Der Seniorenfasching des Karneval-Vereins Blau-Weiß und der Marktgemeinde in der Schwedenberghalle ist eine Tradition und soll den älteren Mitbürgern die Möglichkeit geben, außerhalb der turbulenten Prunksitzungen die Fastnacht zu genießen – und zu staunen. Denn am opulenten Programm wurde auch hier nicht gespart.

Der gut gelaunte Sitzungspräsident Enrico Langhärig hieß Gäste und Akteure willkommen. Mit dem Einzug der Garde schwebte auch das Prinzenpaar ein, André I. und Judith I.Nagelsmann, richtig, Bruder und Schwager des Fußball-Bundestrainers. Beide Partner sind ebenfalls sportlich orientiert, denn wer läuft schon zu Fuß von München nach Venedig? Und augenscheinlich haben sich beide auch dem Frohsinn verschrieben.

Die „Walpurgis-Nacht“ brach mit der Bambini-Garde herein, die Blau-Weiß Kids, die ihre Künste bei Annabell und Melanie Seit erlernten. Erster Beifall rauschte für den Hexentanz. „Bei die Omma“ gibt es nicht nur Kuchen, sondern auch deftigen Dorf-Tratsch wussten die „Young Höwels“. Kevin will kein Buch zum Geburtstag, höchstens das Sparbuch von Omma. Danach wartete Tanzmariechen Samira Vierheilig mit einem Solo-Tanz auf, den sie mit Charme und Elan zelebrierte. Bezaubernd.

Bürgermeister Johannes Krumm und seine Stellvertreterin Christine Neeb-Wittmann sprachen ein Grußwort, in dem sie dem Pfarrgemeinderat für dessen Unterstützung dankten und dem Publikum viel Spaß wünschten. Man möge mit dem Applaus nicht knausern, denn er ist des Künstlers Lohn, baten beide. Beide Kommunalpolitiker nahmen den Blau-Weiß-Orden entgegen.

Der „Mittwochs-Stammtisch“ der Frauen war – man vermutete es schon – ein einziger Lästerkatalog. Keine Kaufflächen mehr im Dorf und keine Bank mehr, viele Vereine sind im Ort schon weggefallen. Und überhaupt: Wen soll man wählen am kommenden Sonntag? Not oder Elend? Schwamm drüber, der zackige, exakte Gardetanz der Blau-Weiß-Prinzengarde war die richtige Antwort auf die Meckerei.

Nach der Pause war es Björn Rasch, ein Alleskönner, der seiner Frau sogar das Essen kochte, das sie verschmähte, weil es wie Hundefutter schmeckte. War es auch. Aber es stand doch auf der Dose „Für deinen Liebling“. Hier knüpfte die Juniorengarde mit einer gelungenen Präsentation an, um dann den Platz freizugeben für „Ivo Hauer“ (den Wandelbaren), der Märchen erzählte. Allerdings beklagte er sich auch über die Distanzierungen, die um sich greifen. Warum darf ein Zigeunerschnitzel nicht mehr so heißen? Toleranz wäre angesagt. Seltsame Gestalten sah das Publikum danach, die, schwarz gekleidet, nur durch eine auf den Körper montierte Lichterkette sichtbar wurden. Außerirdische? Nein, die Konturen-Idee hatte das Blau-Weiß-Männerballett und damit den Erfolg. Eine quicklebendige pink-schwarze Tanz-Show zu Pop-Rhythmen lieferte die Jugendshow-Tanzgruppe ab und erntete dafür den verdienten Applaus.

„Ich – bin der Teufel“. Lina Rasch war die junge, hübsche Teufelin, die nichts und niemanden verschonte mit ihrer Häme und ihrem Spott am Fasching allgemein, an der Prinzessin, dem Elferrat und den Politikern. Kommt in die Hölle, da ist wirklich was los. Die kleine Teufelin hielt so manchem den Spiegel vor die Augen – und verfiel am Ende dann doch dem Fasching. Der tolle Beitrag, dessen Text sie fehlerfrei auswendig zitierte, stammte von einer Zwölfjährigen, die Mama und Papa trainieren. Der letzte Auftritt gehörte der blau-weißen Showtanzgruppe, die für ihre aufwendig-kreativen Präsentationen bekannt ist. Heuer als Graf Dracula mit seinen Helferinnen unterwegs, zeigten die Akteure nur zu gerne die Zähne, die sie so gerne in die Hälse schlagen in einem schaurig-schönen, spektakulären Gruseltanz.

