Die Firma Pola Spielwaren aus Rothhausen war bekannt für ihren großen Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft. Deshalb traf man sich nun 15 Jahre nach dem jähen Ende erstmals wieder in der Maßbacher Theaterstube, um in Erinnerungen zu schwelgen.
Von 1963 bis zur Zerschlagung des Unternehmens 1996 war Pola ein weltweit führendes Unternehmen für Modelleisenbahn-Zubehör. Über 100 Personen waren in den 70er und 80er Jahren beschäftigt, um vorwiegend Modellhäuser im Spritzgußverfahren aus Kunststoff zu fertigen.
Nach so vielen Jahren war der Gesprächsbedarf natürlich groß. 70 ehemalige Mitarbeiter waren gekommen, nachdem Birgit Hoffmann aus Maßbach und ihre Schwägerin Barbara Hoffmann im Vorfeld Adressen gesammelt und eingeladen hatten. Einige hatten alte Unterlagen und Fotos mitgebracht, so dass es ein langer Abend wurde. Immer wieder wurde an die schönen Sommerfeste und Weihnachtsfeiern erinnert, die von der Belegschaft liebevoll vorbereitet und durchgeführt worden waren.
Besonders gefreut haben sich die ehemaligen Mitarbeiter, dass auch Brigitte Pollak der Einladung gefolgt war. Die Witwe des 1985 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Firmengründers Horst Pollak dokumentierte damit den Zusammenhalt des großen Familienbetriebes auch weit über dessen Ende hinaus.
Es war quasi der Anfang vom Ende, als Horst Pollak am 16. April 1985 sein Leichtflugzeug von einer Spielwarenmesse in Wien auf den heimischen Flugplatz Haßfurt zusteuerte. Bei starkem Nebel verlor er bei Zell am Ebersberg die Kontrolle über sein Fluggerät und stürzte ab. Pollak starb, der aufkommende Boom mit der Lehmann-Gartenbahn (LGB) jedoch sicherte seinem Unternehmen in den nächsten Jahren zunächst noch das Überleben. Die Grenzöffnung brachte erhebliche Veränderungen mit sich. Produktionszweige wurden ausgelagert, das Ende nahte.
Horst Pollak war ein typischer Vertreter des Wirtschaftswunders in Deutschland gewesen. Aus Wuppertal stammend, hatte er zunächst Spielwaren-Einzelhandelskaufmann gelernt. Dann war er als Modelleisenbahnanlagenbauer beim heute noch existierenden Unternehmen Fleischmann in Nürnberg beschäftigt. In Heimarbeit fertigte seine Familie Bäume, Hecken und Zäune für die zu dieser Zeit immer stärker nachgefragten Modellbahnen.
Auf einer Messe in Nürnberg lernte er seine spätere Frau, Brigitte Eckart kennen. Deren Mutter war die Inhaberin eines Spielwarengeschäfts in Schweinfurt, die „Bunte Truhe“. Daraufhin verlegte Pollak seine eigene Produktion 1957 nach Schweinfurt und meldete in Verkürzung seines Namens die Firma Pola als Gewerbe an. Hier ließ er erstmals aus starker Pappe auch eine Kirche, eine Bäckerei und ein Gebirgshaus stanzen. Danach schaffte er seine erste Spritzgußmaschine an. Die Fachzeitschrift Echo titelte schon 1959: „Ein Exportschlager aus Schweinfurt – Modellbahnzubehör aus Plastik“. Die USA sollten ein wichtiger Markt werden.
Pollak musste erweitern. Da kam ihm das Angebot einer aufgegebenen Schuhfabrik in Rothhausen gerade recht. Hier konnte er ab 1963 Planung, Fertigung und Büro unter einem Dach vereinen. Immer neue Ideen verwirklichte Pollak, das brennende Finanzamt etwa, aus dem echter Rauch aufstieg. Anfang der 70er Jahre wurde eine eigene Fertigungshalle mit Lager gebaut.
Diese und weitere Anekdoten wurden auch beim Ehemaligen-Treffen diskutiert. Dessen ältester Teilnehmer war Wilhelm Knorr aus Volkershausen. Der 97-jährige hatte schon die Anfänge miterlebt und war ein begehrter Gesprächspartner. Natürlich sollen solche Mitarbeitertreffen wiederholt werden.