rahmen der Sitzung am Montag auch mal näher anzuschauen.
Die Zahlen, die Oberstudiendirektorin Karin Maywald im Ausschuss vorstellte, sind spannend: Sie stellte als Beispiel für die aktuelle Entwicklung von Schülerzahlen in bestimmten Bereichen die Schülerzahlen der Drechsler- und
gegenüber – beides Sprengel, die bundesweit Schüler und Schülerinnen anziehen. Während im aktuellen Schuljahr 2023/24 die Drechslerklasse sechs Schüler hat, gibt es rund 600 Schülerinnen und Schüler, die den Bestatter-Beruf erlernen wollen.17 Klassen mit angehenden Bestatterinnen und Bestattern
In Klassenstärken ausgedrückt bedeutet dies: Im vergangenen Schuljahr wurden, was künftige Bestatterinnen und Bestatter angeht, in Bad Kissingen insgesamt 17 Klassen, davon sieben Eingangsklassen beschult. Rein rechnerisch und ausgehend von der Schülerzahl hätten hier, wie es hieß, auch neun Eingangsklassen gebildet werden können.

Im aktuellen Schuljahr 2023/24 werden an der Berufsschule nun schon 21 Bestatter-Klassen beschult, davon acht Eingangsklassen. Diese "Explosion" der Schülerzahlen für den Bestatter-Beruf setzte vor etwa zwei Jahren ein, sagt Schulleiterin Maywald im Gespräch mit dieser Redaktion.
Wie sie zustande kam, wüssten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht zu erklären. "Wir wissen ja nicht, wie zum Beispiel in Schleswig-Holstein oder anderen Bundesländern die Situation gerade ist." Möglicherweise gebe es am ein oder anderen Ort verstärkt Neugründungen von Bestatter-Firmen.
Auch im Fachbereich Gesundheitskaufleute steigen die Schülerzahlen
Eine Zunahme von ausbildungswilligen Schülerinnen und Schülern gab es, laut Maywald, auch bei den Gesundheitskaufleuten. Der Sprengel, den es seit 2002 in Bad Kissingen gibt, umfasst Ober- und Unterfranken. Ihren Angaben zufolge werden im aktuellen Schuljahr 150 Schülerinnen und Schüler in Bad Kissingen ausgebildet.
Die jüngst feststellbare Konzentration auf Bad Kissingen habe möglicherweise auch damit zu tun, dass es in ganz Bayern nur sieben bis acht Berufsschulen gibt, die Unterricht für Gesundheitskaufleute anbieten, sagt Maywald. Schon im vergangenen Schuljahr gab es in diesem Fachbereich acht Klassen, davon vier Eingangsklassen. Diese Zahlen seien im laufenden Schuljahr konstant geblieben.
"Das ist sehr erfreulich."
Schulleiterin Karin Maywald zu steigenden Schülerzahlen in der Gastronomie
Aber auch im
registriert man an der Bad Kissinger Berufsschule in jüngster Zeit steigende Schülerzahlen. "Das ist sehr erfreulich", resümiert Maywald. Da seien viele junge, aber auch schon etwas ältere Personen in der Schülerschaft dabei. Das Problem: Viele von ihnen sprechen nicht gut Deutsch, sagt die Schulleiterin.
Möglicherweise trage hier schon das noch junge Mentoring-Programm "Ausbildung macht VIELfalt" der Deutschlandstiftung Integration (DSI) erste Früchte, sagt Maywald. Diese Initiative wurde nämlich in Kooperation mit dem DEHOGA-Bundesverband und mit Unterstützung von Coca-Cola Europacific Partners im April 2023 für Auszubildende mit Migrationsgeschichte in Gastronomie und Hotellerie gestartet, heißt es auf der Homepage des DEHOGA-Bundesverbands.
Sprachbarriere nicht selten ein Hindernis
"Bei uns an der Berufsschule sind jetzt zum Beispiel zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus Südamerika oder auch aus den asiatischen Ländern in den Gastronomie-Klassen dabei", sagt Maywald. Etliche unter ihnen sprächen aber kaum Deutsch. "Aber sie sind willig und arbeiten in der Praxis sehr gut mit."
Dennoch bereite die Sprachbarriere im Unterricht an der Berufsschule Probleme, sagt die Schulleiterin. Man habe dann sogar schon eine Klasse geteilt: In einer Hälfte werden Personen unterrichtet, die schon etwas Deutsch können, in der anderen Hälfte Personen, die noch wenig Deutsch sprechen und verstehen.
Deutschkurse sind oft schnell ausgebucht
Es gebe außerhalb der
Angebote für Deutschkurse, sagt Maywald. Diese Kurse seien jedoch schnell ausgebucht. Wenn ein Betrieb aus dem Landkreis jemanden zum Deutschkurs schicken will, tue er sich oft schwer, etwas für den Lehrling zu finden, weiß Maywald vom Hörensagen. An der Berufsschule könne man Deutschunterricht nur bedingt leisten. Wenn jemand mit einem Ausbildungsvertrag an die Schule kommt, sei es Aufgabe, ihn fachlich zu unterrichten.
In Zahlen sieht das im Bereich Gastronomie so aus: In diesem Schuljahr gibt es in Bad Kissingen 190 Schülerinnen und Schüler (erstes bis drittes Lehrjahr). In dieser Zahl inbegriffen sind alle Berufe der Gastronomie, wie zum Beispiel Köchinnen und Köche, Service- oder Büffet-Fachkräfte oder auch Hausdamenassitentinnen und -assistenten. Der Sprengel umfasst die Region 3 (Main-Rhön).
Landkreis will Umbaumaßnahme in Angriff nehmen
In den kommenden Jahren sei möglicherweise mit einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen in diesen Bereichen zu rechnen, sagt Maywald. Die in der Berufsschule vorhandenen Räumlichkeiten würden also nicht ausreichen. Die Mitglieder des Kulturausschusses beschlossen, die Maßnahme in Angriff zu nehmen.
Im Prinzip bräuchte man drei Klassenzimmer mit 32 Sitzplätzen, sagt Maywald. Die Aufteilung der bestehenden früheren Räume der Bäcker- und Metzger-Klassen erlaube dies jedoch nicht. Möglich wären aber zwei Klassenzimmer mit 32 Plätzen und ein Raum, der 28 Schülerinnen und Schüler fassen kann.

In der Bauabteilung des Landratsamts hatte man sich bereits Gedanken gemacht und das Architektenbüro Rüth (Bad Kissingen) mit einer ersten Bestandsaufnahme beauftragt. Die Umbaukosten unter anderem für Demontage, Abbruch und Rückbau von Lüftungen und technischen Anlagen in diesen Räumen betragen, wie es hieß, nach einer groben Kostenschätzung des Architekten rund 288.300 Euro. Außen vor ist hierbei die Ausstattung mit Tischen und Stühlen sowie die IT-Einrichtungen.