Die Qual der Wahl hat derjenige, der in Bad Kissingen eine Veranstaltung ausrichten möchte. Die Stadt mit ihrem „Welterbe-Ambiente“ bietet rund um ihre historischen Gebäude eine Vielzahl von Möglichkeiten an, die vom Max-Littmann-Saal mit über 1000 Plätzen, über den Rossini-Saal mit 330 Plätzen bis zur Freifläche im Innenhof des Luitpoldbads mit 1400 Plätzen reichen.
Herrin über die 14 „Event-Locations“, die im Veranstaltungsflyer gelistet sind, ist die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH mit Kurdirektorin Sylvie Thormann an der Spitze.
Vielseitige Nutzung
Kulturveranstaltungen und Tagungen sind zwei Standbeine der Kurstadt – und für beides benötigt man als Veranstalter entsprechende Räumlichkeiten oder Flächen. Gerade bei den Festivals wie Kissinger Sommer , dem Kabarettherbst oder dem Theaterring merkt man den engen Bezug zur Stadt als Veranstalter.
Aber die Räumlichkeiten werden auch für Kongresse, Hochzeiten oder von externen Veranstaltern für Kindermusicals oder Auftritte bekannter Künstler wie Spider Murphy Gang gebucht. Für Bruno Heynen als Leiter der Veranstaltungsabteilung ist das Vermieten an „freie Veranstalter“ mittlerweile ein wichtiges Standbein.
„Das Vermietgeschäft im kulturellen Bereich hat sehr stark zugenommen“, wobei man sehr darauf achte, dass mit unterschiedlichen Genres auch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Letztlich habe man aber als Staatsbad GmbH keinen Einfluss auf die künstlerische Richtung: „Es gibt keine Konkurrenzklausel, wonach vergleichbare Veranstaltungen ausgeschlossen sind. Das wirtschaftliche Risiko trägt der Veranstalter“.
Kalender für 2025 schon gut gefüllt
So kann es vorkommen, dass innerhalb kurzer Zeit ähnliche Veranstaltungen im Max-Littmann-Saal angeboten werden – als Beispiel nennt Heynen Coverbands, die Hits von Queen oder ABBA präsentieren. Die Termine der externen Veranstalter, so Heynens Einschätzung, orientieren sich dabei an den Tourplänen der Agenturen und weniger an den Wochentagen.
Bereits sehr gut gefüllt ist der Veranstaltungskalender für das Jahr 2025, wie ein Blick in das Tourismusportal der Kissinger Internetseite belegt. Bruno Heynen bestätigt, dass nicht nur die Auslastung der Veranstaltungsräumlichkeiten zugenommen habe, sondern dass auch der zeitliche Vorlauf von einem Jahr und mehr Standard sei, „so auch beim Kissinger Winterzauber , wo bereits jetzt das Programm für den nächste Winterzauber feststeht.“
Mit der Zunahme der Veranstaltungen steigen natürlich auch die Aufwendungen rund um die historischen Gebäude und der Personalbedarf. Dies schlägt sich in den Ticketpreisen nieder, „denn die Aufwendungen sind die Grundlage hierfür“, so Bruno Heynen .
Andere Kriterien für gewerbliche Veranstalter
Für externe, gewerbliche Veranstalter zählen andere Kriterien, da diese ein einheitliches Preisniveau auf ihrer Tournee anstreben. Voraussetzung für deren Kalkulation sind die Kosten, die für die Nutzung der Kissinger Räumlichkeiten entstehen.
Geht es um den Max-Littmann-Saal mit Foyer, so zeigt ein Blick auf die Internet-Seite, dass der Tagessatz 2990 Euro (netto) beträgt. Darin sind die Raumnebenkosten, eine Basistechnik für Licht und Ton sowie erforderliches Personal (Ordnungsperson, Techniker) enthalten.
Weitere Leistungen wie Veranstaltungsleiter, Garderobe oder technischer Mehraufwand werden je nach Bedarf zur Verfügung gestellt und berechnet. Vereine als gemeinnützige Veranstalter bezahlen einen Grundpreis von 1650 Euro.
Viele Vorschriften für Sicherheit
Für die eigenen Veranstaltungen rechnet Bruno Heynen mit einem Personalbedarf von acht bis zehn Personen, wobei je nach erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen noch weitere Personen dazu kommen: „Hierfür ist eine Risikoeinschätzung mit Gefahrenanalyse die Grundlage.“ Gerade im Bereich der Sicherheit gibt es viele Vorschriften, die sich an einem solchen Abend niederschlagen.
Heynen nennt zum Beispiel das Verbot, Getränke in den Saal mitzunehmen, oder die Pflicht, die Garderobe abzugeben, weil gerade die voluminöse Wintergarderobe bei einer Evakuierung hinderlich sei oder nasse Kleidung die Rutschgefahr erhöhe. „Zudem ist die Garderobe für ein Euro versichert“, ist sein Zusatzargument. Verantwortlich hierfür sei der Ordnungsdienstleiter, der für Foyer, Garderobe und den Einlass zuständig sei.
Der technische Leiter zeichnet bei Veranstaltungen für Licht und Ton verantwortlich, beim Veranstaltungsleiter laufen alle Fäden zusammen. Im Hintergrund und damit verantwortlich für Grundplanung, Termine oder Buchen von Unterkünften sei die Veranstaltungsabteilung der Staatsbad GmbH.
Hinter die Kulissen geblickt
Mit dem Bestreben, neue Zielgruppen anzusprechen wird nicht nur der Max-Littmann-Saal auf andere Art in das Veranstaltungskonzept eingebunden. Während bei klassischen Konzerten im Regentenbau die sogenannte „Reihenbestuhlung“ Platz für rund 600 Gäste im Parkett ermöglicht, wurde für Michael Schultes „Jahreseröffnungskonzert“ der Saal freigeräumt.
Da am Tag des Konzerts im Saal in der Regel eine Probe stattfindet, wurden am Tag davor alle Stühle im angrenzenden „Grünen Saal“ untergebracht. Zehn bis 15 Stunden dauert es, den Max-Littmann-Saal durch eigene Mitarbeiter und externe Hilfskräfte vorzubereiten – die gleiche Zeitspanne muss für Abbau und Einräumen eingeplant werden.

Die Stühle werden im „Grünen Saal“ gesammelt und gestapelt, die metallenen Führungsschienen müssen mittels Akkuschrauber vom Boden gelöst und unter der Bühne verräumt werden. Eine gute „Schiebetechnik“ für die Stuhlreihen ist ebenso gefragt, wie ein Gefühl für „rechts vor links“ und natürlich Muskelkraft.

Da Inklusion nicht nur ein Wort bleiben soll, wurde für die Veranstaltung ein separates Podest gebaut und mit einer Rampe versehen, so dass Rollstuhlfahrer freien Blick auf die Bühne haben. In der Verantwortung des „Bodenpersonals“ liegt auch der Aufbau für die Steuerung der Bühnentechnik – wenn dies nicht aus der „Königsloge“ erfolgt, ist hierfür im hinteren Bereich des Saals ein Podest erforderlich, das durch Bühnengitter abgesichert ist.
Das Gros der Technik ist da
Währenddessen ist das Technik-Team rund um Johannes Müller auf der Bühne zugange, wo man sich zwischen Traversen und Kisten, Moving-Lights und Boxen zurechtfinden muss. Der Regentenbau habe eine technische Grundausstattung, die den Standardansprüche der meisten Akteure genüge – „80 Prozent haben wir selbst“, so Müller.

Was noch fehle wird angemietet und man richte sich nach den Bühnenanweisungen, die von den jeweiligen Agenturen oder den Gruppen übermittelt werden. Darin stehen die technischen Anforderungen, aber auch Angaben zu den erforderlichen Garderoben, zum „Backstage-Personal“ oder zu Wünschen in Bezug auf das Catering.
Für Johannes Müller ist die Zusammenarbeit mit den Künstlern und ihrem Management mittlerweile Routine, seine Erfahrung: „Die großen Künstler wissen, was sie wollen und danach richten wir uns.“ Jedes Konzert hat einen organisatorischen Vorlauf von rund einer Woche, am Tag davor geht es nur noch um die Feinheiten.

Die Traversen, die an der 15 Meter hohen Decke hängen, sind abgelassen und werden mit der Lichttechnik bestückt, die unterschiedliche Effekte liefern können. Mal sind es punktuelle Lichtspots, mal ein farbiges Streulicht. Die ganze Lichttechnik inklusive Saalbeleuchtung kann einzeln vom Lichttechniker am Steuerpult bedient werden. Beim Auftritt sitzt meist ein Lichttechniker des Künstlers am Schaltpult.
Sicherheit kommt vom Steuerpult
Wichtig ist auch die Tontechnik, die ebenfalls über ein Steuerpult im hinteren Bereich des Saals geschaltet wird und die sich um die großen Lautsprecherboxen kümmert, die an der Saaldecke über der Bühne installiert sind und nur den Saal beschallen.
Zuständig für den Ton auf der Bühne, also die Monitorboxen sowie das „In-Ear-Monitoring“ für die Künstler, ist Torsten Imlauf. Er hat seinen (verdeckten) Platz rechts auf der Bühne. Somit können die Künstler hören, was sie spielen – seine Aufgabe: „Ich gebe den Künstlern Sicherheit.“
Sechs Stunden Vorbereitung
Wenn alles am richtigen Platz ist, wird das sogenannte „Floor-Set“ aufgebaut. Damit sind die Licht- und Soundelemente gemeint, die sich über die Bühne verteilen. Die sind leichter auswechselbar, was bei der kurzen Taktung des Kissinger Winterzaubers wichtig sei.
Dagegen gilt für die Traversen: „Bei den Elementen an der Decke wurde schon der nächste Auftritt von Scala & Kolacny Brothers berücksichtigt. Wenn dies möglich ist, spart es viel Zeit“, erläutert Johannes Müller. Trotzdem sind rund sechs Stunden erforderlich, um den Max-Littmann-Saal für ein Konzert wie das von Michael Schulte vorzubereiten.
Flexibilität wichtig
Damit auch im Umfeld des Auftritts alles klappt, dafür sorgt die Veranstaltungs- und Ordnungsdienstleitung. Oft ist das Sybille Hartung vom Event-Service. Sie entscheide wie viele Mitarbeiter wo nötig sind.
Flexibilität sei wichtig, denn je nach Zuspruch wechseln die Mitarbeiter zwischen Einlasskontrolle und Garderobe. Auch während des Konzerts sind sie nicht „arbeitslos“, sonder sind zum Beispiel im Saal, um bei Problemen sofort eingreifen zu können.

Außerdem muss alles vorbereitet werden, damit am Ende der Veranstaltung alles zügig läuft: „Die Zuschauer möchten ja schnell ihre Jacken und Mäntel haben“, so Hartung. Bei der Frage nach Problemen erinnert sie sich: „Bei einem Konzert des Kissinger Sommers gab es mal eine Herzattacke bei einem Zuschauer, aber zum Glück war ein Arzt im Publikum.“
Wenn der Applaus verklungen ist und der letzte Gast den Regentenbau verlassen hat, geht es ans Aufräumen. Nachdem für den nächsten Abend der Max-Littmann-Saal mit Reihenbestuhlung für die „Scala & Kolacny Brothers“ benötigt wurde, musste noch in der Nacht alles ab- und umgebaut werden.
Hintergrund: Übersicht zu den Veranstaltungslokalitäten
In der Veranstaltungsbroschüre der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH sind die Lokalitäten aufgelistet, die man entweder für eigene Veranstaltungen nutzen oder vermieten kann. Für die publikumswirksamen Für die publikumswirksamen Veranstaltungen werden meist der Max-Littmann-Saal (450 m² Fläche, bis zu 1100 Plätze), der Rossini-Saal (390 m², bis 330 Plätze), die Wandelhalle (1810 m², bis 700 Plätze), das Kurtheater (320 m², bis 540 Plätze) oder der Innenhof des Luitpoldbades (900 m², bis 1400 Plätze) genutzt.
Darüber hinaus stehen der Weiße Saal, der Grüne Saal, der Salon am Schmuckhof, der Schmuckhof, der Salon Fontane, das Eckrisalit Ost im Luitpoldbad und das Kurgarten Café mit einer Gesamtfläche von rund 1000 m² für Tagungen, Kongresse, Firmenjubiläen oder Hochzeiten zur Verfügung. Derzeit nicht nutzbar ist der Tattersall mit 350 m² und 400 Plätzen.
Runde Tische für Hochzeiten
Die Sitzplatzangaben beziehen sich auf die sogen. Reihenbestuhlung, die man bei Konzerten vorfindet. Außerdem gibt es laut Broschüre noch die Bankettbestuhlung mit runden Tischen, zum Beispiel für Hochzeiten, die Blockbestuhlung mit eckigen Tischen für Meetings oder die sogenannte „Parlamentarische Bestuhlung“, die oft für Kongresse oder Tagungen genutzt wird.