Während im ersten Corona-Jahr 2020 ein Inzidenzwert von 201,5 (am 13. Dezember) noch alle Menschen erschreckte, weil damals ab dem 200er-Wert eine Ausgangsperre anstand, juckt die 7-Tage-Inzidenz von 201,6 am 31. August 2022 im Landkreis Bad Kissingen irgendwie niemanden mehr. Können wir die Corona-Pandemie also lockerer sehen?
"Auf keinen Fall, denn die hohe Infektiosität von SARS-CoV-2 besteht weiter", heißt es hierzu auf Anfrage dieser Redaktion aus dem Staatlichen Gesundheitsamt Bad Kissingen. "Außerdem dürfte die Dunkelziffer der Infizierten, die keinen PCR-Test machen, sehr hoch sein."
Natürlich hatten die 2020 und 2021 vorherrschenden Alpha- und Delta-Varianten des Coronavirus für die Menschen seinerzeit schwerwiegendere Folgen als die derzeit kreisende Omikron-Variante, und so war weit mehr Vorsicht angesagt. Da verschieben sich derartige Grenzwerte freilich. Aber es ist auch noch nicht lange her, dass der Inzidenzwert im Landkreis im 1000er-Bereich lag - und dennoch niemandem großen Schrecken einflößte: Am 27. Juli dieses Jahres zum Beispiel stand er bei 1250,4.
Höchststand der Pandemie war am 23. März 2022
Es gab in den vergangenen Wochen auch kein Erstaunen mehr über Hunderte von Neuinfektionen, die in der zweiten Juli-Hälfte beim RKI registriert wurden, so zum Beispiel 395 Neumeldungen von Covid-19 am 25. Juli 2022. Übrigens: Mit einer Inzidenz von 2727,6 hatte die Pandemie am 23. März 2022 ihren bisherigen Höchststand im Landkreis erreicht.

Im Juli 2022 war der Höhepunkt der 6. Infektionswelle erreicht, schreibt hierzu das Bad Kissinger Gesundheitsamt. Auch Feste würden bei steigenden Inzidenzen immer eine große Rolle spielen, heißt es weiter. Als Beispiele werden das Gäubodenvolksfest in Straubing, das Bierfest in Kulmbach oder verschiedene Veranstaltungen im Landkreis Main-Spessart genannt. Und weiter: "Wir hatten in Bad Kissingen Glück, dass das Rakoczy Fest kaum Auswirkungen auf die Höhe der Krankenlast hatte."

Die aktuellen Zahlen im Landkreis im Überblick: Am Mittwoch, 31. August, werden vom RKI 40 neue Corona-Fälle gemeldet. Seit Beginn der Pandemie gab es im Landkreis 47.388 Neuinfektionen mit Covid-19.
Nach Angaben des RKI starben seit Ausbruch der Pandemie 212 Menschen im Landkreis im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Der letzte Todesfall wurde im Landkreis vor 15 Tagen ans RKI gemeldet. In den vergangenen 30 Tagen gab es fünf Todesfälle im Zusammenhang mit Corona im Landkreis.
"Mit Schulbeginn kann sich die Situation schnell wieder verändern."
Aus der Presseantwort des Bad Kissinger Gesundheitsamts
Im Vergleich zur aktuellen Landkreis-Inzidenz liegt am Mittwoch der bundesweite Wert von 243,7 um rund 21 Prozent höher und der bayerische mit 229,4 um rund 14 Prozent höher. In Bayern werden am Mittwoch 7169 Corona-Neuinfektionen verzeichnet (insgesamt 5.839.947) und es gibt 18 neue Todesfälle (insgesamt 25.419).
Und wie geht's nun weiter, wenn die Ferien bald enden und alle wieder aus ihrem Sommerurlaub zurück sind? "Mit Schulbeginn kann sich die Situation schnell wieder verändern, also das Risiko von Ansteckungen kann zunehmen", schreibt das Staatliche Gesundheitsamt auf Nachfrage dieser Redaktion. Zudem erwarte man spätestens ab Oktober wieder ansteigende Inzidenzen, heißt es weiter, nämlich dann, wenn die Temperaturen sinken und Treffen somit wieder in die Innenräume verlagert werden.
"Sars-CoV-2 sollte man nie unterschätzen."
Zitat aus der Pressemitteilung des Gesundheitsamts
Vonseiten der Gesundheitsbehörde hat man im Sommer auch beobachtet, dass viele Menschen, gerade weil sie in Urlaub gehen wollen, nicht mehr zum Testen gehen. "Den Unterschied konnte man am Beginn der Schulferien deutlich beobachten." Viele Menschen hätten sich trotz bestehender Erkältungssymtome nicht testen lassen. Und: Zahlreiche niedergelassene Ärztinnen und Ärzte würden bei respiratorischen Beschwerden auch gar keine PCR-Testungen anbieten.

"SARS-CoV-2 sollte man nie unterschätzen", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Auswirkungen und der Verlauf der Pandemie in Herbst und Winter sei stark abhängig von den Virusvarianten, die sich möglicherweise herausbilden könnten, und vom Erfolg der Impfkampagne im Herbst 2022.
Apropos Impfungen: Das Landratsamt meldete zuletzt am 1. August 2022 folgenden Stand der Dinge: Insgesamt wurden bislang insgesamt 70.329 Erstimpfungen im Landkreis verzeichnet, davon 43.962 im Impfzentrum Tattersall und 26.367 in den Arztpraxen. Was Zweitimpfungen angeht, wurden insgesamt 75.493 vorgenommen, davon 46.077 im Tattersall und 29.416 in Arztpraxen.
Impfzentrum des Kreises war durchgehend offen
Einmal boostern ließen sich im Kreis bislang insgesamt 59.659 Menschen, davon 31.652 in Arztpraxen und 28.007 im Impfzentrum. Die zweite Boosterimpfung haben sich insgesamt im Kreis aber nur 5.812 Personen verabreichen lassen, davon 3.522 beim Arzt und 2.290 im Tattersall.
Allerdings sind all diese Zahlen relativ, da es seit Langem die Möglichkeit gibt, dass man sich als Kreisbürgerin oder Kreisbürger auch in anderen Impfzentren und Arztpraxen außerhalb dieses Landkreises impfen lassen kann. Und umgekehrt ist es möglich, sich als Auswärtiger oder Auswärtige auch hier impfen zu lassen.
Das Impfzentrum im Kreis – das ist der Tattersall in Bad Kissingen – blieb bislang durchgehend geöffnet. Aktuell ist es dienstags (9 bis 13 Uhr), mittwochs (16 bis 20 Uhr) und freitags (12 bis 16 Uhr, mit Kinderimpfungen) geöffnet.
Während der Öffnungszeiten kann man jederzeit zum Impfen in den Tattersall kommen. Das Landratsamt empfiehlt jedoch sich anzumelden unter Tel. (0151) 18490888.